14 geimpfte Altenheim-Bewohner positiv auf Corona-Variante B 1.1.7. getestet
7. Februar 2021Informationen zur Coronavirus-Impfung vom 7. Februar 2021
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14 geimpfte Altenheim-Bewohner positiv auf Corona-Variante getestet
16.17 Uhr: In einem Alten- und Pflegeheim in Belm im Landkreis Osnabrück hat es trotz Impfung einen Ausbruch der britischen Corona-Variante gegeben. Bei 14 Senioren sei das Virus B.1.1.7. nachgewiesen worden – obwohl alle Bewohner am 25. Januar zum zweiten Mal geimpft worden seien, teilte der Landkreis am Sonntag mit. Das Heim, alle Mitarbeiter und deren Familien wurden unter Quarantäne gestellt. Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz forderte das Gesundheitsministerium zu engmaschiger Überwachung in Pflegeheimen nach der zweiten Impfung auf. Andernfalls gäbe es keine verlässlichen Daten dazu, welche Gefahr die Mutation für die Hochrisikogruppe bedeute.
Bisher gebe es nur asymptomatische oder leichte Verläufe der Erkrankung bei den Bewohnern, was eine positive Wirkung der Impfung sein könne, sagte der Pressesprecher des Landkreises Osnabrück, Burkhard Riepenhoff, mit Verweis auf Angaben des zuständigen Amtsarztes. Geimpft worden sei mit dem Produkt von Biontech/Pfizer. Wann sich die Bewohner genau infiziert haben, sei unklar.
Es zeichne sich immer mehr ab, dass geimpfte Menschen nicht immun gegen das Coronavirus seien und es auch weitergeben könnten, sagte Brysch. Die Impfung könne aber hilfreich sein, um den Ausbruch der Krankheit zu verhindern. „Das muss kein Schreckensszenario sein, wir werden mit dem Virus leben“, erklärte er.
Aufgefallen sei der positive Befund bei den täglichen Schnelltests der Mitarbeiter am 2. Februar, teilte der Landkreis mit. Bei einer kompletten Testung der Bewohner und der Typisierung der Viren seien dann 14 Fälle der britischen Variante zum Ende der vergangenen Woche nachgewiesen worden.
Fünf der Mitarbeiter wohnen in Nachbarkreisen, daher habe der Landkreis Osnabrück die dortigen Gesundheitsämter über die Quarantäne informiert. Für die negativ getesteten Mitarbeiter bedeute die Pendel-Quarantäne, dass sie nur für den Weg zur Arbeit ihre Wohnungen verlassen dürfen.
Ebenfalls in dem Altenheim untergebracht, aber baulich von den Pflegestationen getrennt sei ein ambulanter Pflegedienst. Dessen Mitarbeiter würden auch vorsorglich auf Corona getestet.
Spahn legt neue Verordnung zur Beschleunigung der Coronavirus-Impfung vor
15.20 Uhr: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will die Corona-Impfungen mit einer neuen Verordnung beschleunigen und flexibler machen. „So kann die Impfkampagne weiter an Fahrt aufnehmen“, sagte Spahn am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Die neue Impfverordnung, die an diesem Montag in Kraft treten soll, sieht einige Änderungen bei der Einstufung der Bevölkerung in drei vorrangig zu impfende Gruppen vor. Zudem kann von der Reihenfolge künftig in Einzelfällen abgewichen werden, etwa wenn dies „zur kurzfristigen Vermeidung des Verwurfs von Impfstoffen notwendig ist“, wie es in der der dpa vorliegenden Verordnung heißt. Bisher hatte Spahn gesagt, dass etwa Impfdosen aus angebrochenen Fläschchen zum Beispiel an Gesundheitspersonal verimpft werden sollen statt es wegzuwerfen.
„Mit der Impfverordnung folgen wir den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission“, sagte Spahn. „Und wir reagieren auf erste Erfahrungen mit der Impfkampagne in der Praxis.“ Spahn: „Ältere können so schneller als geplant geimpft werden.“ Denn Menschen unter 65 Jahren sollen durch die neuen Regeln vorrangig mit dem Impfstoff von Astrazeneca versorgt werden, der mangels ausreichender Studiendaten für Ältere vorerst nicht vorgesehen ist. Das betrifft etwa auch Pflegekräfte, die bereits in der ersten Gruppe vorrangig geimpft werden. Somit bleibt also mehr von den anderen Impfstoffen, von Biontech/Pfizer und Moderna, für die Menschen über 80.
Die Bundesländer dürften einzelne Jahrgänge zudem nun zeitversetzt einladen, erläuterte Spahn. Somit könnten sie die Impfungen flexibler organisieren.
Anders als bisher sollen Personen mit bestimmten schweren Krankheiten zudem schneller berücksichtigt werden – und zwar nun in der Gruppe zwei mit hoher Priorität. Höher priorisiert werden sollen dabei unter anderem Krebskranke und Menschen mit schweren Lungenerkrankungen, schwerer Diabetes und chronischen Leber- oder Nierenerkrankungen.
