Coronavirus-Impfung im Ticker – Ärger über „unseriöse“ Forderung: Biontech wollte extrem hohen Preis für eine Impf-Dosis
18. Februar 2021Berichte: Biontech/Pfizer wollten 54,08 Euro für eine Dosis Impfstoff
17.03 Uhr: Die Pharma-Unternehmen Biontech/Pfizer haben in den Verhandlungen mit der EU über die Lieferung des von ihnen entwickelten Corona-Impfstoffs zunächst einen extrem hohen Preis verlangt. Nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR forderte das Konsortium für seinen Impfstoff 54,08 Euro pro Dosis, bei einer Abnahme von 500 Millionen Dosen.
Insgesamt wollten Pfizer/Biontech 27 Milliarden Euro für eine Menge des Impfstoffs, mit der man gut die Hälfte der EU-Bevölkerung impfen hätte können. Der Preis, so die Firmen, beinhalte „den höchsten prozentualen Rabatt“, der einem Industrieland weltweit angeboten worden sei. Mit 54,08 Euro wäre der Biontech-Impfstoff allerdings mehr als zwanzigmal so teuer gewesen wie eine Dosis jenes Impfstoffs, den Astrazeneca gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelt hat.
Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, Wolf Dieter Ludwig, kritisierte die Forderung als „unseriös“. Darin zeige sich „Profitstreben, das in der jetzigen Situation der Pandemie in keiner Weise gerechtfertigt ist“. Der am Ende mit Pfizer/Biontech vereinbarte Preis für eine Dosis des Impfstoffs lag nach Informationen von SZ, NDR und WDR bei 15,50 Euro pro Dosis.
Biontech äußerte sich auf Nachfrage zunächst nicht zu dem konkreten Angebot. Eine Firmensprecherin verwies darauf, dass der Preis für den Impfstoff „von verschiedenen Faktoren abhängig“ sei. Er liege „in einer gewissen Spanne für alle Länder mit höherem Einkommen“. Ein Sprecher der EU-Kommission teilte per Email mit, dass die EU-Kommission aus vertragsrechtlichen Gründen keine Angaben über die Preise machen dürfe.
Impfstoff von Biontech neutralisiert südafrikanische Virusvariante
14.43 Uhr: Der Biontech-Impfstoff schützt einer aktuellen Untersuchung zufolge wahrscheinlich auch vor der südafrikanischen Virusvariante – allerdings ist die Zahl der dagegen gebildeten Antikörper wohl geringer. Das berichten Wissenschaftler im „The New England Journal of Medicine“. Sie hatten im Labor überprüft, inwieweit sich mit dem Blutserum geimpfter Personen Viren mit verschiedenen Mutationen neutralisieren lassen. Bei der südafrikanischen Variante war die Zahl der neutralisierenden Antikörper geringer, die Neutralisierungsrate des Impfstoffs um etwa zwei Drittel reduziert.
Es sei noch unklar, welchen Effekt dies genau für die Wirkung der Impfung gegen die südafrikanische Virusvariante habe, schreiben die Wissenschaftler von der University of Texas Medical Branch. Für die Schutzwirkung eines Impfstoffes ist nicht allein die Menge der gebildeten Antikörper wichtig, das Immunsystem zeigt nach einer Impfung weitere schützende Reaktionen, etwa die Bildung von T-Zellen.
„Bisher gibt es keinerlei klinische Daten, die darauf hinweisen, dass die südafrikanische Virusmutante nicht von dem Impfstoff-induzierten Schutz gegen Covid-19 abgedeckt wird“, heißt es in einer Mitteilung von Biontech und Pfizer zu den Studienergebnissen. Man beobachte aber die Entwicklung und bereite sich darauf vor, einen angepassten Impfstoff oder einen Booster-Impfstoff zu entwickeln, sollte eine Variante auftauchen, vor der der Impfstoff nicht ausreichend schützt.
„Wird im Gefängnis enden“: Israels Gesundheitsminister droht Impfbetrügern mit Haftstrafe
14.39 Uhr: Israels Gesundheitsminister hat in der Corona-Krise eine strenge Bestrafung für Betrügereien mit gefälschten Impfausweisen angedroht. „Wir sind uns bewusst, dass der Impfausweis gefälscht werden kann“, sagte Juli Edelstein am Donnerstag bei einer Pressekonferenz nahe Tel Aviv. „Wer glaubt, das sei ein Kinderspiel, und sich zuhause einen Impfausweis druckt, obwohl er nicht geimpft ist, und versucht, damit in ein Fitnessstudio, Theater oder Sportereignis zu gehen, wird letztlich gefasst werden. Und dieses Vergnügen im Theater oder Stadion wird dann im Gefängnis enden.“ Die Impfkampagne in Israel ist im Vergleich zu anderen Ländern sehr weit fortgeschritten. Das Land mit seinen 9,3 Millionen Einwohnern gilt als Vorreiter. Israel steckt inmitten eines schrittweisen Ausstiegs aus einem Lockdown.
