„liveblog“ Nahost-Krieg 31.01.2024 ++ EU-Mission im Roten Meer startet Mitte Februar ++
31. Januar 2024Die EU will bis Mitte Februar mit einem Einsatz der Marine im Roten Meer beginnen. Im Gazastreifen ist einem Medienbericht zufolge mindestens die Hälfte aller Gebäude beschädigt oder zerstört.
- EU will bis Mitte Februar Einsatz im Roten Meer starten
- BBC: Mindestens Hälfte der Gaza-Gebäude beschädigt oder zerstört
- Israel will Sicherheitsverantwortung in Gaza behalten
18:05 Uhr
Baerbock macht Geld für UNRWA von weiteren Untersuchungen abhängig
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) macht weitere Finanzmittel für das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA von Untersuchungen durch die Vereinten Nationen abhängig. Daran müssten auch europäische Akteure beteiligt werden, sagte Baerbock im Bundestag. Sie räumte ein, dass die Situation derzeit schwierig sei, weil UNRWA für die Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen benötigt werde, zugleich aber schwere Vorwürfe gegen die Organisation vorlägen.
WHO-Chef: Finanzierung des Palästinenserhilfswerks nicht einstellen
Ohne die humanitäre Arbeit des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) befürchtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Gazastreifen eine Katastrophe. Keine andere Organisation habe die Kapazität, im gleichen Umfang Hilfe für die 2,2 Millionen Menschen im Gazastreifen zu leisten, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. Er appellierte an alle Länder, ihre Zahlungen an das UNRWA aufrechtzuerhalten.
Mehrere westliche Länder haben die Zahlungen vorübergehend eingestellt, darunter die beiden größten Geldgeber, die USA und Deutschland. Dies geht auf Vorwürfe zurück, dass Beschäftigte des Hilfswerks direkt oder indirekt an den Terrorakten der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober 2023 in Israel beteiligt gewesen sein sollen.
EU will bis 17. Februar Einsatz im Roten Meer starten
Die EU will innerhalb von drei Wochen mit einem Einsatz der Marine im Roten Meer zur Abwehr von Angriffen der jemenitischen Huthi-Milizen beginnen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell teilte mit, die Mission solle bis zum 17. Februar begonnen haben. Nach Behördenangaben wollen sieben EU-Mitgliedsstaaten Schiffe oder Flugzeuge für den Einsatz bereitstellen.
Das Verteidigungsministerium bereitet nach Angaben von Verteidigungsstaatssekretärin Siemtje Möller eine zügige deutsche Beteiligung an dem geplanten EU-Militäreinsatz vor. Direkt im Anschluss an den EU-Beschluss zu der Mission könne es dann eine beschleunigte Befassung des Bundestages geben, sagte die SPD-Politikerin am Rande eines informellen EU-Verteidigungsministertreffens in Brüssel.
13:55 Uhr
Regierung plant für deutsche Beteiligung an Anti-Huthi-Einsatz
Das Verteidigungsministerium bereitet eine zügige deutsche Beteiligung an dem geplanten EU-Militäreinsatz zur Sicherung der Handelsschifffahrt im Roten Meer vor. Nach Angaben von Verteidigungsstaatssekretärin Siemtje Möller wird spätestens am 19. Februar ein EU-Beschluss zu der Mission erwartet. Direkt im Anschluss könne es dann eine beschleunigte Befassung des Bundestages geben, sagte die SPD-Politikerin am Rande eines informellen EU-Verteidigungsministertreffens in Brüssel.
Die Pläne für den EU-Militäreinsatz sehen vor, mehrere europäische Kriegsschiffe und luftgestützte Frühwarnsysteme zum Schutz von Frachtschiffen in die Region zu entsenden.
Huthi beschießen erneut US-Kriegsschiff
Jemenitische Huthi-Milizen haben erneut ein US-Kriegsschiff ins Visier genommen. Der US-Zerstörer „USS Gravely“ habe am Dienstagabend eine Anti-Schiffsrakete der Huthi abgefangen, teilte das US-Zentralkommando mit. Schäden oder Verletzte habe es nicht gegeben. Huthi-Sprecher Jahja Sari sprach dennoch von einem Erfolg. Die Huthi hätten mehrere Raketen abgefeuert, sagte er. Die US-Seite hat dies nicht bestätigt. In der Vergangenheit erwiesen sich Angaben der vom Iran unterstützen Huthi wiederholt als übertrieben. Einige ihrer Geschosse schlugen an Land ein oder erreichten ihr Ziel nicht.
