Kein Zeichen für unwirksame Impfung – Geimpft und trotzdem infiziert? Virologe erklärt, was dahinter steckt

7. Februar 2021 Aus Von mvp-web

18:39:32
Wieder meldet ein Heim mehrere Corona-Todesfälle, kurz nachdem Bewohner und Mitarbeiter die eigentlich schützende Impfung bekommen haben. Dass sie sich infiziert haben und teils verstorben sind, hat allerdings nichts damit zu tun, dass der Impfstoff nicht wirkt. Die Immunantwort kam schlicht zu spät.

In einem Seniorenzentrum in Leverkusen sind nach einem Corona-Ausbruch 15 Bewohner gestorben. Insgesamt hätten sich einer Sprecherin zufolge seit Ende Dezember 47 ältere Menschen und 25 Mitarbeiter angesteckt – wohl primär mit dem besonders infektiösen Erregertyp B.1.1.7.

Das vermeintlich Brisante: Am Tag vor Silvester hatten den Angaben zufolge 150 Personen aus dem Heim bereits die Corona-Impfung bekommen. Hätten die Bewohner damit nicht also geschützt sein müssen vor einer Infektion beziehungsweise zumindest vor einem schweren Krankheitsverlauf mit Todesfolge?

Schutzwirkung setzt nicht unmittelbar nach Impfung ein

Die einfache Antwort lautet: nein. Im Netz sorgen Zwischenfälle wie dieser zwar für Aufruhr und werden von Impfskeptikern und Verschwörungsideologen teils als Argument dafür missbraucht, dass die Corona-Impfstoffe wirkungslos seien und eine Impfung vermeintlich zwecklos. Dass sich Menschen kurz nach der Impfung weiter infizieren können, ist aber weder überraschend noch neu.

Der Grund: Bis sich der durch die Impfung provozierte Immunschutz aufbaut, dauert es eine gewisse Zeit. Darauf haben sowohl Behörden als auch Impfstoff-Hersteller auf Basis der Daten der Impfstudien bereits mehrfach hingewiesen.

Denn mit der Impfung werden dem menschlichen Organismus nicht etwa fertige Antikörper injiziert, die Erreger im Körper sofort bekämpfen könnten. Vielmehr fungieren die gespritzten mRNA-Teilchen als eine Art Bauplan für bestimmte Teile des Sars-CoV-2-Erregers. „Dadurch wird dem Körper vorgespielt, dass das Virus im Körper ist und er bildet Antikörper“, erklärt Virologe Friedemann Weber im Gespräch mit FOCUS Online. „Tatsächlich ist es aber nur ein ungefährliches Protein, nicht das Virus selbst, gegen das der Körper ankämpft. Gelangt der Erreger zu einem späteren Zeitpunkt dann aber wirklich in die Zellen, hat der Körper schon die nötige Immunabwehr aufgebaut und kann das Virus ohne Erkrankung direkt inaktivieren.“

Infektionen sind bereits vor dem Einsetzen des Impfschutzes passiert

Bis dieser Impfschutz allerdings zu greifen beginnt, vergehen in der Regel etwa zehn bis zwölf Tage. Eine teilweise Immunität ist bei den meisten Geimpften dann bereits vorhanden. Der vollständige Impfschutz wird jedoch erst ungefähr sieben Tage nach der zweiten Impfdosis erreicht. Erst dann gelten Geimpfte als immun und mit einer hohen Wahrscheinlichkeit geschützt vor schweren Covid-19-Symptomen.

Diese Zeitspanne war bei den Bewohnern des Leverkusener Heims zum Zeitpunkt der Infektion noch nicht verstrichen, wie eine Sprecherin schildert. Der erste Corona-Fall im Seniorenzentrum war demnach am 28. Dezember diagnostiziert worden; die ersten Impfungen von Bewohnern und Mitarbeitern am 30. Dezember erfolgt. Danach habe sich die Infektion sukzessive ausgebreitet.