Lockerungen nach Lockdown? Laschet spricht sich für Stufenplan aus

9. Februar 2021 Aus Von mvp-web

Top Corona-News am 9. Februar 2021

  • 1000 Gäste und 800 Mitarbeiter an Bord: Mehrere Corona-Fälle auf deutschem Tui-Kreuzer (20.21 Uhr)
  • Ministerpräsidentin Schwesig in Sorge um Corona-Hotspot Vorpommern-Greifswald (18.04 Uhr)
  • Januar: Fast 30 Prozent mehr Sterbefälle bei Menschen über 80 Jahren im Vergleich zu Vorjahren (14.31 Uhr)
  • Corona-Mutationen in Tirol: Ausreise zunächst nur noch mit Test (14.36 Uhr)
  • Laschet spricht sich für Lockerungs-Stufenplan nach Lockdown aus (13.30 Uhr)
  • Merkel: Coronavirus-Mutationen schon bei 20 Prozent (07.20 Uhr)
  • Auch Briten-Mutation: 40 Mitarbeiter von Schraubenriese Würth mit Corona infiziert (07.19 Uhr)

1000 Gäste und 800 Mitarbeiter an Bord: Mehrere Corona-Fälle auf deutschem Tui-Kreuzer

20.21 Uhr: Nach vier positiven Corona-Fällen an Bord des Kreuzfahrtschiffes „Mein Schiff 2“ sind mehrere Passagiere und Crewmitglieder auf Gran Canaria in Quarantäne. Die Gäste seien am Ende der Reise in der vergangenen Woche positiv auf Covid-19 getestet worden, sagte eine Sprecherin der Reederei Tui Cruises am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. „Die vier Personen wurden umgehend an Bord isoliert und an Land in eine Quarantäne-Unterkunft gebracht.“

Zudem seien neun Gäste und und elf Besatzungsmitglieder als Kontaktpersonen identifiziert, ebenfalls zunächst an Bord isoliert und dann auf Gran Canaria entsprechend untergebracht worden – trotz negativer Testergebnisse. Die Gäste würden dort weiterhin durch Tui Cruises betreut, die Unterkunftskosten der Kontaktpersonen übernimmt die Reederei, die der positiv Getesteten wird den Angaben zufolge über die Auslandkrankenreiseversicherung abgedeckt. Die Passagiere hätten bislang keine oder nur milde Symptome.

Alle übrigen rund 1000 Gäste seien negativ auf das Coronavirus getestet worden und konnten wie geplant am Freitag nach Hause reisen. Auch die 800 Mitarbeiter des Schiffes blieben ohne positiven Corona-Test. „Der Kreuzfahrtbetrieb konnte in Absprache mit den Behörden bereits weitergehen.“ Zuvor sei das Schiff gereinigt und desinfiziert worden.

Tui Cruises fährt aktuell zu den Kanarischen Inseln und nimmt nur maximal rund 60 Prozent der sonst üblichen Gäste an Bord, damit die Abstandsregeln eingehalten werden können. Zuvor hatte NDR 90,3 berichtet.

Virologin Ciesek: Bei Lockerungen auch R-Wert berücksichtigen

19.47 Uhr: Kurz vor der nächsten Entscheidungsrunde über die weiteren Corona-Maßnahmen plädiert die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek dafür, nicht nur auf die Inzidenz zu schauen. Dieser Wert gibt an, wie viele bestätigte Neuinfektionen es pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen gab. Bisher galt ein Wert unter 50 als Richtgröße für mögliche Lockerungen. „Aber ist die Inzidenz alleine wirklich zielführend?“, fragte Ciesek im NDR-Podcast „Coronavirus-Update“ am Dienstag.

