Greifswalder gründet ersten Cannabis-Verein in MV

Greifswalder gründet ersten Cannabis-Verein in MV

18. März 2024 Aus Von mvp-web
Stand: 18.03.2024 14:16 Uhr

In einem Technologiezentrum in Greifswald will Marc Thalus für rund 90 Vereinsmitglieder Cannabis anpflanzen. Doch es gibt ein Problem bei dem Standort: in Sichtweite befindet sich ein Spielplatz.

von Christin Lachmann

Eine vorinstallierte Lüftungsanlage, Starkstromanschlüsse und Wasserleitungen: In diesem Forschungslabor eines Greifswalder Technologiezentrums gebe es die perfekten Bedingungen für eine Cannabis-Anzucht, erklärt Marc Thalus, während er durch den rund 80 Quadratmeter großen Raum schreitet.

Erster Cannnabis-Social-Club Vorpommerns

Der 34-Jährige gründete schon 2022 Mecklenburg-Vorpommerns ersten Cannabis-Social-Club, als konkrete Pläne der Teillegalisierung von Cannabis bekannt wurden. Nach einigem politischen Ringen hat der Bundestag Ende Februar den Gesetzentwurf der Bundesregierung „zum kontrollierten Umgang mit Cannabis“ gebilligt. Nach dem neuen Gesetz dürfen Erwachsene ab dem 1. April bis zu 25 Gramm Cannabis als Eigenbedarf mit sich führen. Ab dem 1. Juli können Anbauvereinigungen, sogenannte Cannabis-Social-Clubs wie Marc Thalus einen gegründet hat, THC-haltige Hanfpflanzen selbst anbauen. Noch ist aber nicht klar, ob das Gesetz wirklich ab dem 1. April gilt. Ende dieser Woche wird der Bundesrat darüber beraten. Mehrere Länder haben Widerstand angekündigt.

 

Cannabis: Was bedeutet die Teil-Legalisierung in Deutschland?

Besitz und Erwerb von Cannabis soll ab 1. April teilweise legal werden. Der Bundestag hat ein entsprechendes Gesetz beschlossen.

Acht bis neun Kilo Cannabis pro Ernte möglich

Marc Thalus wünscht sich, dass er ab Juli mit der Anpflanzung beginnen kann. Sein Club zählt mittlerweile fast 90 Vereinsmitglieder aus ganz Vorpommern. Die Anfragen steigen weiterhin. Das habe auch Auswirkungen auf den Anbauplan: „Wir wollten bis vor Kurzem erst vier bis fünf Kilogramm pro Ernte produzieren. Das wäre alle drei Monate. Mittlerweile ist die Nachfrage aber extrem gestiegen, und der Bedarf der Mitglieder im Verhältnis zum Normalbedarf ist ebenfalls hoch. Wir müssen mit einer Anlage für acht bis neun Kilo planen.“

Mindestabstand zu Kinder- und Jugendeinrichtungen

Diese Mengen seien in dem Forschungslabor, das Thalus anmieten will, auch möglich. Doch es gibt ein Problem: In unmittelbarer Nähe zu dem Technologiezentrum befindet sich ein öffentlicher Spielplatz. Das Gesetz sieht vor, dass Anbauvereinigungen einen Mindestabstand von 200 Metern zu Schulen und anderen Kinder- und Jugendeinrichtungen einhalten müssen. Dazu zählen auch Spielplätze. Zwischen dem Forschungslabor und dem Spielplatz liegen 120 Meter Abstand. Wie viel Spielraum eine Kommune bei den Vorgaben für Anbauvereinigungen haben wird, ist noch nicht geklärt. Marc Thalus steht dazu bereits mit der Stadt Greifswald in Kontakt.

Vereinsgründer hofft auf Sondergenehmigung

 

Der Spielplatz befindet sich direkt gegenüber des Technologiezentrums.

Die Verwaltung zeigt sich offen für eine Sondergenehmigung. Auf Anfrage des NDR heißt es: „Der Leiter der Abteilung Wirtschaft und Tourismus geht davon aus, dass, wenn die Stadt Interpretationsspielraum hat, berücksichtigt wird, dass es sich hier um ein Forschungsgebäude mit S2-Laboren handelt, in denen auch mit weitaus gefährlicheren Substanzen (bspw. Affenpocken, Anm. d. Red.) experimentiert werden kann.“ Zudem müsse zwischen Produktion und Konsum unterschieden werden. Zwar soll die Parkanlage Rosengarten rund um den Spielplatz noch in diesem Jahr umgestaltet werden. Allerdings ist aufgrund des Denkmalschutzes ausgeschlossen, dass der Spielplatz um einige Meter nach hinten verlegt wird.

Sicherheitsstandard des Labors ideal

Marc Thalus bleibt erst einmal nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass der Stadt ein gesetzlicher Spielraum ermöglicht wird. „Sollte das nicht funktionieren, haben wir natürlich ein großes Problem. Weil dieses Labor auch einen sehr hohen Sicherheitsstandard aufweist. Und wenn wir das selbst am Ortsrand in irgendeiner Halle erzeugen müssen, hätten wir das Problem, dass wir erstmal 50.000 bis 60.000 Euro auftreiben müssten, um diesen Sicherheitsstandard zu gewähren. Zusätzlich müssten wir noch die Kosten für die Anlage aufbringen“, rechnet der Greifswalder vor. Für ihn heißt es daher erst einmal: abwarten statt anpflanzen.