Corona in den Pflegeheimen: Immer mehr Infektionen
28. Januar 2021Mehr als 1.000 Senioren und 488 Mitarbeiter in Pflegeheimen in MV sind derzeit mit dem Coronavirus infiziert. Bis Donnerstag waren mehr als 190 Bewohner im Zusammenhang mit einer Infektion gestorben.
Erfasst wurden dabei die Sterbezahlen seit Oktober 2020. Große Probleme gibt es zum Beispiel im Vitanas-Pflegeheim in Ueckermünde: Von den 217 Bewohnern sind knapp 100 mit dem Virus infiziert, sechs sind mit oder an einer Corona-Infektion gestorben (Stand Mittwoch). Derzeit ist die Hälfte der Belegschaft in Quarantäne beziehungsweise selbst erkrankt und kann nicht arbeiten. Das verbliebene Personal arbeitet nach Angaben der Gewerkschaft ver.di am Limit. Nicht selten müssten sie Doppelschichten leisten oder bis zu 15 Tage am Stück arbeiten. Die Unternehmensleitung mit Sitz in Berlin teilte mit, alles Notwendige getan zu haben, um die Mitarbeiter zu entlasten. Die Pflege und Betreuung der Bewohner sei zu jedem Zeitpunkt sicher gestellt.
Sozialministerin: Infektionen stammen von außerhalb
Wie Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) im NDR-Interview sagte, stammen die meisten Infektionen nicht von Besuchern, sondern von Dritten. Beratungen gemeinsam mit dem Landesamt für Gesundheit und Soziales hätten ergeben, dass beispielsweise Ärzte oder Ergotherapeuten sowie die Mitarbeiter das Virus in die Heime gebracht hätten. Damit sei ein generelles Besucherverbot von Angehörigen in den Einrichtungen für sie nicht möglich. Stattdessen kündigte Drese im NDR-Nordmagazin an, dass die Mitarbeiter künftig häufiger getestet werden. Besucher müssen aktuell bei jedem einzelnen Eintreffen einen negativen Test vorweisen, das Personal wird derzeit lediglich zwei Mal in der Woche getestet. Das soll sich ändern. Das Personal soll bald an jedem zweiten Tag getestet werden. Wann das starten soll und wo die zusätzlichen Testkapazitäten herkommen sollen, das ließ sie offen.
Heimaufsicht stellt keine Mängel fest
Die Heimaufsicht des Kreises Vorpommern-Greifswald hat die Einrichtung in Ueckermünde kontrolliert. Die Hygiene-Vorgaben würden erfüllt, heißt es aus der Kreisverwaltung. Allerdings versehe das Personal den Dienst unter starken Belastungen. Für entlastende Maßnahmen aber sei das Unternehmen verantwortlich. In anderen Heimen im Land helfen mittlerweile auch Bundeswehrsoldaten aus. So eine Anforderung gebe es aber für das Heim in Ueckermünde nicht. Die Gewerkschaft ver.di führt an, dass angesichts der notwendigen Hygienemaßnahmen eigentlich mehr Personal nötig wäre.
Corona-Infektionen: Lage in vielen Heimen problematisch
In Mecklenburg-Vorpommern grassiert das Coronavirus derzeit insbesondere in Alten- und Pflegeheimen. Mehr als 40 Prozent aller derzeitigen Infektionen stehen laut aktuellen Zahlen des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGuS) im Zusammenhang mit Alten- und Pflegeheimen. Auch besonders stark betroffen ist der Landkreis Ludwigslust-Parchim. Der Landrat von Ludwigslust-Parchim, Stefan Sternberg (SPD), sprach im NDR von einer „sehr angespannten Situation in allen Einrichtungen.“ Der Druck auf Heimleitungen und Mitarbeitern sei „gewaltig“. Dies hätten ihm die Heim- und Pflegeleiter im Kreis am Montag in einer Telefonschalte bestätigt.