Ab Sonntag soll es für Geimpfte und Genesene in bestimmten Bereichen mehr Privilegien geben als für Ungeimpfte. Um dies zu bewerkstelligen, gibt es den Impfausweis, auch Grüner Pass genannt. In Israel kann sich jeder Genesene sowie jeder Geimpfte eine Woche nach der zweiten Impfung den Ausweis zuhause ausdrucken. Persönliche Informationen sind mittels eines einfachen QR-Codes ablesbar. Ein Cybersicherheitsexperte hatte einem Medienbericht zufolge bereits von tausenden Fälschungsversuchen gesprochen. Der Sender Channel 12 berichtete, es gebe in einem Messengerdienst eine Gruppe mit Zehntausenden Teilnehmern, in denen Fälschungen angeboten würden.
Japan beginnt jetzt erst mit den Anti-Corona-Impfungen
14.23 Uhr: Nach Deutschland, den USA und anderen Staaten hat nun auch Japan mit den Corona-Schutzimpfungen begonnen. Wie aus einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ hervorgeht, ist in dem Land bisher nur das Vakzin von Biontech und Pfizer zugelassen. Dass Japan deutlich später als andere Nationen mit der Immunisierung der Bevölkerung beginnt, liegt unter anderem an besonderen Voraussetzungen, die die jeweiligen Impfstoffe erfüllen müssen. Laut „FAZ“ müssen Corona-Vakzine in Japan an 200 Japanern getestet werden, um für die breite Immunisierung genehmigt zu werden. Auf diese Weise soll geprüft werden, ob es ethnische Unterschiede hinsichtlich der Wirksamkeit sowie der Verträglichkeit gibt.
„Es ist wichtig für die Regierung, den Japanern zu zeigen, dass wir alles Mögliche getan haben, um die Effektivität und die Sicherheit der Impfungen zu beweisen“, zitiert die „FAZ“ Reformminister Taro Kono. Man habe zwar langsamer mit der Kampagne begonnen, „aber wir denken, dass es so effektiver ist.“ Insgesamt hat sich Japan 144 Millionen Impfdosen von Biontech und Pfizer, 120 Millionen Dosen von Astra-Zeneca und 40 Millionen des Herstellers Moderna gesichert.
Bayern: Heimleitung gibt 20 Personen als Mitarbeiter aus, damit sie geimpft werden
14.01 Uhr: In der Oberpfalz haben nach Angaben des Landratsamtes Schwandorf in einem Pflegeheim mindestens 20 nicht berechtigte Personen eine Corona-Impfung erhalten. Wie der Sprecher der Kreisbehörde, Hans Prechtl, am Donnerstag berichtete, habe das Heim die Impf-Kandidaten als Mitarbeiter ausgegeben, damit die Betroffenen eine Dosis erhielten. Tatsächlich habe es sich nur um Angehörige von Mitarbeitern des Heims gehandelt. Zuvor hatten mehrere Medien über den Impfschwindel berichtet.
Seit einiger Zeit gibt es aus ganz Deutschland Berichte über Vordrängler bei den Impfungen. Insbesondere Kommunalpolitiker hatten sich bereits impfen lassen, obwohl sie noch nicht an der Reihe waren. In zwei Augsburger Pflegeheimen ließen die Heimleiter ihre Lebenspartner impfen. Auch dort sollen diese fälschlich als Mitarbeiter ausgegeben worden sein. Augsburgs Bischof Bertram Meier hatte sich erst am Mittwoch öffentlich dafür entschuldigt, dass auch er sich eine frühe Impfung gesichert hatte.
Dem Schwandorfer Impfteam war der Schwindel wegen Namensdoubletten aufgefallen, als die Geimpften nachträglich ins Computersystem aufgenommen wurden. „In erstaunlich vielen Fällen sind dabei Familiennamen mehrfach aufgefallen“, sagte Prechtl. Durch Recherchen kam dann der Schwindel ans Licht. Das Landratsamt hat den Vorfall den Aufsichtsbehörden und der Staatsanwaltschaft gemeldet. Diese Stellen müssten nun entscheiden, ob es Konsequenzen gibt, erklärte der Behördensprecher.