„Genauso wichtig ist, dass man sich den R-Wert anschaut“, sagte die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt: „Also wie viele Menschen werden durch einen Infizierten angesteckt.“ Bei einem Wert über Eins müsse man davon ausgehen, dass Infektionen wieder ansteigen, sobald man mehr Kontakte zulasse. Bei unter Eins könne man davon ausgehen, „dass eine Lockerung nicht gleich einen so negativen Effekt hätte.“

Einen zusätzlichen Unsicherheitsfaktor stelle die britische Variante des Coronavirus dar. Man wisse, dass die Mutation B117 ansteckender sei, erklärte Ciesek. Mit zunehmender Verbreitung steige also der R-Wert. Gleichzeitig sinke aber die Zahl der Infektionen mit dem Wildtyp. „Deswegen ist die Entscheidung im Moment auch sehr schwierig, inwieweit man lockert und welche Bereiche man lockert.“

Göring-Eckardt schlägt Schulunterricht in Kirchen und Kinos vor

18.57 Uhr: Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt ruft die Bundesregierung zu mehr Kreativität im Umgang mit Schulen auf, um Präsenzunterricht in der Corona-Krise wieder zu ermöglichen. „Wir haben große Räume, die gerade leer stehen. Theater, Museen, Kirchen, Kinos. Warum sorgen wir nicht dafür, dass vielleicht ein Drittel der Klasse dort ist?“, sagte Göring-Eckardt der „Bild“-Zeitung am Dienstag (online). Außerdem forderte die Grünen-Politikern vor den Bund-Länder-Beratungen an diesem Mittwoch eine einheitliche Perspektive, die man dann je nach den verschiedenen Indikatoren, die verschiedene Auswirkungen hätten, anwenden könne.

Ministerpräsidentin Schwesig in Sorge um Corona-Hotspot Vorpommern-Greifswald

18.04 Uhr: Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hat sich besorgt über die hohen Corona-Infektionszahlen im Landkreis Vorpommern-Greifswald gezeigt. „Wir machen uns schon Sorgen“, sagte die SPD-Politikerin am Dienstag in Greifswald. „Der Landkreis ist stark betroffen und eben auch nicht nur lokal, sondern das ist schon ein diffuses Geschehen.“

Nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lagus) in Rostock vom Dienstag verzeichnete der Landkreis eine Sieben-Tage-Inzidenz von 208,4. Den zweithöchsten Wert hatte demnach Schwerin mit weniger als der Hälfte. Landesweit lag die 7-Tage-Inzidenz demnach bei 76,7.

Seit Dienstag gilt in Vorpommern-Greifswald eine neue Allgemeinverfügung, nach der die Einreise in den Landkreis ohne triftigen Grund untersagt ist. Zudem hatte der Landkreis einen Zehn-Punkte-Plan verabschiedet, der unter anderem verstärkte Kontrollen der Corona-Auflagen, häufigere Corona-Tests für Mitarbeiter von Alten- und Pflegeheimen und verstärkte Kontrollen an der deutsch-polnischen Grenze vorsieht.

Vorpommern-Staatssekretär Patrick Dahlemann (SPD) unterstrich, dass sich die hohen Infektionszahlen nicht allein durch polnische Berufspendler erklären ließen. Das zeigten die verfügbaren Daten. Es gebe etwa Ausbrüche in Pflegeheimen, die nichts mit polnischen Berufspendlern zu tun hätten. Er forderte, „dass wir endlich die Kontaktnachverfolgung im Landkreis Vorpommern-Greifswald wieder schaffen, jeden einzelnen Fall nachvollziehen zu können“. Sowohl das Land als auch Kommunen hätten dem Landkreis dahingehend Unterstützung angeboten.

Inzidenzwert in Sachsen fällt wieder unter 100

18.02 Uhr: Die Sieben-Tage-Inzidenz in Sachsen – also die Zahl an Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen – ist wieder unter den Wert von 100 gesunken. Nachdem er am Wochenende erstmals seit Monaten diese Schwelle knapp unterschritten hatte und am Montag wieder leicht im dreistelligen Bereich lag, meldete das Robert Koch-Institut (RKI) am Dienstag einen Wert von 91,3.

Damit liegt der Freistaat auf dem viertletzten Platz in Deutschland. Noch hinter Sachsen rangieren Thüringen (134,9), das Saarland (109,5) und Sachsen-Anhalt (106,1). Bundesweit beträgt die Sieben-Tage-Inzidenz nach jüngsten Zahlen 72,8.

