Spahn: Länder sollen Impfdosen von Astrazeneca nicht zurückhalten

5. Februar 2021 Aus Von mvp-web

17:55:15
Ungarn will demnächst mit Impfungen des russischen Vakzins Sputnik V beginnen. Johnson & Johnson beantragt eine Zulassung seines Impfstoffs in den USA.

Informationen zur Coronavirus-Impfung vom 5. Februar 2021

Bericht: Brandbrief an von der Leyen: Vier EU-Regierungschefs warnen vor erneuten Impfstoff-Lieferproblemen

17.30 Uhr: Vier europäische Regierungschefs haben einen Brandbrief an EU-Präsidentin Ursula von der Leyen verfasst haben. Das berichtet die „Bild“. Demnach befürchten die Verfasser, dass es bei der Auslieferung des Impfstoffes von Johnson&Johnson zu Lieferschwierigkeiten kommen könnte.

Das auf dem Nachrichtenportal veröffentlichten Schreiben unterzeichneten Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz, der tschechische Premierminister Andrej Babiš, Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen und Griechenlands Premier Kyriakos Mitsotakis.

In dem Schreiben heißt es: „Der kommende Impfstoff von Johnson & Johnson könnte ein Game Changer sein, da er leichter gelagert und transportiert werden kann und nur einmal verimpft werden muss.“

Doch es gebe einen großen Schwachpunkt: „[Wir] wurden darüber informiert, dass der Johnson&Johnson-Impfstoff offenbar für Abfüllung und Abfertigung in die USA versandt werden muss“, schreiben die Regierungschefs.

Dies könnte insofern ein Problem darstellen, dass die schwierigen Exportbedingungen in den USA die Ausfuhr nach Europa behindern könnten. Die Regierungschefs fordern deshalb eine frühzeitige Kommunikation, um sich auf Lieferprobleme einzurichten: „Wir sollten das Thema jetzt ansprechen, um Lösungen mit dem Unternehmen zu finden, um die europäischen Mengen zu sichern.“

Dass dies so schnell wie möglich passieren sollte, würden die Politiker in ihrem Warnbrief laut dem Nachrichtenportal mehrmals betonen. So sei von einem „frühen Dialog auf höchster Ebene“ die Rede. Und man dürfe „keine Zeit in dieser Sache und bei den Gesprächen mit den weiteren potenziellen Impfstofflieferanten verschwenden“.

Als letztere sei von den Pharmaunternehmen Novavex und Valneva die Rede. Weiter heiße es in dem Schreiben: „Unnötig zu erwähnen, die Genehmigung aller neuen Impfstoffe muss dann so schnell wie möglich erfolgen.“

Die EU hat sich bis zu 400 Millionen Dosen des US-Impfstoffes Johnson&Johnson gesichert. Deutschland soll davon 36,7 Millionen Dosen erhalten. Nach Angaben des Herstellers reicht eine Dosis, um eine Immunität zu erreichen. Zudem soll die Aufbewahrung und Lagerung des Impfstoffes leichter als bei anderen sein.

Großbritannien sichert sich 50 Millionen zukünftige Curevac-Impfdosen

14.36 Uhr: Großbritannien hat seinen Kurs der frühzeitigen Corona-Impfstoff-Beschaffung ausgeweitet und sich 50 Millionen Dosen eines zukünftigen Impfstoffs des deutschen Herstellers Curevac gesichert, der auch gegen Virus-Varianten wirken soll. Das Tübinger Unternehmen werde mit der britischen Regierung zusammenarbeiten, um solche Impfstoffkandidaten zu entwickeln, teilte Curevac am Freitag mit. Teil der Vereinbarung sind 50 Millionen Dosen, die Großbritannien zustehen sollen, wenn die Vakzine zugelassen werden.

Auch bei anderen Impfdosen hat die britische Regierung frühzeitig große Impfstoffmengen bestellt und hat daher aktuell weniger Nachschubprobleme als etwa die Europäische Union. Antony Blanc von Curevac bezeichnete das Land derzeit als „Vorreiter bei der Kontrolle, Impfstoffentwicklung“ und der Verteilung der Vakzine. Das Unternehmen zeigte sich optimistisch, seinen Impfstoff schnell an neue Varianten anpassen zu können.

Spahn: Länder sollen Impfdosen von Astrazeneca nicht zurückhalten

14.21 Uhr: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) drückt bei der Verabreichung des Impfstoffs von Astrazeneca aufs Tempo: Er empfiehlt den Ländern, alle vorhandenen Impfdosen so schnell wie möglich zu verabreichen, und nicht wie eigentlich vorgesehen die zweite Dosis für die Erst-Geimpften zurückzuhalten, wie es nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums in einem Schreiben an die Landesgesundheitsminister heißt.

