Coronavirus-Impfung im Ticker – Studie macht Hoffnung: Corona-Impfung macht Infizierte offenbar weniger ansteckend
12. Februar 2021
Informationen zur Coronavirus-Impfung vom 12. Februar 2021
Studie: Corona-Impfung macht Infizierte weniger ansteckend
15.45 Uhr: Das Resultat der Studie ist auf den ersten Blick ermutigend: Infizieren sich Menschen nach einer Corona-Impfung mit dem Erreger Sars-CoV-2, reproduzieren sie anscheinend weniger Viren als Ungeimpfte – und wären damit weniger ansteckend. Das gelte schon nach einer einzigen Impfdosis, schreiben israelische Forscher in einer Studie, die allerdings noch nicht von Experten begutachtet wurde. Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing wertet das Resultat als „Anlass zu Hoffnung“.
Es ist in der derzeitigen Phase der Pandemie eine zentrale Frage: Die Corona-Impfung schützt Menschen vor der Krankheit Covid-19, aber sind Geimpfte im Falle einer Infektion auch weniger ansteckend? Das untersuchte das Team um Idan Yelin vom Institute of Technology in Haifa an Laborbefunden von insgesamt knapp 5800 Infizierten, die nachträglich ausgewertet wurden. Etwa die Hälfte der Teilnehmer hatte eine Impfdosis mit dem Biontech/Pfizer-Präparat erhalten, die anderen waren ungeimpft.
Bei jenen 1140 Menschen, deren Impfung bereits 12 bis 28 Tage zurücklag, war die per PCR-Untersuchung ermittelte Viruslast um den Faktor vier geringer als bei den Ungeimpften. Wendtner betont: „Der Impfstoff BNT162b2 führt nicht nur zu einem Individualschutz des Geimpften hinsichtlich einer Covid-19-Erkrankung, sondern es ist davon auszugehen, dass bei einer ausreichenden Durchimpfung der Bevölkerung auch ein gewisser Bevölkerungsschutz im Sinne einer Vakzin-basierten Herdenimmunität realistisch entstehen kann.“ Künftige Studie müssten jedoch zeigen, wie lange ein solcher Effekt tatsächlich andauere.
Auch die Geimpften selbst erkrankten nur noch äußerst selten am Coronavirus. Lediglich 15 Infizierte mussten laut Studie im Krankenhaus behandelt werden, vier von ihnen zeigten starke Symptome. Gestorben sei bisher keiner der Geimpften. Bei der Statistik wurden nur Menschen beachtet, deren zweite Impfung länger als eine Woche zurückliegt. Erst dann tritt der volle Schutz des Impfstoffs ein. „Wir haben keine Zweifel daran, dass er das Leben vieler Israelis gerettet hat“, sagte eine Vertreterin des Instituts gegenüber der „Times of Israel“.
Wendtner verweist auf weitere offene Fragen: Unklar sei etwa, ob die bei den Geimpften nachgewiesenen Viren überhaupt infektiös waren – es könnten auch nicht-vermehrungsfähige Virushüllen gewesen sein. Eine andere Frage sei, wie viel Rückschlüsse die geringere Viruslast der Geimpften tatsächlich auf deren Infektiosität zuließen.
Dies ist auch für Marco Binder vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg der Punkt, um den epidemiologischen Nutzung einer Massenimpfung abschätzen zu können: Die möglicherweise geringere Ansteckungsfähigkeit sei zwar „grundsätzlich ein erfreulicher Befund“. Fraglich bleibe aber etwa, inwiefern sich „eine vierfache Verringerung tatsächlich auf die Infektiosität der betroffenen Personen auswirkt“.