Nach Angaben des Sozialministeriums hatten sich bis Montag in Sachsen nachweislich 185.140 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Binnen eines Tages stieg die Zahl um 319. Insgesamt starben im Freistaat  bisher 6885 Menschen an oder mit dem Coronavirus. Innerhalb eines Tages kamen 79 Todesfälle dazu. Die Zahl der Genesenen wird auf 169.250 geschätzt.

Medizinische Masken werden Pflicht im Bundestag

17.52 Uhr: Analog zu Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln müssen künftig auch im Bundestag „medizinische Gesichtsmasken“ getragen werden. Mit dieser Entscheidung habe Parlamentspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) die Vorschriften an die aktuelle Corona-Lage angepasst, teilte die Bundestagsverwaltung am Dienstag mit. Von diesem Mittwoch an müssen damit im Plenarsaal und den Sitzungssälen Mund und Nase mit einer OP-Maske oder einer FFP2-/FFP3-Maske bedeckt werden. Die Maske darf nur am Rednerpult und am Sitzplatz abgelegt werden, wenn dort ein Mindestabstand von 1,50 Meter gewahrt werden kann.

In den Räumlichkeiten des Bundestags gilt bereits seit Anfang Oktober eine Maskenpflicht. Bisher waren allerdings einfache Stoffmasken ausreichend. OP-Masken sowie Masken der Kategorien FFP2 und FFP3 bieten jedoch einen höheren Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus.

150 Euro zur Grundsicherung: Koalition bringt Corona-Zuschuss auf den Weg

16.26 Uhr: Die Koalition hat den Corona-Zuschuss von 150 Euro für Empfänger von Grundsicherung und weitere Hilfen in der Pandemie auf den Weg gebracht. Den Zuschuss erhalten Erwachsene, die im Mai 2021 einen Anspruch auf Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld haben. Das am Dienstag nach Regierungsangaben auf den Weg gebrachte Sozialschutz-Paket III sieht auch vor, dass der geltende vereinfachte Zugang zur Grundsicherung verlängert wird. Vermögen bis zu 60 000 Euro sollen von vorneherein verschont bleiben, auch die Höhe der Wohnkosten wird nicht geprüft. Für ärmere Schüler soll der Wegfall gemeinschaftlicher Mittagsverpflegung ausgeglichen werden. Soziale Dienstleister sollen weiterhin finanziell unterstützt werden. Diese und weitere Regelungen waren beim Koalitionsausschuss von Union und SPD vergangene Woche beschlossen worden.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte: „Besonders hilfsbedürftige Menschen werden durch die lang andauernden Maßnahmen besonders hart getroffen und brauchen jetzt konkrete Unterstützung.“ Die Maßnahmen sollten den sozialen Zusammenhalt im Land stärken.

Zu viel Schnee auf dem Dach – Amazon stellt Betrieb in Leipzig ein

15.02 Uhr: Wegen großer Schneemassen auf dem Dach hat Amazon den Betrieb in seinem Logistiklager in Leipzig vorübergehend eingestellt. Die Entscheidung sei am Montagabend getroffen worden, sagte Amazon-Sprecher Stephan Eichenseher am Dienstag. Zuvor hatte die „Leipziger Volkszeitung“ darüber berichtet. Die Mitarbeiter der Spätschicht seien nach Hause geschickt worden. Auch am Dienstag ruhte der Betrieb in der Halle.

Es habe keinerlei Einsturzgefahr bestanden, sondern es handele um eine reine Vorsichtsmaßnahme, sagte Eichenseher. Am Montag sei nicht klar gewesen, wie viel Schnee noch dazu kommen würde. Laut Deutschem Wetterdienst waren in Leipzig rund 30 Zentimeter Neuschnee gefallen. In Leipzig brach auch der Bus- und Straßenbahnverkehr zusammen. Mitarbeitern seien daher Taxis finanziert worden, damit sie nach Hause kommen konnten, sagte der Amazon-Sprecher.

Am Dienstag seien Spezialisten auf das Dach geschickt worden, um die Lage genauer zu beurteilen. Danach sollte entschieden werden, wie es weitergehe. Größere Auswirkungen auf die Kundenbestellungen erwarte Amazon nicht, sagte Eichenseher. Es könne auf die anderen Logistikzentren ausgewichen werden. Einzelne Verzögerungen seien aber nicht auszuschließen.