Lauterbach springt als Impfarzt ein – und lässt sich vorab Astrazeneca spritzen
13.51 Uhr: Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach arbeitet Ende kommender Woche als Impfarzt in einem Leverkusener Impfzentrum und bekommt dabei den Impfstoff von Astrazeneca verabreicht. „Ich werde mich dort, wie alle Mitglieder des Impfzentrums, natürlich mit Astrazeneca impfen lassen“, sagte der Mediziner und Bundestagsabgeordnete dem „Tagesspiegel“ (Freitag). „Wir wollen ein klares Bekenntnis zu Astrazeneca abgeben, das ist ein sicherer und guter Impfstoff.“
Lauterbach sprach sich trotz der verbreiteten Skepsis im Zusammenhang mit dem Astrazeneca-Impfstoff dagegen aus, die Impfreihenfolge zu ändern oder nicht sofort verwendete Dosen nur Freiwilligen zu spritzen. „Das würde bedeuten, dass die größten Risikogruppen, also auch Ärzte und Pfleger unter 65 Jahren, länger gefährdet sind.“
Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission, diesen Impfstoff nur für unter 65-Jährige einzusetzen, „hat offenkundig dem Impfstoff geschadet, viele sehen ihn unberechtigterweise als Impfstoff zweiter Klasse“, kritisierte Lauterbach.
Um angesichts der Coronavirus-Mutationen und einer möglichen dritten Welle mit den Impfungen schneller voranzukommen und die älteren Bürger schneller zu schützen, machte Lauterbach einen ungewöhnlichen Vorschlag: „Ab dem 14. Tag nach der ersten Dosis von Biontech/Pfizer und Moderna liegt der Schutz bei rund 92 Prozent. Dass der Schutz in den Wochen danach absinkt, ist extrem unwahrscheinlich. Daher könnte man überlegen, die zweite Dosis erst nach sechs oder zwölf Wochen zu setzen.“ Dies würde dann viel mehr Menschen der größten Risikogruppen schützen und könnte Tausende Leben in Deutschland retten.
Hausärzte machen wegen Corona-Impfungen Druck auf Spahn
12.54 Uhr: Angesichts des schleppenden Verlaufs der Corona-Impfungen in Deutschland machen die Hausärzte Druck auf Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. „Alle drei derzeit in Deutschland verfügbaren Impfstoffe sind, anders als zunächst angenommen, für Hausärztinnen und Hausärzte händelbar und können in den Praxen verimpft werden“, sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, der „Augsburger Allgemeinen“ (Freitagausgabe).
Weigeldt reagierte damit auch auf Berichte, wonach die Regierung die Corona-Impfungen stärker auf die Hausärzte verlagern will. „In entsprechende Überlegungen des Bundesgesundheitsministeriums, über die die Presse berichtet, wurde der Deutsche Hausärzteverband bislang nicht eingebunden“, erklärte Weigeldt. „Seit Wochen stehen Hausärztinnen und Hausärzte in den Startlöchern, seit Wochen signalisieren wir der Politik: Wir sind zum Impfen in unseren Praxen bereit“, bekräftigt Weigeldt. Impfen sei seit jeher eine hausärztliche Basisaufgabe, „nicht umsonst sind mehr als 20 Millionen Grippeimpfdosen in diesem Winter hauptsächlich und völlig reibungslos in Hausarztpraxen verimpft worden“.
Vielen gerade älteren Menschen, die den Weg ins Impfzentrum allein nicht bewältigen könnten oder sich vor der dortigen Anonymität und Bürokratie fürchten würden, könne in dem ihnen vertrauten Umfeld der hausärztlichen Praxis der dringend benötigte Schutz geboten und die Impfskepsis genommen werden, erklärte Weigeldt. „Die Erfahrung, die wir aktuell etwa mit Modellprojekten wie in Mecklenburg-Vorpommern machen, wo bereits in Hausarztpraxen geimpft wird, lehrt: Dort, wo Hausärztinnen und Hausärzte aktiv eingebunden sind, sind in der Regel auch die Ergebnisse besser. Nach dem schleppenden Impfstart müssen wir nun endlich vorankommen und Tempo machen!“
Tausende Impftermine in Sachsen noch frei
11.11 Uhr: In Sachsen sind mehr als 2500 Impftermine in dieser Woche noch frei. Probleme bereiten die Impfungen mit dem Produkt von Astrazeneca, das für über 65-Jährige nicht geeignet ist und daher für medizinisches und Pflegepersonal vorgesehen ist, wie Kai Kranich vom Deutschen Roten-Kreuz Sachsen am Donnerstag sagte. „Wir vermuten, dass diese Zielgruppe noch nicht ausreichend darüber informiert ist, dass es für sie freie Termine gibt.“ Es sei eine Herausforderung, diejenigen zu finden, die jetzt an der Reihe seien und noch kein Angebot erhalten hätten. Zuvor hatte die „Sächsische Zeitung“ berichtet.
