Ribnitz-Damgarten: Erneuter Fall von „Love-Scamming“
20. Februar 2024Vom Opfer zur Täterin – so erging es einer 57-Jährigen aus der Nähe von Ribnitz-Damgarten. Alles begann harmlos und für sie vielversprechend vor mehr als zwei Jahren mit einer Online-Bekanntschaft. Gegen die eigentlich Betrogene wird nun wegen des Verdachts der Geldwäsche ermittelt.
Der Mann, den die Frau auf einer Datingplattform kennengelernt hatte, besaß angeblich einen deutschen Namen und stamme aus der Region. Für das Opfer schien alles plausibel. Die beiden schrieben sich regelmäßig und mehrmals täglich über einen Messengerdienst. Zum persönlichen Kontakt kam es dabei aber nie. Für die 57-Jährige war es nach eigenen Angaben dennoch eine Beziehung, sie war verliebt. Nur wenige Monate nach dem ersten Kontakt erklärte der Mann, dass er beruflich ins Ausland müsse. Für angebliche Dokumente, um später Diamanten nach Deutschland einführen zu können, brauche er finanzielle Unterstützung.
90.000 Euro weg
Dafür schickte sie ihm immer wieder Geld. Erst ihr Erspartes, später nahm sie Kredite auf. Um diese abzulösen, belastete sie am Ende auch ihr Haus mit einer Hypothek. Insgesamt verlor sie so etwa 90.000 Euro. Irgendwann teilte sie ihrer Internetbekanntschaft mit, dass sie kein Geld mehr habe. Für ihn kein Problem. Sie solle sich keine Sorgen machen. Der Kontakt blieb weiterhin bestehen. Im Frühjahr 2023 brauchte der Mann wieder Unterstützung. Er bat dieses Mal jedoch nicht um Geld.
Opfer macht sich mit Geld-Transfers selbst strafbar
Stattdessen war die Rede von einem ebenfalls deutschen Mittelsmann, der Geld auf das Konto der 57-Jährigen überweisen wolle. Über den Online-Zahlungsdienst PayPal sollte die Frau das Geld dann weitergeben. Immer wieder bekam sie verschiedene Geldbeträge überwiesen und sollte diese in kleineren, gesplitteten Summen an unterschiedliche E-Mailadressen senden. Jetzt wird gegen die eigentlich Betrogene selbst ermittelt – wegen Geldwäsche. Insgesamt fast 100.000 Euro soll sie im Auftrag transferiert haben.
Love-Scamming: Perfide Masche mit Gefühlen
Beim „Love-Scamming“ nehmen die Täter meist Kontakt zu alleinstehenden Personen über soziale Netzwerke auf und versuchen, eine – oft romantische – Beziehung aufzubauen. Ziel der Betrüger ist es, durch das Vorgaukeln starker Gefühle, das Gegenüber emotional so zu beeinflussen, dass es Geld zahlt. Sobald der Betrug auffällt oder keine Zahlungen mehr erfolgen, wird der Kontakt abgebrochen.
Zahlreiche Betrugsfälle
Die Täter sitzen in den meisten Fällen im Ausland. In den vergangenen zwei Jahren gab es allein im Bereich des Polizeipräsidiums Neubrandenburg mehr als 90 solcher Betrugsfälle, die zur Anzeige gebracht wurden. Der Schaden beläuft sich auf mehr als 700.000 Euro. Betroffen sind oftmals Frauen und Männer ab 50 Jahren.