So können Sie FFP2-Masken wiederverwenden
17. Januar 202115:23:06
Anders als Alltagsmasken sollen FFP2-Masken nicht wiederverwendet werden. Da sie recht teuer sind, benutzen viele Menschen sie trotzdem mehrfach. Dabei sollten jedoch einige Dinge berücksichtigt werden.
Von Dominik Lauck, tagesschau.de
Welche Besonderheiten gelten beim Tragen einer FFP2-Maske?
FFP2-Masken – ebenso wie ähnliche hochwertigere Atemschutzmasken der Klassen N95 oder KN95 – sind dichter als Mund-Nase-Masken. Sie filtern somit mehr und auch kleinere Partikel und bieten daher mehr Schutz für den Träger. Allerdings ist der Schutzeffekt nur dann umfassend gewährleistet, wenn die Maske durchgehend und dicht sitzend getragen wird.
Das dichtere Material erhöht den Atemwiderstand. Gerade für ältere Menschen oder Kinder kann das gesundheitliche Auswirkungen haben. Deshalb sollten FFP2-Masken nach allgemeiner Empfehlung maximal 75 Minuten durchgehend getragen werden – mit anschließender 30-minütiger Pause.
Ursprünglich sind solche Masken für den Arbeitsschutz gedacht, zum Beispiel im medizinischen Bereich. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin rät daher von der privaten Nutzung ab. Das RKI empfiehlt, FFP2-Masken „grundsätzlich nur nach sorgfältiger Abwägung von potentiellem Nutzen und unerwünschten Wirkungen“ zu tragen.
Ein Problem haben Bartträger. Denn die Luft nimmt beim Ein- und Ausatmen immer den einfachsten Weg. Wenn sie ungefiltert an den Seiten der Maske vorbeiströmt, dann schützt die FFP2-Maske nicht vor einer Ansteckung mit dem Sars-CoV-2-Erreger. Dann „ist sie nicht wirksamer als eine einfache Maske“, erläutert Christof Asbach, Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung. „Im Grunde bleibt eigentlich nur die Möglichkeit, sich zu rasieren.“
Außerdem sollten FFP2-Masken grundsätzlich nicht mehrfach verwendet werden, da es sich in der Regel um Einmalprodukte handelt – zu erkennen am Aufdruck NR. Das steht für „non-reusable“, zu deutsch nicht wiederverwendbar.
Für Bartträger sind FFP2-Masken ein Problem: Denn die Masken müssen dicht am Gesicht ansitzen. Experten raten daher, sich zu rasieren.
Können FFP2-Masken wiederverwendet werden?
Sie sind dafür nicht konzipiert. FFP2-Masken sind für den Arbeitsschutz gemacht und halten in der Gesamtsumme mindestens acht Stunden. Man kann die Zeit beim Tragen auch aufaddieren – etwa wenn man sie nur beim Busfahren und beim Einkaufen trägt. Ein Problem: Die Fasern der FFP2-Masken sind elektrisch geladen, um den Filtereffekt zu vergrößern. Mit der Zeit nutzt sich die Ladung aber ab.
Da FFP2-Masken recht teuer sind – in Apotheken werden sie dieser Tage meist zu einem Stückpreis von rund fünf Euro verkauft -, nutzen viele Laien die Masken oft mehrfach und auch an mehreren Tagen. Das wissen auch die Experten, die davon eigentlich abraten.
Deshalb förderte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) an der Fachhochschule (FH) und an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ein Projekt, das die Wiederverwendbarkeit untersuchte. Die Forscher prüften Verfahren, die das Infektionsrisiko bei der Mehrfachverwendung verringern sollen. Die Ergebnisse haben sie in einem anschaulichen Flyer veröffentlicht, der als PDF auf der Seite der FH Münster abrufbar ist.
Was muss beim Wiederverwenden beachtet werden?
Wer FFP2-Masken wiederverwendet, sollte dazu immer seine eigene Maske nehmen. Oberste Regel laut der Münsteraner Forscher: keine Masken tauschen, auch nicht innerhalb der Familie. Jeder Träger hinterlässt Erreger der eigenen Nasen-, Rachen- und Hautflora auf der Maske. Die lässt sich kaum vernichten.
FFP2-Masken können de facto nicht gereinigt werden. Mit den Maßnahmen, die die Forscher vorschlagen, werden Schmutz oder Körperflüssigkeiten nicht entfernt. Wenn die Masken jedoch desinfiziert werden, funktionieren sie immer noch. Allerdings ist das keine Dauerlösung. Deshalb sollten FFP2-Masken nach maximal fünf Desinfektionen nicht mehr verwendet werden. Wichtig ist auch, dass eine Maske insgesamt nicht länger als etwa acht Stunden getragen wird. Und auch wenn sie durchfeuchtet ist, muss sie entsorgt werden.
Wie können FFP2-Masken desinfiziert werden?
