Die Corona-Trends des Tages – Trotz Virus-Mutationen: In 3 Ländern sinken Fallzahlen jetzt drastisch
12. Februar 202116:03:42
Während in Deutschland die Infektionszahlen langsam, aber sicher sinken, haben es drei europäische Länder sogar geschafft, die Fallzahlen nach explosiven Anstiegen drastisch zu senken. Nach schweren Ausbrüchen und neuen Mutationen konnten Irland, Großbritannien und Dänemark durch verschiedene Maßnahmen die Ausbreitung des Coronavirus stark eindämmen.
In Irland lag der Sieben-Tages-Schnitt am 10. Januar bei 1.323 Neuinfizierten pro einer Million Einwohnern, knapp einen Monat später bei etwa 175. Eine ähnliche, wenn nicht ganz so extreme Entwicklung zeigt sich in Großbritannien. Den Höhepunkt der gemeldeten Coronazahlen in diesem Winter erreichte Großbritannien am 9. Januar mit 881 Neuinfektionen pro einer Million Einwohner – zum 11. Februar gab es 224 gemeldete Fälle pro einer Million Einwohner im Sieben-Tages-Schnitt.
Auch in Dänemark schnellten die Infektionszahlen Ende Dezember in die Höhe. Zum 18. Dezember lag der Sieben-Tages-Schnitt bei 610 gemeldeten Fällen. Vergangenen Donnerstag, den 11. Februar, lag der Wert bei nur knapp 75 Neuinfektionen pro einer Million Einwohner und damit weit unter dem europäischen Durchschnitt von knapp 170.
Zum Vergleich: In Deutschland wurden zum 23. Dezember etwa 307 neue Coronafälle pro einer Million Einwohner im Sieben-Tages-Schnitt gemeldet. Seitdem gehen die Fallzahlen konstant runter (alle Daten von „Ourworldindata.org). Mittlerweile liegen die Zahlen bei knapp 95 Neuinfektionen pro eine Million Einwohner im Sieben-Tages-Schnitt.
Sowohl Irland als auch Großbritannien und Dänemark verfolgen aktuell erfolgreiche Taktiken – Irland setzt beispielsweise auf einen strikten Lockdown, während Großbritannien und Dänemark erfolgreich impfen.
Irland: Harter Lockdown nach kritischem Ausbruch
Irland hatte die ersten beiden Wellen des Coronavirus vergleichsweise glimpflich überstanden. Zur Weihnachtszeit lockerte Regierungschef Micheál Martin die damals geltenden Maßnahmen, was zu einem drastischen Anstieg der Fallzahlen führte. Neben den gelockerten Maßnahmen spielte auch die britische Mutation des Virus B.1.1.7. eine Rolle, die seit einigen Wochen immer präsenter wird.
Die Regierung reagierte Anfang des Jahres und beschloss einen strikten Lockdown: Menschen sollen zu Hause bleiben und sich nicht außerhalb eines Radius von fünf Kilometern rund um ihren Wohnort bewegen. Geschäfte des nicht-alltäglichen Bedarfs, Schulen und die Gastronomie sind geschlossen. Ende Januar wurde der Lockdown bereits bis zum 5. März verlängert. Vergangenen Donnerstag trat Premierminister Martin erneut vor das Land und verlängerte die Dauer der Maßnahmen sogar bis Anfang April. Dem staatlichen Rundfundsender RTE sagte Martin, es werde bis Ostern „Beschränkungen mit großem Ausmaß“ geben.
Neben den Maßnahmen für die Iren gelten zudem Einreisebeschränkungen für Passagiere aus Hochrisikogebieten: Einreisende aus Brasilien, Südafrika und mittlerweile auch aus Österreich müssen sich einer verpflichtenden 14-tägigen Quarantäne unterziehen. Weitere Hochrisikoländer sind seit kurzem die Vereinigten Arabischen Emirate und afrikanische Länder südlich der Sahara. Außerdem müssen sich Einreisende, die keinen negativen Corona-Test vorlegen, ebenfalls in 14-tägige Quarantäne begeben.
Was das Thema Impfen angeht, gehört Irland nicht zu den erfolgreichsten Ländern, doch der strikte Lockdown scheint zu wirken. Sollten sich die Bürger weiterhin an die Beschränkungen halten, dürften die Fallzahlen stetig weiter nach unten gehen – zumal auch in Irland die Impfraten langsam steigen.