Grundsätzlich bleibt es aber bei der Eingruppierung – auch dabei, dass Ärzte im Grundsatz erst in Gruppe zwei zum Zug kommen sollen und Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher in Gruppe drei. Vertreter dieser Berufe hatten schnellere Impfungen gefordert.
Habeck: „Pandemie-Impfstoffe sollten öffentliches Gut sein“
13.54 Uhr: Grünen-Chef Robert Habeck mahnt eine weltweite Kraftanstrengung an, um die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. Ein globales Virusgeschehen könne nur global eingedämmt werden, sagte Habeck der Deutschen Presse-Agentur. „Pandemie-Impfstoffe sollten ein öffentliches Gut sein. Nach diesem Maßstab sollte die Bundesregierung handeln; und zwar über die eigene Landesgrenze hinaus.“
Habeck forderte die EU und USA auf, sich gemeinsam für eine stärkere Rolle der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einzusetzen, „um einen gemeinsamen Vorstoß zu unternehmen, eine globale Covid-19-Impfstoffkampagne ins Leben zu rufen und zu verstetigen“. Dafür brauche es internationale Kooperationen zwischen Pharmaunternehmen, Lizenzvereinbarungen und eine Stärkung der gesamten Lieferkette. Außerdem sei eine finanzielle Unterstützung der weltweiten Covax-Initiative unter dem Mantel der WHO nötig, um die Impf- und Verteilkapazitäten weltweit hochzufahren, sagte Habeck. Die Initiative Covax setzt sich dafür ein, dass auch ärmere Länder Impfstoffe gegen das Coronavirus bekommen.
Astrazeneca-Vakzin zeigt begrenzte Wirkung gegen Südafrika-Variante
10.07 Uhr: Der Astrazeneca-Impfstoff zeigt neuen Studienergebnissen zufolge wohl lediglich eine recht begrenzte Wirkung gegen die in Südafrika entdeckte Coronavirus-Variante. Die vorläufigen Studiendaten der Universitäten Oxford und Witwatersrand, die das Unternehmen am Montag veröffentlicht will und über die bereits die „Financial Times“ berichtete, sollen zeigen, dass das Vakzin bei der Variante B.1.351 wohl weiterhin wirksam gegen schwere Verläufe ist, leichte Erkrankungen aber weniger verhindert. Allerdings ist die Aussagekraft der Daten dem Bericht zufolge begrenzt, da der Großteil der 2000 Probanden der Studie jung und gesund waren.
„Wir glauben, dass unser Impfstoff gegen eine schwere Erkrankung schützen kann, da die Aktivität neutralisierender Antikörper genauso funktioniert wie bei anderen Covid-19-Vakzinen, die gegen schwerere Erkrankungen funktionieren – besonders wenn der Abstand zwischen den beiden Dosen auf acht bis zwölf Wochen optimiert ist“, sagte ein Sprecher von Astrazeneca der „Financial Times“.
Zudem arbeiten Astrazeneca und die Universität Oxford bereits daran, ihren Impfstoff den kursierenden Virus-Varianten weiter anzupassen. Für die in Großbritannien entdeckte Variante B.1.1.7 hatten die Hersteller zuletzt vielversprechende Daten veröffentlicht: Das Vakzin soll gegen diese Variante eine gute Schutzwirkung bieten.
Die in Südafrika aufgetauchte Variante B.1.351, die mittlerweile auch in vielen anderen Ländern vorkommt, hatte sich auch in den Tests anderer Impfstoff-Hersteller als resistenter erwiesen. Eine mögliche Anpassung der Vakzine an die auch unter dem Namen 501Y.V2 bekannte Variante läuft bei mehreren Unternehmen bereits auf Hochtouren.
Kurz will Impfstoffe aus Russland und China in Österreich herstellen: EMA ist zu „langsam“
09.35 Uhr: Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz will im Kampf gegen die Corona-Pandemie die Impfstoffe aus Russland und China im eigenen Land produzieren lassen. Voraussetzung sei eine Zulassung in Europa, sagte der konservative Politiker der „Welt am Sonntag“. Dann „würde Österreich ganz bestimmt versuchen, Produktionskapazitäten bei geeigneten einheimischen Unternehmen für russische oder chinesische Impfstoffe zur Verfügung zu stellen“. Es gehe einzig darum, so schnell wie möglich viel sicheren Impfstoff zu erhalten.
Kurz sagte weiter, er würde sich auch selbst mit beiden Präparaten impfen lassen. „Es geht bei den Impfstoffen einzig um Wirksamkeit, Sicherheit und um schnelle Verfügbarkeit, nicht um geopolitische Kämpfe.“ Die Bürger der Europäischen Union seien aktuell nur „suboptimal“ mit Impfstoffen versorgt. Der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) warf er vor, bei der Zulassung „bürokratisch und langsam“ zu arbeiten. Zulassungen außerhalb der EU gingen viel schneller.