Das Coronavirus hält sich bei Raumtemperatur erstaunlich lang auf Oberflächen, auch auf einer FFP2-Maske. Daher sollte man eine FFP2-Maske idealerweise nur einen Tag lang nutzen und sie anschließend eine Woche lang zur Seite legen. „In dieser Zeit verlieren potenziell auf den Masken befindliche Viren weitestgehend ihre Infektiosität, so dass anschließend eine Wiederverwendung möglich ist“, erklärt Stephan Ludwig, Direktor des Uni-Instituts für Molekulare Virologie in Münster.
Für einen geschlossen Kreislauf sind demnach sieben Masken pro Person notwendig. Die Forscher empfehlen, die Masken zum Beispiel an einem Haken oder Nagel an der Wand aufzuhängen – bei mehreren Personen im Haushalt streng getrennt nach Maskenträger. Wichtig: Küche oder Bad eignen sich nicht zum aufhängen, da dort die Raumluft in der Regel zu feucht ist. Man kann die Masken auch auf einer Wäscheleine aufhängen.
Wer die Regenerationszeit von einer Woche verkürzen will, ohne dass der Schutz gegen das Coronavirus verloren geht, kann laut der Studie die Maske bei 80 Grad Celsius erhitzen. „Sars-CoV-2 zählt zu den behüllten Viren, und diese reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen“, erläutert Martin Kreyenschmidt, Leiter des Instituts für Konstruktions- und Funktionsmaterialien der FH Münster. Um die Viren, nicht aber die Masken zu zerstören, ist es am besten, wenn FFP2-Masken für eine Stunde konstant bei 80 Grad Celsius thermisch behandelt werden.
Kann ich die Masken im Backofen erhitzen?
Ja, allerdings sollte die Maske zuvor mindestens einen Tag lang an der Luft trocknen. Wichtig ist, darauf zu achten, dass die 80 Grad auch durchgehend eingehalten werden. Das lässt sich zum Beispiel mit einem guten Bratentherometer kontrollieren. Temperaturen unter 80 Grad machen dem Coronavirus nichts aus. Auch andere Bakterien oder Pilze können bei niedrigen Temperaturen nicht unschädlich gemacht werden.
Der Backofen sollte allerdings auch nicht auf deutlich mehr als 80 Grad erhitzt werden. Viele FFP2-Masken verformen sich schon ab 90 Grad und erleiden Materialschäden, die nicht sichtbar sind. Das Forscherteam empfiehlt, den Backofen auf Ober- und Unterhitze einzustellen. Bei Umluft hingegen könnten sich die Sars-CoV-2-Erreger im Ofen durch den Luftzug verbreiten.
Auch die Desinfektion mit einem elektrischen Reiskocher ist wohl möglich. Die US-Wissenschaftsgesellschaft ACS hat dazu N95-Masken im Reiskocher ohne Wasser eine Stunde lang erhitzt. Die Masken müssten dabei auf einem Handtuch liegen, schrieben sie. Denn sonst würde die Bodenplatte des Kochers ohne Wasser deutlich heißer als 100 Grad werden, was die aufliegende Maske nicht überstehen würde. Die Maske habe diese Prozedur mehrmals ohne Beeinträchtigung der Filterleistung überstanden, hieß es. Unklar ist jedoch, wie oft der Reiskocher den Trockenbetrieb mitmacht, denn dafür ist er nicht konzipiert.
Forscher in Münster haben die Reiskocher-Methode nicht selbst getestet. „Wir können daher keine Aussage dazu machen, ob die Filtrationsleistung der FFP2-Masken nach Anwendung der jeweiligen Methode nachlässt“, erklärten sie. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach empfahl seinen mehr als 340.000 Followern auf Twitter diese Methode.
Was ist mit Mikrowelle, Waschmaschine oder UV-Lampe?
Die sind alle nicht geeignet. Denn die Wirkung einer Mikrowelle hängt davon ab, wie feucht die Maske ist. Sie erzeugt unterschiedliche Temperaturen in unterschiedlichen Materialien. Daher ist eine gleichmäßige Desinfektion nicht gewährleistet. Zudem können nicht sichtbare Materialschäden verursacht und die Filterleistung beeinträchtigt werden.
In der Waschmaschine werden die Masken sehr stark mechanisch belastet und kommen mit Waschmittel in Kontakt. Beides kann die Masken beschädigen oder die Filterleistung des Vlies beeinflussen. Ähnliches gilt auch für Spülmaschinen. Dabei können sich Schaumstoffpolster lösen und die Elastizität der Haltebänder beeinträchtigt werden.
UV-Licht inaktiviert zwar die Erreger, es wirkt aber nur bei direkter Lichteinstrahlung und daher nur auf der Maskenoberfläche. Viren, die sich in der Maske befinden, werden kaum inaktiviert. Zudem kann das UV-Licht negative Auswirkungen auf die Kunststoffe der Maske haben.
Auch andere Methoden sind bei der FH Münster durchgefallen: Die FFP2-Masken sollten daher auch nicht im Kochtopf desinfiziert werden, weil das die Materialien schädigt.
Was muss man sonst noch zu FFP2-Masken wissen?
Welche Vorteile FFP2-Masken bieten, wie sie richtig getragen werden oder woran geprüfte Masken zu erkennen sind, haben wir in einem gesonderten FAQ bereits beantwortet.