Zudem gelte es zu klären, wie sich die zweite Impfdosis auf die Viruslast von Infizierten auswirke. „Die Beantwortung dieser Fragen wird Zeit benötigen, aber sie wird unabdingbar sein, um die Auswirkung von Impfkampagnen auf die epidemiologische Lage zuverlässig einschätzen und vorhersagen zu können.“
Grundsätzlich betont Binder, die Studie lasse keine Aussage darüber zu, „wie hoch der Anteil der Geimpften ist, bei denen eine nachfolgende Infektion komplett verhindert wird“.
CureVac-Impfstoff schon in der Produktion – Zulassung im April, „wenn alles gut läuft“
12.44 Uhr: Der Studienleiter des Curevac-Impfstoffs, Peter Kremsner, rechnet mit einer Zulassung des Impfstoffes im April. „Die Zulassung kann im April – wenn alles gut läuft – stattfinden und dann kann die Auslieferung beginnen“, sagte er Im Interview mit „RTL/ntv“. Die Produktion laufe schon. Ausreichende Verträglichkeits- und Sicherheitsdaten erwartet der Tropenmediziner der Uniklinik Tübingen bis Mitte März und dann hofft er auf genügend Wirksamkeitsdaten. Dazu müssten sich mindestens 52 Probanden aus der Placebogruppe mit dem Virus infizieren.
EU-Behörde startet Schnell-Prüfverfahren für Curevac-Impfstoff
11.20 Uhr: Die Europäische Arzneimittel-Behörde EMA hat das schnelle Prüfverfahren für den Impfstoff des Tübinger Herstellers Curevac gestartet. Das teilte die EMA am Freitag in Amsterdam mit. Die Entscheidung beruhe auf den vorläufigen Ergebnissen von Labortests und klinischen Studien. Daraus wird nach Angaben der EMA deutlich, dass der Impfstoff die Produktion von Antikörpern gegen das Coronavirus anregt.
Die Behörde bewertet die Daten nach dem sogenannten Rolling-Review-Verfahren. Dabei werden Daten und Ergebnisse laufend geprüft, auch wenn die Testreihen noch nicht abgeschlossen sind und auch kein Antrag auf Zulassung in der EU gestellt wurde. Das Verfahren ist schneller als herkömmliche Prüfungen, aber ebenso sorgfältig, wie die EMA mitteilte. Wie lange die Prüfung dauern werde, ist unklar.
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides begrüßte die Neuigkeiten vom Freitag. Dies werde die Zulassung eines weiteren Impfstoffs beschleunigen, schrieb sie auf Twitter.
Sobald genug Beweise für die Wirksamkeit des Impfstoffes vorliegen, kann der Hersteller die Marktzulassung in der EU beantragen. Die Experten der EMA geben dazu eine Empfehlung ab. Formal entscheidet dann die EU-Kommission. Zurzeit laufen zwei weitere Prüfverfahren von Impfstoffen. Bisher sind in der EU drei Impfstoffe zugelassen.
Deutschland hat über die EU mindestens 42 Millionen Dosen des Curevac-Impfstoffs bestellt. Zudem gibt es eine Option auf weitere 20 Millionen Dosen über eine nationale Bestellung. Dietmar Hopp ist einer der Großinvestoren von Curevac.
Fast die Hälfte der Pflegeheimbewohner zweimal geimpft
06.23 Uhr: Fast die Hälfte der bundesweit rund 800.000 Pflegeheimbewohner hat bis Donnerstag die zweite Impfung gegen das neue Coronavirus erhalten. Nach den Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) und des Bundesgesundheitsministeriums waren rund sechs Wochen nach dem Impfstart mehr als 380.000 Senioren in Heimen immunisiert. Damit ging mehr als ein Viertel aller Impfdosen bisher an Pflegeheimbewohner (28,8 Prozent). Fast die Hälfte der verfügbaren Impfstoffe (47 Prozent) bekamen Berufsgruppen wie zum Beispiel Ärzte und Pflegekräfte.
