Wirtschaft „maximal enttäuscht“ von MV-Gipfel
7. März 2021Angesichts der Beschlüsse des MV-Gipfels fallen die Reaktionen in der Wirtschaft überwiegend negativ aus: Abgesehen von ein wenig Vorfreude auf Öffnungen bewegt sich das Urteil zwischen „katastrophal“ und „maximal enttäuscht“.
Nach fast vier Monaten Lockdown ist der Weg nun frei für erste Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen in Mecklenburg-Vorpommern. Unter anderem soll der Einzelhandel unter bestimmten Bedingungen wieder öffnen dürfen. Die neue Landesverordnung ist in langen Gesprächen am Freitag und Sonnabend ausgehandelt worden. Erste Reaktionen darauf fallen eher negativ aus: Vor allem die Wirtschaft ist enttäuscht.
Unternehmensverbände: „Katastrophale Aussichten“
Bei aller vorsichtigen Vorfreude auf erste Öffnungen trat der Geschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände, Sven Müller, umgehend auf die Euphorie-Bremse. Müller spricht stellvertretend für eine ganze Reihe von Unternehmensverbänden im Land, auch für Hotellerie und Gastronomie. Nach wie vor könnten die meisten von der Schließung betroffenen Branchen nicht öffnen, betonte Müller: „Gastro, Einzelhandel, Tourismusbranche, viele andere sind nach wie vor in der Situation, dass sie sagen: Die Aussicht ist einfach schier katastrophal.“
Dehoga-Landesverband: „Maximal enttäuscht“
Enttäuscht zeigt sich auch der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes im Land (Dehoga), Lars Schwarz. Die für Mecklenburg-Vorpommern so wichtige Branche sei mit keiner Silbe erwähnt worden. Ganze fünf Zeilen in der gemeinsamen Erklärung des MV-Gipfels seien Gastronomie und Tourismus gewidmet. Da heißt es, dass der möglichen Öffnung der Außengastronomie am 22. März weitere Schritte zur Öffnung touristischer Bereiche folgen sollen, worüber zeitnah beraten werden soll. Schwarz sagte, das sei das Unverbindlichste vom Unverbindlichen. Er sei maximal enttäuscht.
Tourismusverband will Öffnung in Osterferien
Vom Tourismusverband heißt es, es sei schon vor dem Mammut-Gipfel klar gewesen, dass Tourismus keine große Rolle spielen werde, weil das Augenmerk auf den vereinbarten Maßnahmen lag, die von Montag an gelten. Es müssten in der kommenden Woche die Voraussetzungen geschaffen werden, um die Öffnungsoption für touristische Bereiche in den Osterferien aufrecht erhalten zu können, sagte der Geschäftsführer des Tourismusverbandes im Land, Tobias Woitendorf. Das betreffe dann auch die Themen Nachverfolgung und Tests. Die Branche würde weiterhin viel von der Idee halten, sich mit Schleswig-Holstein abzustimmen.
Gastronomen demonstrieren in Waren
In Waren demonstrierten am Sonnabendmittag parallel zu den jüngsten Gesprächen des MV-Gipfels etwa 100 Gastronomen und Hotelbetreiber unter dem Motto „Die Koffer sind gepackt“ für eine Perspektive raus aus der Corona-bedingten Schließung ihrer Betriebe. „Wann dürfen wir öffnen? Wann dürfen die Mitarbeiter wieder in die Unternehmen zurückkommen?“, fragte Sandra Kallisch-Puchelt, Vorsitzende des Dehoga-Regionalverbandes. Nach der Bund-Länder-Konferenz gibt es für die Hotellerie weiterhin keinen festen Termin für einen Neustart.