Impfstoff-Engpass in MV: „Wir könnten viel mehr impfen“
28. Januar 2021In Mecklenburg-Vorpommern kommt derzeit deutlich weniger Impfstoff an als geplant. Das verzögert die Impfungen. Gesundheitsminister Glawe rechnet damit, dass die Impf-Kampagne ab Mitte Februar wieder mehr Fahrt aufnimmt.
Die Lieferengpässe beim Corona-Impfstoff bremsen auch in MeckIenburg-Vorpommern die Impfkampagne aus. Das bestätigte Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) NDR 1 Radio MV.
„Wenn 20 Prozent weniger geliefert wird, ist es automatisch so, dass weniger Termine vergeben werden, dass weniger Erstimpfungen stattfinden, aber andererseits sind die Zweitimpfungen abgesichert, weil wir Reserven gebildet haben.“
Angesichts der Knappheit forderte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) einen nationalen Impfgipfel. „Die Länder haben pünktlich ihre Impfzentren und mobilen Teams aufgebaut, die weit mehr Menschen impfen könnten, als das im Moment möglich ist. Wir brauchen Klarheit, wann welche Impfstoffe geliefert werden“, so Schwesig. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich für einen solchen Gipfel offen gezeigt.
„Wir könnten viel mehr impfen“
Laut Glawe werden nun weniger Menschen mit Impftermin-Angeboten angeschrieben. Das Land habe beim Impfen im Bundesvergleich aber weiter die Nase vorn. Während im Nordosten mittlerweile 3,1 Prozent der Bevölkerung geimpft worden seien, liege die Impfquote im Bundesschnitt lediglich bei 2 Prozent. In Mecklenburg-Vorpommern wurden bislang 52.000 Menschen erstgeimpft, rund 6.000 haben auch die zweite Impfung bekommen. Nichtsdestotrotz: Stünde mehr Impfstoff bereit, „könnten wir mit viel mehr impfen“, stellte Glawe klar.
Ein Drittel weniger Impfstoff in MV eingetroffen
Demnach sind in dieser Woche deutlich weniger Impfdosen angekommen und an die zwölf Impfzentren im Land ausgeliefert worden als noch vor einer Woche. In Zahlen: Kamen in der vergangenen Woche noch knapp 3.000 Ampullen des Präparats von Biontech/Pfizer an, waren es Anfang dieser Woche nur rund 2.000 Ampullen. Bei dieser niedrigen Wochen-Zuteilung soll es auch im Februar bleiben. Auch der Impfstoff von Moderna spielt bisher keine Rolle, 120 Ampullen kamen bisher an, weitere 120 werden noch bis Freitag erwartet. Von Mitte Februar sollen es dann knapp 500 sein, von Anfang März an dann mehr als 1.200. „Wir müssen bis Mitte Februar Geduld haben, sagte Glawe. Er rechnet damit, dass neben den Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna vom 20. Februar an auch Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca zur Verfügung stehen werde.
Wartezeiten bei der Impf-Hotline – Personal wurde aufgestockt
Mit Blick auf die langen Wartezeiten in der zentralen Impf-Hotline, verwies Glawe darauf, dass die Kapazitäten im Callcenter von 30 auf 75 Mitarbeiter erhöht worden sei. „Wir gehen davon aus, dass die Wartezeiten deutlich zurückgehen.“ Mittlerweile gebe es zudem in den Impfzentren im Nordosten genügend Spezialspritzen. Diese sind nötig, um aus den Biontech/Pfizer-Ampullen sechs statt nur fünf Impfdosen aufzuziehen.
„Sehr erfahrene Impfschwestern haben auch das Fingerspitzengefühl, jetzt sechs Impfdosen aus einer Ampulle zu ziehen.“
Der Mangel solcher Spritzen hatte vielerorts dazu geführt, dass nicht der gesamte Inhalt der Ampullen verimpft werden konnte.
Impfmissbrauch: „Der Versuch ist natürlich da“
Glawe bestätigte, dass es zumindest Fälle von versuchtem Impfmissbrauch gegeben habe. „Der Versuch ist natürlich da“, sagte er. In der Regel würde aber die festgelegte Reihenfolge eingehalten. Diese sieht vor, dass zunächst die über 80-jährigen Heimbewohner, das Pflegepersonal sowie die Ärzte immunisiert werden. „Wenn es zu einem vermeintlichen Missbrauch kommt, dann gibt es am Ende des Tages, wenn einige Personen nicht zum Impfen kommen, eine Nachrückerliste.“ Dabei könnte durchaus auch mal der ein oder andere Rettungssanitäter oder im Büro Arbeitende miteinbezogen werden. „Mir ist es lieber, wenn der Impfstoff nicht verfällt und wir 100 Prozent verimpfen.“