Hamas-Behörde meldet fast 27.000 Todesopfer
Mindestens 26.900 Palästinenser sind nach Angaben der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen seit Beginn des Krieges getötet worden. Die Behörde wird von der militant-islamistischen Terrororganisation Hamas kontrolliert. Knapp 66.000 Menschen seien zudem bei den israelischen Angriffen seit dem 7. Oktober verletzt worden, teilte die Behörde weiter mit. Die Angriffe sind eine Reaktion auf das von der Hamas an diesem Tag verübte Massaker in Israel. Die gemeldeten Zahlen lassen sich nicht von unabhängiger Stelle überprüfen.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Israels Militär: 25 weitere Extremisten in getötet
Israelische Streitkräfte haben nach eigenen Angaben innerhalb von 24 Stunden bei Kämpfen im Gazastreifen mindestens 25 militante Palästinenser getötet. Im nördlichen Abschnitt des Küstengebiets hätten Soldaten mehr als 15 Mitglieder der Hamas getötet, teilte das Militär mit. Im Zentrum habe die Armee mindestens zehn weitere Bewaffnete getötet. In den eigenen Reihe seien drei Soldaten gefallen, hieß es.
Bei einer Razzia in einer Schule hätten israelische Einsatzkräfte zudem zehn Mitglieder der Terrororganisation Islamischer Dschihad festgenommen. Diese hätten die Schule als Versteck genutzt.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Hisbollah im Irak will Angriffe auf US-Truppen aussetzen
Im Irak hat die proiranische Miliz Kataib Hisbollah angekündigt, ihre Angriffe auf US-Militärstützpunkte in der Region auszusetzen. Die Gruppe wolle eine „Blamage“ für die irakische Regierung verhindern, hieß es in einer Erklärung, die am späten Dienstagabend über Telegram verbreitet wurde. Seit Beginn des Kriegs in Nahost hatten proiranische Milizen fast täglich Angriffe auf US-Militärstützpunkte im Irak und in Syrien verübt. Die US-Regierung reagierte darauf mit Luftangriffen in beiden Ländern.
Schulze gegen Ende der Hilfen für UNRWA
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze will Hilfszahlungen an das UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA) nicht dauerhaft einstellen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir bei dem Leid und der Not, die da gerade in dieser Region ist, nicht mehr unterstützen. Wir werden da helfen müssen“, sagte Schulze in der Sendung „Frühstart“ im Fernsender RTL/N-TV. „Wir haben keine anderen Strukturen, die da gerade unterstützen können. Also kurzfristig ist da gar nichts zu machen“, so Schulze. Längerfristig müsse sich das Hilfswerk aber verändern. Organisationen wie die Hamas dürften nicht über UN-Gelder unterstützt werden, unterstrich die Ministerin.
Huthi wollen britische und US-Schiffe weiter angriffen
Die vom Iran unterstützten Huthi haben angekündigt, weiterhin US-amerikanische und britische Kriegsschiffe im Roten Meer zur „Selbstverteidigung“ angreifen zu wollen. Das teilte der Sprecher der Miliz in einer Erklärung mit, die vom jemenitischen Fernsehsender Al-Massirah TV übertragen wurde. Weiter hieß es, die Miliz habe Raketen auf das US-Kriegsschiff USS „Gravely“ abgefeuert. Am Dienstagabend sagte das Zentralkommando des US-Militärs, sie hätten eine Schiffsabwehrrakete abgeschossen, die aus dem Jemen in Richtung des Roten Meeres abgefeuert worden sei.
BBC: Mindestens Hälfte der Gaza-Gebäude beschädigt oder zerstört
Fast vier Monate nach Beginn des Krieges im Gazastreifen ist einem Medienbericht zufolge mindestens die Hälfte aller Gebäude in dem Küstenstreifen am Mittelmeer beschädigt oder zerstört. Wie der Sender BBC am Dienstag nach Auswertung von Satellitendaten berichtete, seien zwischen 144.000 und 175.000 Gebäude beschädigt oder zerstört. Das seien zwischen 50 und 61 Prozent aller Gebäude in dem Küstengebiet.
