Bei „Markus Lanz“„Damit haben wir nicht gerechnet“: Lauterbach gesteht Fehlannahme ein
6. Juni 2020Kommt eine zweite Welle oder nicht? Hätte man diese Frage noch vor wenigen Wochen gestellt, hätten wohl viele Epidemiologen mit „Ja“ geantwortet. Einer, der davon stets überzeugt war, ist SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Er hatte immer wieder vor einer zweiten Infektionswelle gewarnt.
Am Donnerstagabend war Lauterbach in der Talkshow von Markus Lanz zu Gast. Der Moderator wollte von ihm wissen, ob er immer noch mit einer zweiten Welle rechne. Viele seiner Kollegen würden dieses Szenario mittlerweile für unwahrscheinlich halten, so Lanz. Auch Lauterbach gestand, dass sich seine Annahme nicht bestätigt hatte.
Lauterbach sagte: „Was neu ist, womit auch wir Virologen nicht gerechnet haben, ist, dass die Bedeutung einzelner, die sehr ansteckend sind und die in größeren Gruppen dann andere anstecken – also in der Kombination: Sie sind sehr ansteckend und sind dann noch in einer größeren Gruppe – dass diese Superspreader einen großen Teil der Pandemie erklären. Das hat niemand von uns geahnt.“
Lauterbach hat gute und schlechte Nachricht
Entscheidend sei dabei der K-Faktor oder Dispersionsfaktor. Dieser bedeute laut Lauterbach, dass die Mehrheit der Infizierten keinen anderen ansteckt, eine kleine Gruppe von Superspreadern aber umso mehr Menschen. Die effektivsten Mittel zur Eindämmung der Pandemie seien demnach weiterhin das Verbieten von Großveranstaltungen und Feiern in geschlossenen Räumen, wie in Bars oder Clubs.
Das Einschränken von größeren Gruppierungen hätte laut Lauterbach gute und schlechte Bedeutung für das „was im Herbst kommen wird“. Die gute: Wenn Superspreader schnell isoliert werden, könnte die Welle „klein ausfallen oder gar nicht kommen“, so Lauterbach. Die schlechte: Sollten Superspreader beispielsweise in Schulen festgestellt werden, müssten diese sowie andere Einrichtungen und Betriebe sofort geschlossen werden, bis alle betroffenen Personen getestet sind.