Winfried Stöcker – Deutscher Mediziner entwickelt Corona-Antigen – und wird vom Staat angezeigt
6. März 202114:58:44
Winfried Stöcker hat eigenen Angaben zufolge ein Corona-Antigen entwickelt und es an Freiwilligen gestetet. Das Resultat: Bei 97 Prozent der Probanden wurden viele Antikörper nachgewiesen. Statt Lob flattern dem Mediziner aber zwei Anzeigen ins Haus, beide von offiziellen Organen.
Die große Hoffnung Deutschlands in der Corona-Pandemie heißt neben Antigenschnelltests weiterhin Impfen. Das Ziel ist, die Menschen durch Aktivierung des Immunsystems gegen einen schweren Verlauf der Krankheit Covid-19 zu schützen.
Deutscher Mediziner entwickelt wirksames Corona-Antigen – und wird vom Staat angezeigt
Auch Winfried Stöcker forschte mit diesem Ziel und entwickelte dabei ein Antigen gegen Sars-CoV-2. Doch das hat ihm auch zwei Anzeigen gebracht, die offizielle Organe von Staat und dem Land Schleswig-Holstein gegen ihn stellten. Darüber berichtet der „Spiegel“.
In Groß-Grönau, einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein, hat Stöcker ein eigenes Labor. Dort forscht er, seit er im Jahr 2017 seine Firma Euroimmun für 1,3 Milliarden Euro an ein US-Unternehmen verkauft hat. 2020 begann er nach einer Lösung für die Corona-Pandemie zu suchen.
Stöckers Antigen bietet viele Vorteile im Vergleich zu bisherigen Impfstoffen
Der Mediziner, Spezialist für Labordiagnostik und anerkannter Facharzt für Laboratoriumsmedizin, kreierte ein Antigen, das seinen Aussage zufolge viele Vorteile bietet. Es kann im Kühlschrank gelagert werden, ist rasch lieferbar und muss im Gegensatz zu mRNA-Vakzinen, zu denen die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna zählen, nicht selbst vom Körper gebildet werden.
Drosten und Streeck bestätigen Stöckers Ergebnisse: Das Antigen wirkt
Stöcker, überzeugt von seinem Wirkstoff, schrieb deshalb im Mai 2020 eine Mail an Christian Drosten und teilte seine Ergebnisse mit dem Chefvirologen der Berliner Charité. Der antwortete, dass er den Selbstversuch gut nachvollziehen könne, gab aber zu bedenken, dass die Produktion eines Impfstoffes hohe Qualitätsansprüche erfüllen müsse, wenn er vermarktet werden solle.
Stöcker bittet Paul-Ehrlich-Institut um Hilfe – und wird angezeigt
Während Drosten hernach klarstellte, dass er das Ganze als „diagnostische Untersuchung, weniger als einen Test der Impfstoff-Wirksamkeit“ sehe, war Stöcker motiviert und schickte die Ergebnisse an das Paul-Ehrlich-Institut, das in Deutschland für die Zulassung von Impfstoffen zuständig ist.
In einer Mail an den Vorsitzenden des Instituts, Dr. Klaus Cichutek, bat Stöcker um eine Zustimmung für die Immunisierung Freiwilliger. Rückmeldung erhielt der Labormediziner nicht direkt, sondern lediglich telefonisch vom Innovationsbüro des Instituts. Während die Meinungen über den Inhalt des Telefonats auseinandergehen, sind die Folgen für Stöcker Fakt.
Das Paul-Ehrlich-Institut erstattete Anzeige gegen den Mediziner und meldete seine Anfrage dem Landesamt für Soziale Dienste in Schleswig-Holstein, das Stöcker ebenfalls anzeigte. Es sei „Eile geboten, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass weitere Herstellungen und Impfungen, die evtl. die Gesundheit der Probanden schwer gefährden können, durchgeführt werden“, zitiert der „Spiegel“ aus der Anzeige des Landesamtes.
Stöcker nach Anzeige fassungslos: „Statt meinen Hinweis aufzugreifen, bremsen die mich aus“
Stöcker, der vom FDP-Bundestagsabgeordneten und Rechtsanwalt Wolfgang Kubicki, im Verfahren vertreten wird, versteht das nicht. „Wir wären in der Lage, dem Virus schnell und wirksam zu begegnen. Statt meinen Hinweis aufzugreifen und die erfreulichen Ergebnisse möglicherweise reproduzieren zu lassen, bremsen die mich aus.“
Die Ergebnisse seiner Selbsttestung an Freiwilligen können wohl kaum der Grund sein. Von 100 Probanden weisen 97 Antikörper in hoher Konzentration auf und sind immunisiert – und dankbar. „Ich habe das gemacht, weil die Situation es erfordert und weil ich ihm vertraue“, sagt Stöckers Mitarbeiterin Elisabeth Meißner dem „Spiegel“.
Stöckers „Plan B“: Rezeptur des Antigens ins Internet gestellt – jetzt hofft er auf die Hersteller
Stoppen lässt sich Meißners Chef von den Anzeigen nicht. Statt selbst zu vermarkten, gibt er den Bauplan des Antigens öffentlich bekannt, um ihn verbreiten zu können. Seine Hoffnung: Dass Hersteller „das Antigen anbieten, so dass jeder Arzt sich das kaufen kann“. Die Mediziner können das Antigen dann ihren Patienten verabreichen. „Dann wäre allen geholfen“, so Stöcker, der auch die Frage nach der Legalität dieses Plan B bejaht.
Zu diesem Zwecke stellte Stöcker die Rezeptur des Antigens auf seine Homepage und hofft nun, dass ein Hersteller zugreift. Zunächst müsste das Antigen jedoch in großer Stückzahl produziert, in großem Umfang getestet und anschließend zugelassen werden – ein Prozess, der Zeit benötigt. Finanziell bringt das Stöcker allerdings so oder so nichts – im Fall der Produktion durch einen Hersteller sieht er keinen Cent.