Die Aufnahmen belegten zudem, dass sich die Bombardierung des südlichen und zentralen Gazastreifens seit Anfang Dezember intensiviert habe, wobei die weiter heftig umkämpfte Stadt Chan Yunis im Süden des Küstengebiets besonders stark betroffen sei.
Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen, Schraffur: Israelische Armee
UN-Sicherheitsrat: Humanitäre Hilfe für Gaza rasch ausweiten
Der UN-Sicherheitsrat hat Sofortmaßnahmen für eine Ausweitung humanitärer Hilfslieferungen an die Zivilbevölkerung im Gazastreifen gefordert. „Die desolate und sich rapide verschlimmernde humanitäre Situation“ in dem Territorium sei besorgniserregend, hieß es in einer Erklärung des mächtigsten UN-Gremiums, die vor Reportern in New York verlesen wurde.
Der Rat drängte sämtliche Akteure zu Absprachen mit der neuen UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe für Notleidende im Gazastreifen, Sigrid Kaag. Sie bemüht sich aktuell um beschleunigte Lieferungen von Hilfsgütern an Hunderttausende Zivilisten, die auf Lebensmittel, Wasservorräte, Medikamente und andere Unterstützung angewiesen sind.
US-Streitkräfte zerstören Huthi-Rakete
Das US-Militär hat nach eigenen Angaben erneut eine Schiffsabwehrrakete der militant-islamistischen Huthi zerstört. Das Geschoss sei am späten Abend (Ortszeit) aus dem von der Miliz kontrollierten Gebiet im Jemen in Richtung des Roten Meeres abgefeuert worden, teilte das Zentralkommando der Vereinigten Staaten auf dem Online-Portal X (früher Twitter) mit. Den Angaben zufolge gab es keine Verletzten oder Sachschäden.
UN-Organisationen warnen vor „katastrophalen“ Folgen ausbleibender Mittel für UNRWA
Mehrere UN-Organisationen haben vor einem Stopp der Finanzierung des massiv in die Kritik geratenen UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA gewarnt. „Die Entscheidungen von mehreren Mitgliedstaaten, die Mittel für UNRWA auszusetzen, werden katastrophale Folgen für die Menschen im Gazastreifen haben“, erklärten die Leiter von einer Reihe von UN-Organisationen in einer gemeinsamen Stellungnahme. „UNRWA Mittel zu entziehen, ist gefährlich und würde zu einem Zusammenbruch des humanitären Systems im Gazastreifen führen.“
Dies hätte „weitreichende“ humanitäre Konsequenzen und Konsequenzen mit Blick auf die Menschenrechte in den besetzten Palästinensergebieten und in der gesamten Region, heißt es in der Erklärung des sogenannten Ständigen interinstitutionellen Ausschusses der Vereinten Nationen. „Die Welt darf die Menschen im Gazastreifen nicht im Stich lassen.“
Israel will auf Jahre Sicherheitsverantwortung in Gaza behalten
Im Streit über eine Zweistaatenlösung im Nahost-Konflikt hat Israels Außenminister erneut betont, dass sein Land noch einige Jahre lang die Sicherheitsverantwortung im Gazastreifen behalten will. Dies gelte solange, „bis wir sicher sind, dass wir nicht mehr von den Einwohnern von Gaza getötet werden“, sagte Israel Katz der „Bild“-Zeitung, Welt TV sowie Politico. Mit Blick auf den Terrorüberfall der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober mit etwa 1.200 Toten sagte Katz: „Die neuen ‚Nazis‘ sind die Hamas, die eliminiert werden muss.“
Israels Botschaft zum Holocaust-Gedenktag in dieser Woche laute: „Es muss klar sein, dass das, was passiert ist, sich nicht wiederholen darf.“ Zu Ratschlägen unter anderem aus Washington oder Berlin zu einer Zweistaatenlösung im Nahost-Konflikt mit den Palästinensern sagte Katz: „Es ist absolut absurd, dass man nach all dem, was passiert ist, heute Israel vorschreibt, dass eine Zweistaatenlösung das Richtige ist.“ Angesichts der Tatsache, dass Palästinenser Juden getötet hätten, werde man nicht Palästinensern die Aufgabe übertragen, künftig für die Sicherheit von Juden zuständig zu sein.