Hintergrund der Maßnahme ist offenbar der schleppende Impfstart – aber auch die Tatsache, dass für das Präparat von Astrazeneca wohl ein recht langer Abstand zwischen den beiden Impfungen von neun bis zwölf Wochen empfohlen wird. Das Ministerium hatte kürzlich prognostiziert, dass im ersten Quartal 5,6 Millionen Dosen von Astrazeneca zu erwarten seien.

Spahn kündigte in Berlin die wegen des Astrazeneca-Impfstoffs überarbeitete Impfverordnung für Montag an. Weil das Präparat in Deutschland nur für 18- bis 64-Jährige empfohlen wird, solle es an Menschen dieser Altersgruppe aus den ersten Prioritätengruppen für die Corona-Impfung verabreicht werden. Allein im Februar stünden nunmehr drei Millionen Dosen zusätzlich zur Verfügung, das mache bei den Impfungen einen Unterschied. „Es bleiben trotzdem noch einige harte Wochen“, fügte der Minister hinzu. Spahn verwies erneut darauf, dass die Altersempfehlung bei Astrazeneca auf eine geringe Datenbasis bei den Älteren zurückgeht. Wenn mehr Daten vorliegen, könnten neue Entscheidungen getroffen werden.

WHO ruft Europa und Pharmakonzerne zur Zusammenarbeit auf

11.38 Uhr: Die WHO hat Europa und die Pharmakonzerne zur Zusammenarbeit aufgerufen, um die Impfkampagnen gegen das Coronavirus zu beschleunigen. „Wir müssen uns zusammentun“, forderte der WHO-Direktor für Europa, Hans Kluge, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Andernfalls müssten konkurrierende Pharmahersteller „ihre Anstrengungen bündeln, um die Produktionskapazitäten drastisch zu erhöhen“, fügte er hinzu. Auf die Frage, ob die seit Dezember verfügbaren Impfstoffe auch gegen neue Virusvarianten wirksam seien, antwortete Kluge: „Das ist die große Frage. Ich bin besorgt.“ Die Länder müssten auf neue problematische Mutationen des Virus vorbereitet sein, warnte er und rief zu mehr Gen-Sequenzierungen auf. Das Virus habe weiterhin „die Oberhand über den Menschen“.

Kluge wiederholte auch den Aufruf der WHO an die reichen Länder, ihre Impfdosen mit ärmeren Staaten zu teilen, nachdem sie einen Teil ihrer Bevölkerung geimpft haben. Die Marke von 100 Millionen weltweit verabreichten Impfdosen wurde am Dienstag überschritten, wobei 65 Prozent der Impfungen in Ländern mit hohem Einkommen verabreicht wurden.

Ungarn beginnt bald mit Impfungen von Sputnik V

09.14 Uhr: Ungarn will laut Ministerpräsident Viktor Orban in der kommenden Woche damit beginnen, den russischen Impfstoff Sputnik V zu verabreichen, wie „tagesschau.de“ berichtet. Den EU-Mitgliedstaaten steht es frei, bislang nicht in der EU zugelassenen Impfstoffen eine nationale Notfallgenehmigung zu erteilen. Ungarn hat dies bei Sputnik V als einziges bereits getan. Das Land erhielt am Dienstag 40.000 Dosen des russischen Impfstoffs – und kann nun bald mit den Impfungen beginnen. Die EU-Kommission weist allerdings daraufhin, dass die Mitgliedstaaten in diesem Fall auf eigenes Risiko handeln, wenn der Impfstoff noch keine offizielle EU-Zulassung hat.

Johnson & Johnson beantragt Zulassung von Corona-Impfstoff in den USA

07.08 Uhr: Der Pharmakonzern Johnson & Johnson (J&J) hat in den USA eine Notfallzulassung für seinen Impfstoff gegen das Coronavirus beantragt. Die Tochterfirma Janssen Biotech habe den Antrag am Donnerstag bei der Aufsichtsbehörde FDA eingereicht, teilte der US-Konzern mit.

Die Prüfung des Antrags könnte mehrere Wochen dauern. Bislang sind in den Vereinigten Staaten die Corona-Vakzine der Mainzer Firma Biontech und ihres US-Partners Pfizer sowie des US-Konzerns Moderna zugelassen.

Der J&J-Impfstoff hat nach Angaben des Unternehmens eine durchschnittliche Wirksamkeit von 66 Prozent. Schwere Erkrankungen vermeide das Mittel zu 85 Prozent. Anders als bei den übrigen Wirkstoffen ist bei dem Vakzin von J&J nur eine Dosis und nicht zwei nötig, um die Immunität zu erreichen. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte vor einer Woche mitgeteilt, dass sie in Kürze ebenfalls einen Zulassungsantrag von J&J für dessen Corona-Vakzin erwarte.