Dänemark: Frühe Impferfolge und viele Corona-Tests
Dänemark erreichte bislang nie die extremen Fallzahlen von Irland oder Großbritannien, doch auch hier schnellten die Infektionen plötzlich stark nach oben, wo sie am 18. Dezember ihren Höhepunkt erreichten. Nachdem Teil-Lockdowns, die die Regierung über die vorangehenden Wochen beschlossen hatte, wenig Wirkung zeigten, entschieden sich die Landeschefs für einen strikteren Weg und schlossen ebenfalls alle nicht-alltäglichen Geschäfte, Schulen und weitere Unternehmen.
Knapp eine Woche später gingen die Impfungen los – zeitgleich zum Impfstart in Deutschland. Seither gilt Dänemark als einer der Impf-Europameister. Zum 9. Februar sind bereits 3,49 Prozent aller Dänen geimpft.
Zudem fährt Dänemark eine weitere erfolgreiche Strategie: Im Vergleich zu Irland, Großbritannien oder Deutschland testet Dänemark seine Einwohner signifikant häufiger auf das Coronavirus. Vereinfacht gesagt kann ein Infizierter somit schneller entdeckt werden und sich in Quarantäne begeben. Auch durch die hohe Anzahl von Tests ist der Anteil der positiven Tests damit deutlich geringer als vielen anderen Ländern.
Die Kombination aus früher Impferfolgen mit weitreichenden Corona-Tests und einem strikten Lockdown führte also dazu, dass nach einem starken Ausreißer kurz vor Weihnachten die Fallzahlen in Dänemark aktuell stark sinken. Vergangene Woche kündigte die Regierung zudem zum verlängerten Lockdown weitere Einreisebeschränkungen an. Bis dato mussten nur Flugreisende einen negativen Corona-Test bei der Einreise vorlegen und sich in eine zehntägige Quarantäne begeben, die nach frühestens vier Tagen durch einen weiteren negativen Test vorzeitig beendet werden kann. Diese Einreisebeschränkungen wurde jetzt auf alle Einreisenden erweitert.
Den Experten von Endcoronavirus.org zufolge steht Dänemark aktuell also kurz davor, einen großen Schritt dahingehend zu machen, das Virus zu besiegen.
Großbritannien: Johnsons umstrittene Taktik scheint erfolgreich zu sein
Auch Großbritannien befindet sich noch im Lockdown. Planmäßig bis etwa Mitte März, wie der britische Außenminister Dominic Raab Mitte Januar angekündigt hatte. Und auch hier zeigen die harten Beschränkungen ihre Wirkung. In England gilt beispielsweise bereits seit Dezember 2020 ein vierstufiges Warnsystem. Auf der Website der Regierung können Briten genau nachverfolgen, wo welche Maßnahmen gelten. Gerade wegen der Verbreitung der Mutation B.1.1.7. schossen die Fallzahlen in die Höhe und erreichten fast ein ähnlich hohes Niveau wie in Irland.
Bisher wirken die Maßnahmen in Großbritannien. Das Land hat zudem ein mögliches weiteres Ass im Ärmel: Premierminister Boris Johnson entschied sich trotz Warnungen der WHO dafür, die erste und zweite Impfdosis, die jeder bekommen soll, im Abstand von zwölf Wochen zu verabreichen. Professor Anthony Harnden, seinerseits stellvertretender Vorsitzende des Joint Committe on Vaccination and Immunisation, befürwortet diese Maßnahmen im Gespräch mit der Sunday Times.
So haben einmalig geimpfte Personen bereits einen hohen Schutz gegen das Virus und tragen es dementsprechend seltener weiter. Die Folge: Immer mehr Briten erhalten die erste Impfung und die Fallzahlen sinken.
Diese Strategie ist weiterhin sehr umstritten. Viele Wissenschaftler sprechen davon, dass Großbritannien mit der verzögerten zweiten Dosis fast schon eine Art Glücksspiel betreibt. Die Erkenntnisse aus den ersten Wochen sprechen laut Harnden jedoch dafür, die britische Impf-Strategie weiterzuführen.
Einer Preprint-Studie der Oxford Universität zufolge soll die Impf-Verzögerung sogar positive Auswirkungen auf den Astrazeneca-Impfstoff haben. Während des dreimonatigen Zeitraums nach der ersten Impfung liege die Wirksamkeit des Vakzins bei 76 Prozent. Erfolgt die zweite Dosis erst nach zwölf Wochen, steige demnach die Wirksamkeit auf 82,4 Prozent, während sie bei einem Abstand von vier bis sechs Wochen bei 54,9 Prozent bleibe.