Corona-Mutationen in Tirol: Ausreise zunächst nur noch mit Test

14.36 Uhr: Österreich verhängt im Ringen gegen eine Ausbreitung der Corona-Mutationen nun doch schärfere Maßnahmen in Tirol. Aus dem Bundesland sei – von Osttirol abgesehen – vom kommenden Freitag an für zehn Tage eine Ausreise nur noch mit negativem Coronatest möglich, sagte Kanzler Sebastian Kurz am Dienstag in Wien.

Januar: Fast 30 Prozent mehr Sterbefälle bei Menschen über 80 Jahren im Vergleich zu Vorjahren

14.31 Uhr: Auch im Januar haben die Sterbefallzahlen in Deutschland über dem Durchschnitt der Vorjahresmonate gelegen. Nach einer am Dienstag veröffentlichten Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes starben in diesem Januar 103.804 Menschen, 18 Prozent mehr als durchschnittlich im Januar der vier Vorjahre. Zurückzuführen sei dies auf eine Zunahme von Sterbefällen in der Altersgruppe ab 80 Jahren. Bei ihr sei die Zahl um 29 Prozent gestiegen. Bei den Menschen unter 80 Jahren liege das Plus bei 4 Prozent.

Ein Vergleich mit der Zahl der beim Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten Covid-19-Todesfälle sei derzeit bis einschließlich 10. Januar möglich, erklärte das Bundesamt. In der ersten Kalenderwoche des neuen Jahres seien 4881 Menschen mehr als im Durchschnitt der vier Vorjahre gestorben, registriert worden seien zugleich 4966 Covid-19-Todesfälle, 375 Fälle weniger als noch in der Vorwoche.

Einen Höchststand habe die Zahl der bestätigten Covid-19-Todesfälle kurz vor dem Jahreswechsel in der Woche zwischen dem 21. bis 27. Dezember mit 5453 Fällen erreicht. Auch bei den gesamten Sterbefallzahlen habe das Plus im Vergleich zu den Vorjahren in dieser Woche mit 6620 einen Höchststand erreicht.

Auffällig sei die Entwicklung weiterhin vor allem in Sachsen, erklärte das Bundesamt. In der ersten Woche des neuen Jahres hätten die Sterbefallzahlen dort 77 Prozent oder etwa 887 Fälle über dem Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2020 gelegen. Thüringen verzeichnete demnach ein Plus von 55 Prozent (334 Fälle), Brandenburg von 53 Prozent (353 Fälle), Sachsen-Anhalt von 39 Prozent (273 Fälle) und Hessen von 34 Prozent (468 Fälle).

Eingeschränkter Betrieb: Sachsen will Schulen und Kitas ab 15. Februar öffnen

14.06 Uhr: Sachsen will Grundschulen und Kitas vom kommenden Montag an in einem eingeschränkten Betrieb wieder öffnen. Für Grundschüler soll jedoch die Schulbesuchspflicht vorerst aufgehoben werden, kündigte Kultusminister Christian Piwarz (CDU) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in Dresden an. Eltern könnten damit selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder zur Schule schicken. Im Interesse der Kinder und auch der Familien habe man sich zu diesem Schritt entschlossen. Die Hygienemaßnahmen würden weiter hochgehalten. Die Regelung soll sachsenweit gelten – auch für jene Landkreise, in denen die Sieben-Tage-Inzidenz derzeit noch bei mehr als 100 liegt.

Eingeschränkter Regelbetrieb für Grundschulen und Kitas bedeutet die strikte Trennung von Gruppen und Klassen mit festen Bezugspersonen. «Die Kinder sollen auch außerhalb der Gruppen- und Klassenräume auf dem Gelände der Einrichtung nicht aufeinander treffen», hieß es. Eine entsprechende Regelung gab es bereits beim Lockdown im Frühjahr 2020.