Die Gefahr für Pflegeheime ist damit noch nicht gebannt. Es gebe weiterhin neue Fälle bei bereits bekannten Ausbrüchen und auch neue Ausbrüche in Altenheimen, heißt es beim RKI. Doch die Zahl der aktiven und neuen Ausbrüche gehe zurück. Es seien auch weniger ältere Menschen betroffen als vorher. „Der Rückgang ist auf den allgemeinen Rückgang der Fallzahlen und sehr wahrscheinlich auch auf die Impfungen zurückzuführen“, hieß es weiter. „Was welchen Anteil hat, kann nicht quantifiziert werden.“
Nach nur einer Impfung sei entsprechend der Zulassung der Impfstoffe noch kein vollständiger Impfschutz zu erwarten. So könne es in einem gewissen Maße zu Covid-19-Erkrankungen kommen, wenn die aus zwei Impfungen bestehende Impfserie nicht vollständig sei.
Ältere Menschen werden in Deutschland wegen ihres hohen Risikos für schwere Krankheitsverläufe bevorzugt immunisiert, solange es nicht genug Impfstoff für alle gibt. Bisher sind mehr als 63.600 Menschen in Deutschland im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben, viele von ihnen nach Ausbrüchen in Pflegeheimen.
Verstöße gegen Impfreihenfolge in neun Bundesländern
Freitag, 12. Februar, 06.21 Uhr: In mindestens neun Bundesländern sind bereits Menschen gegen das Coronavirus geimpft worden, die noch gar nicht an der Reihe waren. Das ergab eine Recherche der Deutschen Presse-Agentur. Dabei kamen etwa Kommunalpolitiker, Geistliche sowie Feuerwehrleute und Polizisten zum Zuge, obwohl sie nicht der ersten Prioritätsgruppe angehören.
In Nordrhein-Westfalen etwa waren schon im Januar mehrere Fälle von Kommunalpolitikern bekannt geworden, die deutlich früher als vorgesehen geimpft wurden. Unter anderem hatte sich der 31 Jahre alte Bürgermeister von Hennef, Mario Dahm (SPD), mit einer übrig gebliebenen Dosis impfen lassen. Ebenfalls schon geimpft ist der Bürgermeister von Wachtberg, Jörg Schmidt (CDU). Auch der ehemalige Hennefer Bürgermeister Klaus Pipke wurde bereits geimpft.
Auch in Bayern ließen sich mehrere Kommunalpolitiker verfrüht impfen. Sowohl der Landrat des Kreises Donau-Ries als auch der Oberbürgermeister der Kreisstadt Donauwörth haben bereits im Januar eine Impfung aus übrig gebliebenen Dosen erhalten. Beide Politiker gaben an, sich heute anders entscheiden würden.
Nicht überall kamen aber Politiker zu verfrühten Impfungen. Im Rheinland-pfälzischen Koblenz nutzte die Feuerwehr, die dort das Impfzentrum betreibt, die Impfreste für das eigene Personal. Knapp die Hälfte der 127 Geimpften sei nicht Teil der ersten Prioritätsgruppe gewesen, teilte die Stadt mit.
Hamburg impfte bis Ende Januar bereits 102 Feuerwehrleute und zwei Polizisten. Auch Mitarbeiter des Krisenstabes und der Gesundheitsbehörde sind in der Hansestadt schon geimpft worden, darunter auch die Staatsrätin für Soziales.
Dass man sich auch bei übrig gebliebenen Impfdosen an die Vorgaben der Bundesverordnung halten kann, zeigen unter anderem Beispiele aus Baden-Württemberg. Auch dort sind laut Sozialministerium bisher keine Verstöße gegen die Reihenfolge bekannt. Übrige Impfdosen würden an Rettungsdienste und das Impfpersonal gehen, manche Impfzentren hätten außerdem Listen mit kurzfristig erreichbaren Kandidaten der ersten Prioritätsgruppe angelegt, sagte ein Sprecher. Im Ulm würden hingegen nur 90 Prozent der eingeplanten Dosen vorbereitet. Der Rest werde dann nur auf Bestellung gefertigt.