Bittere RKI-Zahlen: R-Wert über 1,0, Inzidenz steigt, mehr neue Fälle als in Vorwoche
20. Februar 2021Top-News zur Corona-Pandemie vom 20. Februar
- Lauterbach über EU-Impfdebakel: „Wird als größter Fehler der Covid-Bekämpfung in die Geschichte eingehen“ (19.27 Uhr)
- Heidelberg: Polizei beendet Kindergeburtstag mit 20 Feiernden (18.00 Uhr)
- DAK: Krankschreibungen wegen psychischer Probleme in Pandemie auf Höchststand (8.48 Uhr)
- RKI meldet 9164 Corona-Neuinfektionen und 490 neue Todesfälle (7.18 Uhr)
- Zwei Hamburger Katzen nach positivem Corona-Test in Quarantäne (5.45 Uhr)
Lauterbach über EU-Impfdebakel: „Wird als größter Fehler der Covid-Bekämpfung in die Geschichte eingehen“
Nach Ansicht von Karl Lauterbach befindet sich Deutschland zudem am Beginn einer nächsten Corona-Welle. „Ich halte es für gesichert, dass die Zahlen darauf hindeuten, dass wir am Beginn einer dritten Welle sind“, sagte er im Gespräch mit dem Sender „SWR„ ebenfalls am Samstag. Zuletzt hatte das Robert-Koch-Institut etwas mehr Neuinfektionen als noch eine Woche zuvor gemeldet. Für Lauterbach eine absehbare Entwicklung, wie der dem „SWR“ weiter sagt: „Der Lockdown war stark genug, um die alte Wildtyp-Variante zu verdrängen. Aber die neuen Varianten dehnen sich weiter aus.“
Er halte es für ausgeschlossen, dass man langfristig noch viel von der ursprünglichen Variante sehen werde. Die britische Mutation sei viel länger und bei einer geringeren Viruslast ansteckend. Dies begünstige die Ausbreitung. „Die dritte Welle ist gleichzeitig auch der Beginn einer neuen Pandemie“, warnt Lauterbach.
Die ab Montag anstehende, teilweise Öffnung von Schulen in mehreren Bundesländern sieht der Experte daher kritisch. Ohne die Antigen-Tests gehe man ein Risiko ein. Lauterbach hält es für am besten, die Tests „so schnell wie möglich bei allen Schulkindern einzusetzen, die am Präsenzunterricht teilnehmen.“
Auch Vorschläge von FDP-Chef Christian Lindner, Geschäfte, Restaurants und Fitnessstudios in Regionen mit niedriger Sieben-Tage-Inzidenz wieder zu öffnen, kritisierte Lauterbach. Er betonte dagegen die Wichtigkeit, sich weiterhin und noch strikter an die AHAL-Regeln zu halten. Zudem rief er dazu auf, in der Öffentlichkeit stets FFP2-Masken zu tragen.
Heidelberg: Polizei beendet Kindergeburtstag mit 20 Feiernden
18.00 Uhr: Eine Feier zum zehnten Geburtstag eines Jungen mit 20 Anwesenden hat die Polizei in Heidelberg beendet. Nachbarn hätten die Beamten am späten Freitagabend wegen Ruhestörung verständigt, teilte die Polizei am Samstag mit. Als die Beamten kamen, seien in der Zwei-Zimmer-Wohnung und im Innenhof des Anwesens trotz Corona-Pandemie insgesamt 20 Menschen gewesen, darunter acht Kinder.
Den Wohnungsinhaber – der Vater des Geburtstagskindes – und die Gäste erwarten nun Anzeigen. „Auch wenn die Ausgangsbeschränkungen mittlerweile gelockert bzw. aufgehoben wurden, haben die Kontaktbeschränkungen für private Treffen im öffentlichen oder im privaten Raum nach wie vor Gültigkeit“, mahnte die Polizei
Brasilianische Corona-Variante erstmals in Schweden nachgewiesen
14.44 Uhr: In Schweden ist erstmals die in Brasilien entdeckte Variante des Coronavirus nachgewiesen geworden. Vier Menschen seien positiv auf die als ansteckender geltende Mutation getestet worden, teilte der Regionalrat von Gävleborg am Samstag mit. Den Betroffenen gehe es gut, sie benötigten keine medizinische Versorgung. Keiner von ihnen hatte sich demnach zuvor in Brasilien aufgehalten. Die Behörden versuchten nun, ihre Kontakte zu ermitteln. Zuvor waren bereits die Varianten aus Großbritannien und Südafrika im Land nachgewiesen worden.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Dienstag hat sich die zunächst in Brasilien entdeckte Variante bereits auf 21 Länder ausgebreitet. Schweden verlangt seit Kurzem von ausländischen Einreisenden einen negativen Coronavirus-Test, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. In dem nordeuropäischen Land mit rund zehn Millionen Einwohnern sind bislang mehr als 631.000 Corona-Infektionen nachgewiesen worden. Rund 12.600 Menschen sind bisher in Verbindung mit einer Infektion gestorben.