Laschet befürwortet Stufenplan für Lockerungen nach Corona-Lockdown

13.30 Uhr: Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat sich vor der Bund-Länder-Schalte am Mittwoch für einen Stufenplan zum Ausstieg aus dem Corona-Lockdown ausgesprochen. Als „exzellent“ und eine „wirklich sehr gute Idee“ bezeichnete er am Dienstag in einer Sondersitzung des Düsseldorfer Landtags einen Fünf-Phasen-Plan von Landesfamilienminister Joachim Stamp (FDP). Darin hatte Stamp abgestufte Lockerungen an sinkende Inzidenzzahlen geknüpft.

Auch den Vorschlag für einen solchen Stufenplan der schwarz-grün-gelben Landeskoalition in Schleswig-Holstein sowie eine entsprechende Forderung des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) begrüßte Laschet. „Das kann man doch in diesen Tagen mal ohne parteipolitische Brille sagen“, sagte der CDU-Vorsitzende. Als einer seiner Vorredner hatte sich Bodo Löttgen, der Fraktionsvorsitzende der NRW-CDU, noch kurz zuvor gegen einen Stufenplan als „lineare Antwort auf ein dynamisches Problem“ ausgesprochen.

Für das entscheidende Thema bei der Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch hält Laschet die Frage nach Schulen und Kitas. Er selbst werde „alles dafür tun“, dass Schulen und Geschäfte so schnell wie möglich wieder öffnen können. „Aber es muss verantwortbar bleiben, und diese Verantwortung obliegt uns allen“, sagte der CDU-Vorsitzende. Obwohl Gastronomen, Händler und Kulturschaffende weiterhin schwer belastet seien, seien Öffnungen derzeit noch nicht denkbar.

Merkel: Coronavirus-Mutationen schon bei 20 Prozent

07.20 Uhr: Einen Tag vor dem nächsten Corona-Gipfel von Bund und Ländern hat Bundeskanzlerin Angela Merkel erneut vor der Gefahr durch Virus-Mutationen gewarnt. Laut Informationen von RTL und ntv sagte sie in der CDU-Präsidiumssitzung vom Dienstag nach Angaben von Teilnehmern: „Ich vermute, dass 20 Prozent aller Corona-Infektionen aktuell auf die Mutationen zurückzuführen sind.“

Die aktuellsten Daten des Robert Koch-Instituts gehen noch von einer niedrigeren Rate aus. Laut RKI-Bericht vom vergangenen Freitag liegt der Anteil der vor allem in Großbritannien grassierenden Variante B.1.1.7 in Deutschland bei 5,8 Prozent der positiven Corona-Proben. In 13 der 16 Bundesländern sei sie inzwischen nachgewiesen worden. Einschließlich der Mutationen aus Südafrika und Brasilien liegt der Anteil bei 6,9 Prozent.

Zudem sei Anteil der ansteckenderen Varianten „nach den bisher vorliegenden Daten in den letzten Wochen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen“. Die Daten könnten zwar noch keine statistisch belastbare Aussage über das Vorkommen liefern, zeigen aber den Anstieg des Anteils der Variante B.1.1.7 an der Gesamtzahl der untersuchten Proben. „Somit kann auf die zunehmende Verbreitung dieser Variante geschlossen werden.“ Auch RKI-Präsident Lothar Wieler warnte zuletzt: „Das Virus ist noch nicht müde, im Gegenteil, es hat gerade nochmal einen Boost bekommen.“

Die Daten beziehen sich auf die letzte Januarwoche. Vor dem Bund-Länder-Treffen am Mittwoch soll es aktuellere Daten geben.

Auch Briten-Mutation: 40 Mitarbeiter von Schraubenriese Würth mit Corona infiziert

07.19 Uhr: In einem der vier Logistikzentren des Werkzeug-Handelsriesen Würth hat es einen größeren Corona-Ausbruch gegeben. Wie das Landesgesundheitsamt in Stuttgart am Montagabend der dpa bestätigte, sind etwa 40 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Bei der Überprüfung im Labor wurde in drei Fällen festgestellt, dass es sich um die noch ansteckendere Corona-Mutation aus Großbritannien handelt. Es werde damit gerechnet, dass in weiteren Proben diese Virusvariante nachgewiesen wird.

