Firmen entwickeln digitalen Impfpass

18. Januar 2021 Aus Von mvp-web

15:35:22
Microsoft, Oracle und Salesforce arbeiten an einem digitalen Impfpass. Sie nehmen an, dass dieser in den kommenden Wochen wichtig werden dürfte – sobald mehr Menschen geimpft sind.

Von Marcus Schuler, ARD-Studio Los Angeles

Nach dem Lockdown folgt irgendwann die Rückkehr an Schulen, an den Arbeitsplatz und zu Kulturveranstaltungen. Um diesen Übergang zu erleichtern, arbeitet ein Verbund von Technologiefirmen und Gesundheitsorganisationen an einem digitalen Nachweis einer Corona-Schutzimpfung – an einem Impfpass.

Der Pass soll ganz einfach funktionieren: Nach erfolgreicher Impfung wird ein digitales Zertifikat im Smartphone des Nutzers oder der Nutzerin abgespeichert – dort, wo sich jetzt auch schon Kreditkarten oder Flugtickets befinden. Menschen, die kein Smartphone haben, sollen einen fälschungssicheren QR-Code auf Papier erhalten.

Mehrere Initiativen im Spiel

Die am vergangenen Donnerstag gegründete Initiative aus Unternehmen wie Microsoft, Salesforce und Oracle ist nicht die einzige, die einen digitalen Impfpass entwickeln will. Es ist aber sicherlich die bekannteste. Commonpass ist ein anderes Konsortium, bei dem auch die deutsche Lufthansa mitmacht.

„Wir stehen erst ganz am Anfang“, sagt Dakota Gruener. Sie leitet in New York die gemeinnützige Organisation ID2020, die sich für einen weltweiten digitalen Identitätsausweis einsetzt. Gegenüber dem TV-Sender CNBC sagt sie: „Im Moment herrscht hier noch Wilder Westen. Es ist ziemlich klar, dass die Impfzertifikate kommen werden. Jetzt müssen wir klären, dass wir das richtig angehen. Jetzt ist nicht die Zeit, schnell Geschäftsmodelle zu zerschlagen.“

Datenschutz soll gewährleistet sein

Mit „richtig“ meint Gruener auch: Wie können persönliche Daten bestmöglich geschützt werden? Ein Startup aus Großbritannien, Onfido, ist hier bereits sehr weit. Kevin Trilli ist Chefentwickler bei Onfido. Er meint, der Datenschutz stehe an oberster Stelle: „Man benötigt weder Vor- und Nachnamen, die Adresse oder alle Testdaten. Es reicht, wenn man nachweisen kann, dass man geimpft ist. Per Gesichtsscan öffnet man sein Telefon und kann dann das Zertifikat weitergeben. Es wird nur der Status übertragen. Wenn man das so hinbekommt, ist die Privatsphäre geschützt.“

In Deutschland noch alles analog: Der Aufkleber für den Impfstoff von Biontech/Pfizer klebt in einem Impfausweis, nachdem der Inhaber eine Impfung gegen Corona erhalten hat.

Impfnachweise könnten bald wichtig werden

Alle Fluggesellschaften verlangen von ihren Passagieren negative Corona-Tests, wenn sie in andere Länder reisen wollen. In den kommenden Wochen dürfte das auch für Impfnachweise gelten. Ähnliches könnte bald für viele Angestellte in den USA folgen. Lois Privor Dumm von der John Hopkins Universität in Baltimore mahnt dagegen: „Viele Menschen, gerade Afroamerikaner, lehnen eine Überwachung à la Big Brother ab. Ein anderer Aspekt ist, dass man mithilfe eines Impfzertifikats wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren kann. Viele Menschen haben Angst, ihren Job zu verlieren, weil sie mit dem Impfen erst einmal abwarten wollen.“

China und Chile schaffen Fakten

In anderen Ländern werden bereits Fakten geschaffen: China hat eine App gestartet, die anzeigt, ob man symptomfrei ist. Erst dann darf man im Hotel einchecken oder die U-Bahn benutzen. In Chile werden Bescheinigungen ausgegeben, wenn man von einer Covid-19 Erkrankung wieder genesen ist. Und in Spanien will Gesundheitsminister Salvador Illa ein Verzeichnis mit Impfverweigeren anlegen und dieses mit seinen europäischen Nachbarn teilen.