Greifswalder Mediziner untersuchen Corona-Infektionen bei Kindern
11. Februar 2021Schulen und Kitas öffnen oder nicht? Ein wesentlicher Faktor für diese Entscheidung ist das Infektionsgeschehen bei Kindern und Jugendlichen. Doch darüber ist immer noch wenig bekannt. Die Universitätsmedizin Greifswald will nun mit einer Studie Licht ins Dunkel bringen.
Wie viele Kinder und Jugendliche infizieren sich mit Sars-CoV-2? Dieser Frage will die Kinderklinik der Universitätsmedizin Greifswald (UMG) mit dem Projekt „Covid Kid Vorpommern“ nachgehen. Dabei sollen Blutproben, die in der Greifswalder Uniklinik sowie anderen Kinderkliniken und Kinderarztpraxen in Vorpommern bereits entnommen worden sind, auf Antikörper gegen SARS-Cov-2 untersucht werden. Die tatsächliche Infektionsrate sei schon bei Erwachsenen unklar, sagte Pädiatrie-Oberärztin Almut Meyer-Bahlburg. „Und bei den Kindern wissen wir es eben auch gar nicht.“
2.000 Blutproben von Einhalb- bis 17-Jährigen
Konkret wollen die Wissenschaftler in den kommenden anderthalb Jahren bis zu 2.000 Blutproben auswerten. Sie stammen von Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs Monaten bis 17 Jahren. Die Mediziner erhoffen sich, daraus Rückschlüsse ziehen zu können, wie viele Kinder tatsächlich bereits mit dem Coronavirus infiziert waren. Die Teilnahme erfolge nach Zustimmung der Eltern beziehungsweise der Jugendlichen. Zudem interessiert die Forscher, wie sich die Infektionsrate im Laufe der Zeit verändere. Dies sei gerade mit Blick auf die geplanten Öffnungen von Schulen und Kitas eine wichtige Frage.
Kinderklinik-Direktor: Pandemie ist für Kinder eine Katastrophe
Die Wissenschaftler nutzen auch einen Fragebogen: Gab es Corona-Symptome, wie sieht der Haushalt aus, was machen die Kinder in der Freizeit, wie empfinden Kinder und Eltern die Pandemie-Situation? Laut Holger Lode, Direktor der Kinderklinik, ist dieser letzte Punkt extrem wichtig. Für Kinder sei diese Pandemie eine Katastrophe. „Die sind gar nicht betroffen. Die werden gar nicht richtig krank davon.“ Man sehe in der Klinik praktisch keine stationäre Aufnahme wegen einer Corona-Infektion, „aber sie leiden extrem unter diesen Maßnahmen.“
Warnung vor „Coronavirus-Generation von Kindern“
Man erzeuge eine „Coronavirus-Generation von Kindern“. Hier sei gutes Augenmaß gefragt. Daraus ergeben sich auch Fragen für etwaige Impfungen von Kindern. Lode zufolge könne man Kinder nicht von einer Impfkampagne ausnehmen. Meyer-Bahlburg gibt zu bedenken, man würde Kinder vor allem dafür impfen, um andere zu schützen. „Nicht um die Kinder selbst zu schützen, weil wir ja denken, die werden gar nicht besonders krank.“ Man müsse sehen, inwieweit das vertretbar sei und angenommen werde.
Die Daten könnten als Grundlage für politische Entscheidungen dienen – etwa in Bezug auf Schulöffnungen oder das Zulassen bestimmter Freizeitaktivitäten für Kinder. Die Kosten von rund 300.000 Euro trägt das Gesundheitsministerium.