DAK: Krankschreibungen wegen psychischer Probleme in Pandemie auf Höchststand
8.46 Uhr: Die Zahl der bei der DAK versicherten Beschäftigten, die wegen einer psychischen Erkrankung im Job fehlen, hat 2020 einen Höchststand erreicht. Im Schnitt hatte jeder Versicherte rund 2,65 Fehltage aufgrund von etwa Depressionen oder Anpassungsstörungen, wie die Krankenkasse DAK-Gesundheit mitteilte. Mit Anpassungsstörung ist eine Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis, zum Beispiel einen Trauerfall, gemeint. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor waren es rund 2,6 Fehltage pro versicherten Beschäftigten, 2010 etwa 1,7 Fehltage.
„Unsere aktuelle Analyse zeigt, wie gerade Menschen mit psychischen Problemen unter den Pandemie-Einschränkungen und -Belastungen leiden“, sagte der Vorstandschef der DAK-Gesundheit, Andreas Storm. Ein psychischer Krankheitsfall dauerte im Schnitt 39 Tage – so lange wie noch nie seit Beginn der jährlichen Datenerhebung 1997.
Bei psychischen Leiden handelte es sich 2020 laut DAK um die zweitwichtigste Erkrankungsgruppe. Nur aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen fehlten versicherte Erwerbstätige 2020 noch häufiger – etwa 3,3 Fehltage waren es in dieser Gruppe.
Frauen meldeten sich im Job häufiger wegen psychischer Probleme krank als Männer. So fehlten DAK-versicherte Arbeitnehmerinnen 2020 im Schnitt an 3,4 Tagen, bei Männern waren es 2,0 Tage.
Für die Analyse wurden Daten von mehr als 2,4 Millionen bei der Kasse versicherten Beschäftigten ausgewertet. Berücksichtigt wurden alle Fehlzeiten, für die eine Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung mit einer psychischen Diagnose an die Kasse geschickt wurden.
RKI meldet 9164 Corona-Neuinfektionen und 490 neue Todesfälle
7.18 Uhr: Innerhalb eines Tages haben die Gesundheitsämter in Deutschland dem Robert Koch-Institut (RKI) 9164 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Außerdem wurden 490 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet, wie aus Zahlen des RKI vom Samstag hervorgeht. Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 03.10 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen sind möglich.
Am Samstag vergangener Woche hatte das RKI binnen eines Tages 8354 neue Fälle und 551 neue Todesfälle registriert. Der Höchststand von 1244 neu gemeldeten Todesfällen war am 14. Januar erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33.777 am 18. Dezember der höchste Wert erreicht worden, er enthielt jedoch 3500 Nachmeldungen.
Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Samstagmorgen bundesweit bei 57,8 – und damit etwas höher als am Vortag (56,8). Schon in den Tagen zuvor hatte es keinen deutlichen Rückgang der Inzidenz mehr gegeben. Vor vier Wochen, am 21. Januar, hatte die Inzidenz noch bei 119,0 gelegen. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Freitagabend bei 1,01 (Vortag 0,94). Der Wert bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 101 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab.
Zwei Hamburger Katzen nach positivem Corona-Test in Quarantäne
Samstag, 5.45 Uhr: Zwei Katzen einer an Corona verstorbenen Hamburgerin sind ebenfalls positiv auf das Virus getestet worden. Das Friedrich-Loeffler-Institut habe die Infektion der Katzen bestätigt, teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium mit. Bislang seien in Deutschland insgesamt fünf Corona-Fälle bei Katzen und zwei bei Hunden gemeldet worden. Es lägen aber keine Hinweise vor, dass sich Menschen bei Hunden und Katzen mit Sars-CoV-2 infiziert hätten. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Nutztiere wie Schweine und Hühner seien nicht infizierbar.
„Es geht den beiden Katzen gut“, sagte die Leitende Tierärztin des Hamburger Tierheims, Urte Inkmann. Sie hätten einen leichten Schnupfen und niesten ein bisschen. Die beiden kastrierten Kater seien getrennt in der Isolationsstation untergebracht worden und hätten jeder einen größeren Käfig mit zwei Boxen zur Verfügung. „Wir sind guter Hoffnung, dass sie nächste Woche aus der Quarantäne entlassen werden“, sagte Inkmann. Darüber werde das Bezirksamt Harburg nach einem weiteren Test entscheiden.
Katzen würden wie Menschen mit einem Tupfer im Hals getestet, erklärte die Tierärztin. Bei den beiden Katern hätten Mitarbeiter des Tierheims das ohne Narkose machen können. «Das sind ganz, ganz liebe Katzen», sagte Inkmann. Es seien schon mehrfach Katzen und Hunde mit Corona-Verdacht in der Isolationsstation gewesen. Jetzt seien es die ersten bestätigten Fälle im Hamburger Tierheim. Die Mitarbeiter achteten wie bei Menschen auf Distanz zu den Tieren und trügen bei der Versorgung die gleiche Schutzkleidung wie im Krankenhaus. Nach dem Abholen der Katzen aus der Wohnung der verstorbenen Frau hätten alle beteiligten Mitarbeiter einen Schnelltest bei sich machen lassen.