Das DRK Sachsen schließt nicht aus, dass es außerdem eine Verunsicherung wegen der geringeren Wirksamkeit des Impfstoffes von Astrazeneca gibt. Das Astrazeneca-Präparat hat eine geringere Wirksamkeit als die Mittel von Biontech/Pfizer und Moderna – bezogen darauf, wie viele Geimpfte in Studien im Vergleich zu Nicht-Geimpften erkranken. In 50 von 1000 Fällen in Sachsen wurde dieser Impfstoff abgelehnt, wie Kranich erklärte. Immunologen halten den Astrazeneca-Impfstoff für nicht weniger geeignet als die anderen.
FDP fordert öffentliche Impfung von Steinmeier und Merkel
06.46 Uhr: Die FDP hat eine rasche Impfung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegen das Coronavirus gefordert. Damit könne um Vertrauen in die Impfungen geworben werden, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Michael Theurer der „Bild“-Zeitung (Donnerstagsausgabe).
Eine öffentliche Impfung des Bundespräsidenten und der Kanzlerin wäre ein „sehr positives Signal“ für die Impfkampagne, betonte der FDP-Politiker. Eine solche Aktion würde nach seinen Worten „vertrauensbildend“ wirken.
Derzeit gibt es eine Diskussion um die Zuverlässigkeit des Corona-Impfstoffs des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Mittwoch vor dem Hintergrund der Akzeptanzprobleme dieses Vakzins für das Mittel geworben. Er bezeichnete es als „sicher und wirksam“.
Studien zufolge hat der Astrazeneca-Impfstoff eine geringere Wirksamkeit als die beiden anderen bislang in der EU zugelassenen Corona-Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna. Das Astrazeneca-Mittel schützt nach Angaben seines Herstellers aber zuverlässig vor besonders schweren Krankheitsverläufen.
Debatte um Astrazeneca-Impfstoff: Immunologe für dritte Nachimpfung
06.44 Uhr: In der Diskussion um die Wirksamkeit des Astrazeneca-Corona-Impfstoffs schlägt der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, eine Nachimpfung mit einem anderen Mittel vor. „Man kann die Immunität, die man mit dem Astrazeneca-Impfstoff ausgelöst hat, ohne Probleme mit einem mRNA-Impfstoff später noch einmal verstärken“, sagte Watzl der „Augsburger Allgemeinen“ (Donnerstag). Spätestens ab dem vierten Quartal stünden mehr Impfdosen zur Verfügung als für eine zweifache Impfung der Gesamtbevölkerung nötig wären, argumentierte der Dortmunder Professor. „Es wäre deshalb kein Problem, eine dritte Impfung mit einem mRNA-Impfstoff nachzuholen.“
Dies könne ohnehin wegen der Varianten des Coronavirus ratsam sein. „Es wäre ein Leichtes für die Bundesregierung, eine neuerliche Impfung mit einem mRNA-Impfstoff zu garantieren, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen, dass die Menschen dadurch besser geschützt wären“, sagte der Immunologe.
Watzl betonte: „Das Mittel von Astrazeneca ist ein sehr guter Impfstoff, auch wenn die anderen noch ein bisschen besser sind.“ Durch den in Deutschland verlängerten Abstand zwischen erster und zweiter Dosis werde die Wirksamkeit von Astrazeneca mutmaßlich auf 80 Prozent erhöht. Der Impfstoff biete einen deutlichen Schutz vor einer Corona-Erkrankung, der um ein Vielfaches besser sei, als wenn nicht geimpft sei.
Das Astrazeneca-Vakzin unterscheide sich auch bei den Nebenwirkungen kaum von den anderen Wirkstoffen, sagte Watzl weiter: „Ein Unterschied zwischen den Impfstoffen ist, dass diese Nebenwirkungen bei mRNA Impfstoffen in mehr Fällen und stärker nach der zweiten anstelle der ersten Impfung auftreten. Bei Astrazeneca ist es genau umgekehrt.“ Reaktionen des Körpers bei Impfungen bei allen Mitteln seien keine Überraschung. „Die oft typischen Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Muskelschmerzen sind in der Regel Ausdruck davon, dass der Impfstoff das tut was er tun soll, nämlich eine Immunreaktion auszulösen“, sagte Watzl.