Im Sommer erwartet Kurz aufgrund der Impfungen eine deutliche Entspannung. In Österreich werde die Bevölkerung dann in weiten Teilen zur Normalität zurückkehren können. „Aber ich bin auch sicher, dass die kommenden Monate noch extrem heftig werden.“ Österreich lockert den Lockdown von Montag an wieder. Alle Geschäfte, Friseure und auch Museen dürfen öffnen. Es gelten jedoch strenge Hygieneregeln.
Antwort auf Linken-Anfrage: Bundesregierung hofft auf 20 Millionen Impfdosen bis Ende März
09.22 Uhr: Bis Ende März könnten laut Bundesregierung in Deutschland knapp 20 Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen, in der kommenden Woche sollen es 1,3 Millionen Impfdosen sein. Gleichzeitig ist die Liefermenge gerade Anfang des Jahres teils verschwindend gering ausgefallen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage von Linksfraktionschef Dietmar Bartsch hervor, das dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND/Sonntag) vorliegt.
„Bis zum Ende des 1. Quartals 2021 könnten nach diesen Planungen etwa 19,6 Mio. Impfdosen zur Verfügung stehen“, heißt es in dem Schreiben aus dem Bundesgesundheitsministerium. Bei den Angaben für künftige Liefermengen handele es sich aber um Prognosen auf Basis der von den pharmazeutischen Unternehmen zur Verfügung gestellten Planzahlen.
Während laut den Zahlen der Bundesregierung in der kommenden sechsten Kalenderwoche 1,316 Millionen Impfdosen ausgeliefert werden sollen, waren es in der zweiten Kalenderwoche gerade einmal 63.600 Dosen. In der EU sind bislang die Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca zugelassen.
„Das Impftempo ist deprimierend“, sagte Linksfraktionschef Bartsch dem RND. „Großbritannien und auch die USA Impfen auf der Überholspur, Deutschland hängt auf dem Standstreifen fest.“
Bartsch sprach von einem „Bremsklotz auf dem Weg aus dem Lockdown“ in Deutschland. „Gerade Ältere und Risikogruppen müssen so noch Monate in Angst leben“, sagte er. „Ein Lockdown ab Mitte Februar ist ein Impflockdown“, sagte Bartsch. Dafür trügen wesentlich die CDU-Politiker Gesundheitsminister Jens Spahn, Kanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Verantwortung.
Ärzte wollen früher gegen Corona geimpft werden
Sonntag, 07. Februar 2021, 07.17 Uhr: Deutschlands Kassenärzte fordern, dass sie schneller als geplant bei der Corona-Impfung zum Zug kommen. „Diejenigen, die andere jeden Tag behandeln, medizinisch versorgen und schützen, müssen auch selbst geschützt sein“, sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
„Natürlich muss wegen des knappen Impfstoffes priorisiert werden“, sagte Gassen. „Aber die Kolleginnen und Kollegen in den Praxen mit ihren Teams gehören unbedingt zum Kreis der vorrangig zu Impfenden.“ In der geltenden Impfverordnung zählen Ärzte zur zweiten von drei prioritär zu impfenden Gruppen in Deutschland. Nach einem Entwurf soll auch eine für kommende Woche erwartete Neufassung der Verordnung daran nichts ändern. Noch bis Ende März herum sollen die Impfungen der ersten Gruppe dauern.
KBV-Vize Stephan Hofmeister sagte: „Die Haus- und Fachärzte bilden den ersten Schutzwall bei der Corona-Bekämpfung.“ Neun von zehn Covid-Patienten würden ambulant behandelt. „Es wäre fatal, wenn die Niedergelassenen diese Aufgabe nicht mehr im erforderlichen Umfang erfüllen könnten, weil sie selbst infiziert werden.“
Auch an anderer Stelle regt sich Kritik an der Impfverordnung. So kritisierte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, dass Menschen mit schweren Vorerkrankungen oft nicht vorgezogen würden und dann oft auch noch vor Gericht scheiterten.
Gegen Ungerechtigkeiten sei ein transparentes, nachvollziehbares und kleinteiligeres Vorgehen gefordert, sagte Brysch der dpa. Zudem werde zu wenig der Frage nachgegangen, welche Patientengruppen von Covid-19 besonders bedroht seien. Krankenkassendaten über Grunderkrankungen müssten dafür mit Corona-Erkrankungen abgeglichen werden. Bisher würden diese Daten nicht geliefert. „Somit sind jüngere Schwerstkranke den individuellen Entscheidungen eines Gesundheitsamtes vor Ort ausgeliefert.“ Hier müssten die Betroffenen mühevoll um eine Impfung kämpfen. „Auch ein Verwaltungsgericht hilft oft nicht weiter, weil in der Regel solche Anträge abgelehnt werden.“