Die Würth-Sprecherin sagte der Zeitung, dass weitreichende Maßnahmen eingeleitet und rund 1000 Mitarbeiter der Logistik Schnelltests unterzogen worden seien. Die Corona-Fälle hätten sich fast ausschließlich auf ein einzelnes Logistikzentrum konzentriert. Der Betrieb könne weiterlaufen.

RKI: Corona-Inzidenz in Deutschland erstmals seit drei Monaten unter 75

07.16 Uhr: Erstmals seit mehr als drei Monaten liegt die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz laut Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) unter der Schwelle von 75. So wurden binnen einer Woche 72,8 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner an die Gesundheitsämter übermittelt, wie das RKI am Dienstagmorgen meldete. Die Zahl sinkt seit mehreren Wochen. Ihren Höchstwert hatte die Sieben-Tage-Inzidenz am 22. Dezember mit 197,6 Fällen pro 100 000 Einwohner. Unter die Schwelle von 100 war sie vor zwölf Tagen gerutscht. Das politische Ziel ist eine Sieben-Tage-Inzidenz von langfristig unter 50.

Binnen eines Tages meldeten die deutschen Gesundheitsämter dem RKI 3379 Corona-Neuinfektionen. Außerdem wurden 481 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet. Vor genau einer Woche hatte das RKI 6114 Neuinfektionen und 861 neue Todesfälle binnen 24 Stunden verzeichnet.

Der Höchststand von 1244 neuen gemeldeten Todesfällen war am 14. Januar erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33 777 am 18. Dezember der höchste Wert gemeldet worden – darin waren jedoch 3500 Nachmeldungen enthalten.

Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2 291 924 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 09.02., 00.00 Uhr). Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte noch deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg um 481 auf 62 156. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2 057 300 an.

Medienbericht: Neuer Kinderbonus wird im Mai gezahlt

07.07 Uhr: Der neue Kinderbonus in Höhe von 150 Euro soll laut einem Zeitungsbericht im Mai ausgezahlt werden. Die Zahlung der Unterstützungsleistung für Familien in der Corona-Krise ist in einem Gesetzentwurf des Bundesfinanzministeriums für Mai vorgesehen, wie das „Handelsblatt“ am Dienstag berichtete. Die Kosten der Einmalzahlung belaufen sich demnach auf rund 2,1 Milliarden Euro.

Die Spitzen der großen Koalition hatten den Bonus von 150 Euro pro Kind am Mittwoch beschlossen. Bereits im vergangenen Jahr war als Hilfe in der Corona-Krise ein Kinderbonus von 300 Euro pro Kind an Kindergeldempfänger gezahlt worden.

Lauterbach: „Für die nächsten Wochen dürfen wir keine Hoffnungen machen“

06.41 Uhr: Karl Lauterbach spricht sich im Interview mit dem „Münchner Merkur“ klar gegen Lockerungen beim Corona-Gipfel mit Kanzlerin Merkel am kommenden Mittwoch aus. Lauterbach würde auch Friseure nicht davon ausnehmen, Grundschulen und Kitas überraschend schon.

„Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, stehen wir mit Lockerungen ab Anfang März wieder vor steigenden Zahlen. Besonders die britische Variante ist bereits so stark verbreitet, dass es spätestens Anfang März bestenfalls zu einer Stagnation kommt, ehe die Fallzahlen dann wieder steigen würden. Der Lockerungsspielraum liegt eigentlich bei null.“ Um Kinder vor schlimmen Folgeschäden zu bewahren könne er sich allerdings Öffnungen von Grundschulen und Kitas unter bestimmten Bedingungen vorstellen. „Grundschullehrer und Erzieher sollten daher vorrangig geimpft werden, die Schüler müssten medizinische Masken tragen und mindestens einmal pro Woche einen Antigen-Schnelltest machen. Dazu kann dann Wechselunterricht stattfinden“, so Lauterbach.

Eindringlich ermahnte er Kanzlerin und Länderchefs: „Ich glaube, dass eine sich langsam aufbauende dritte Welle im März kaum mehr zu verhindern ist, aber es liegt an uns. Der Gipfel mit der Kanzlerin wird von entscheidender Bedeutung sein.“ Die Gastronomie vertröstete er allerdings: „Für die nächsten Wochen dürfen wir da keine Hoffnungen machen.“