G7 sucht Neuanfang: Mehr Impfstoff-Hilfe für arme Länder gefordert
Donnerstag, 18. Februar, 06.31 Uhr: Vor dem Online-Treffen der Gruppe der sieben großen Wirtschaftsmächte (G7) haben Entwicklungsorganisationen einen globalen Impfplan und stärkeres Engagement im Kampf gegen das Coronavirus gefordert. Ärmeren Ländern müsse mehr geholfen werden. Von der am Freitag tagenden G7-Runde, an der erstmals auch der neue US-Präsident Joe Biden teilnimmt, werden auch Finanzzusagen für den Kampf gegen die Pandemie und die Verteilung von Impfstoffen erwartet.
Die Bundesregierung stellt in diesem Jahr 1,5 Milliarden Euro für die Kampagne der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderer Akteure mit dem ACT-Accelerator (Access to Covid-19 Tools Accelerator) zur Verfügung. Ein wichtiger Teil ist die Covax-Initiative, in der die Entwicklung und Verteilung von Impfstoffen gebündelt werden, um allen Ländern einen gerechten Zugang zu ermöglichen.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sollen von dem Geld allein 900 Millionen Euro für Covax bereitgestellt werden, um Impfstoffe kaufen und ausliefern zu können. Davon sind 800 Millionen Euro für die Arbeit in Entwicklungsländern sowie weitere 100 Millionen speziell für humanitäre Zwecke vorgesehen, um hilfsbedürftige Menschen in Krisen zu unterstützen.
Das Kinderhilfswerk World Vision begrüßte am Donnerstag die erwarteten Zusagen, pocht aber auch auf mehr politisches Engagement. „Geld allein ist nur Teil der Lösung“, meinte Fiona Uellendahl von der Organisation. Der Zugang zu Impfstoffen und Medikamenten müsse erleichtert werden. Auch müssten ärmere Länder dazu befähigt werden, möglichst rasch selbst Produktionskapazitäten aufzubauen.
„Wer nicht über den eigenen Tellerrand hinaus die weltweite pandemische Herausforderung angeht, also auch in den ärmsten Ländern, der wird später mit rückkehrenden Mutationen zu kämpfen haben“, sagte Uellendahl. Die Organisation One kritisierte, reiche Nationen würden sich Zugang zu viel mehr Impfstoffen sichern als sie brauchen. So werde ärmeren Ländern der Zugang erschwert.
Von den G7-Staaten forderte One „sorgfältige Planung“, um die globale Verteilung von Impfstoffen zu verbessern. Die Weitergabe müsse beginnen, bevor potenzielle Geberländer anfingen, überschüssige Impfdosen anzusammeln. „Solange das Virus irgendwo auf dem Planeten unkontrolliert bleibt, wird es weiter mutieren, Grenzen überschreiten und in der Gesellschaft und der Weltwirtschaft verheerenden Schaden anrichten“, heißt es in einer One-Analyse.
Zehn Länder haben mittlerweile nach UN-Angaben 75 Prozent aller Impfdosen verabreicht – 130 Nationen aber noch kein einziges Mittel. Vor dem Weltsicherheitsrat forderte UN-Generalsekretär António Guterres am Mittwoch eine globale Impfstrategie und eine „Notfall-Taskforce“. „Wenn sich das Virus wie ein Lauffeuer im globalen Süden ausbreiten darf, mutiert es immer wieder“, warnte Guterres. „Neue Varianten könnten übertragbarer und tödlicher werden und möglicherweise die Wirksamkeit aktueller Impfstoffe und Diagnostika gefährden.“
Das G7-Videogespräch wird erstmals unter dem Vorsitz des britischen Premierministers Boris Johnson stattfinden, da Großbritannien die G7-Präsidentschaft innehat. Nach dem Ende der Präsidentschaft von Donald Trump in den USA, der die Wertegemeinschaft der großen Wirtschaftsnationen mit seiner „Amerika zuerst“-Politik torpediert hatte, hoffen die Staats- und Regierungschefs auf eine Neuordnung der Weltpolitik und bessere Kooperation mit dem neuen US-Präsidenten Biden. Zu den G7-Staaten gehören außer Deutschland, den USA und Großbritannien auch Frankreich, Italien, Kanada und Japan.