„Gab keine Feier“ Göttinger Großfamilien wehren sich gegen Vorwürfe – und attackieren Stadt

6. Juni 2020 Aus Von mvp-web

Nach dem Coronavirus-Ausbruch in der niedersächsischen Stadt Göttingen sind inzwischen 120 Menschen infiziert. Dies teilte die Stadt Göttingen am Mittwoch mit. Drei Patienten würden inzwischen stationär in Kliniken behandelt.

Nach dem Corona-Ausbruch in Göttingen im Zusammenhang mit mehreren privaten Familienfeiern ist die Zahl der positiv auf das Virus getesteten Menschen auf mehr als hundert gestiegen. In der Stadt Göttingen seien 86 Infektionen festgestellt worden, hinzu kämen 18 Infektionen im umliegenden Landkreis sowie eine noch nicht zugeordnete Infektion. Weitere 218 Menschen seien als Kontaktpersonen ersten Grades unter Quarantäne gestellt worden.

Es gebe inzwischen auch einen infizierten Mitarbeiter in einem Altenheim und einen in einem Göttinger Freibad, das nun geschlossen wird. Ob diese Infektionen in Zusammenhang mit den Familienfeiern stehen, ist jedoch nicht abschließend geklärt, teilte Sozialdezernentin Petra Broistedt am Mittwochabend mit. Die 123 Bewohner und die rund 100 Mitarbeiter des Altenheims sollen auf Covid-19 getestet werden, sagte die Sozialdezernentin.

Roma-Familien wehren sich gegen Vorwürfe: Gab keine Familienfeiern

Nach dem Massenausbruch in einem Göttinger Wohnblock wehren sich dort lebenden Roma-Familien gegen die Vorwürfe, den Ausbruch mit mehreren Familienfeiern verschuldet zu haben. Es habe keine privaten Feiern gegeben, man sei lediglich in einer nahegelegenen Moschee zusammengekommen. Diese Veranstaltung sei von der Stadt genehmigt worden und man habe sich an alle Corona-Vorgaben gehalten. Das berichtet der Berliner „Tagesspiegel“. „Es gab keine private Feier“, zitiert die Zeitung dazu einen Mann, der die Roma-Familien kennt.

Auch Berichte über Jugendliche der Großfamilie, die noch in eine Shisha-Bar gegangen sein, seien nicht wahr. Der sogenannte Patient Null habe mit der Familie nichts zu tun, sondern sei ein anderer Bewohner des Göttinger Wohnblocks. Die Familien hätten die Behörden mehrmals auf das Fehlverhalten des Mannes hingewiesen, der gegen Quarantäne-Auflagen verstoßen habe – doch nichts geschah. Auch die Berichte, Mitglieder der Großfamilien hätten sich Corona-test verweigert, entsprächen nicht der Wahrheit. „Tatsache ist, dass mehrere Familienmitglieder von Teststationen weggeschickt wurden, mit dem Hinweis, dass sie symptomfrei seien“, zitiert der „Tagesspiegel“ ein anonymes Mitglied der Großfamilien.

Ein Roma-Netzwerk erhebt in der Zeitung nun Vorwürfe: „Die Stadt hat nicht auf die Beschwerden der Bewohner, dass ein Mann gegen die Quarantäne verstoßen habe, reagiert und schiebt nun ihr eigenes Versagen auf die Bewohnerinnen“.

In dem Wohnkomplex sind nach Angaben der Stadt rund 600 Menschen gemeldet. Die Behörden vermuten allerdings, dass dort noch sehr viel mehr Personen leben.

Focus Online: Samstag, 06.06.2020, 12:58