Informationen zur Coronavirus-Impfung vom 7. März 2021

Informationen zur Coronavirus-Impfung vom 7. März 2021

7. März 2021 Aus Von mvp-web
14:30:10
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will im April mit Corona-Impfungen bei niedergelassenen Ärzten beginnen. Der Immunologe Michael Meyer-Hermann kritisiert die Impfstrategie der Bundesregierung und schlägt stattdessen vor, zuerst jene zu impfen, die viele Kontakte haben.

Studie gestartet: Großbritannien infiziert Freiwillige mit Corona

14.51 Uhr: In Großbritannien sind die ersten Freiwilligen im Zuge einer Studie mit Corona infiziert worden. Die sogenannten Human-Challenge-Analysen hätten am Samstag begonnen, bestätigte das britische Gesundheitsministerium der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. Nach früheren Angaben der britischen Regierung handelt es sich um die erste Studie weltweit, bei der Menschen gezielt mit Sars-CoV-2 infiziert werden.

„Das Human-Challenge-Programm wird die Entwicklung von Impfstoffen und Behandlungen gegen Covid-19 verbessern und beschleunigen“, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. „Die erste Gruppe von Freiwilligen hat nun am Royal Free Hospital in London mit der Virus-Charakterisierungs-Studie begonnen.“ Die Probanden würden „in einer sicheren und kontrollierten Umgebung dem Virus ausgesetzt, rund um die Uhr überwacht von Medizinern und Wissenschaftlern“, hieß es.

Human Challenge Trials, bei denen gesunde Menschen einem Erreger ausgesetzt werden, kamen in der Vergangenheit zum Beispiel bei der Entwicklung von Grippe- oder Malaria-Impfstoffen zum Einsatz. Allerdings wurde den Probanden dabei – anders als nun bei der britischen Studie – zunächst ein potenzieller Wirkstoff verabreicht.

Bei dem britischen Projekt wurden junge, gesunde Menschen ausgewählt, die ein vergleichsweise geringes Risiko haben, schwer an Covid-19 zu erkranken. Sie sollen zunächst die geringste mögliche Dosis an Viren zugeführt bekommen, die für eine Infektion notwendig ist. Bis zu 90 Freiwillige könnten dabei gezielt infiziert werden. Mit der anfänglichen Charakterisierungs-Studie wollen die Forscher auch herausfinden, wie das Immunsystem auf das Virus reagiert und wie Infizierte Viruspartikel in die Umgebung abgeben.

In Deutschland gelten Human-Challenge-Studien als unwahrscheinlich. Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) lehnt sie als unethisch ab. Zudem gibt es medizinische Vorbehalte: „Challenge-Studien zeigen vielleicht ein verfälschtes Bild, da Erkenntnisse, die nur mit jungen, gesunden Menschen gewonnen wurden, möglicherweise nicht auf Ältere und chronisch Kranke übertragbar sind“, betont der Verband. Künstlich herbeigeführte Ansteckungen entsprächen nicht den echten Infektionen im Alltag.

Deutscher Pfizer-Chef würde sich mit Astrazeneca impfen lassen: „Den würde ich nehmen“

13.56 Uhr: Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Pfizer Deutschland, Peter Albiez, würde sich auch mit dem Impfstoff des Konkurrenten Astrazeneca impfen lassen. „Den würd‘ ich nehmen, den Impfstoff, ja“, sagte Albiez im Live-Programm von „Bild“ auf eine entsprechende Frage. Jeder von der EU-Arzneimittelbehörde EMA geprüfte Impfstoff sei sicher und verträglich. „Jede Impfung schützt einen selbst, und jede Impfung ist ein wichtiger Schritt“, sagte der Pfizer-Manager. Nötig sei „eine größere Dynamik“ beim Impfen. Albiez forderte, in den kommenden Monaten dafür „alles zu mobilisieren“.

In der EU sind bisher drei Corona-Impfstoffe zugelassen worden. Sie stammen von den Herstellern Pfizer/Biontech, Moderna und AstraZeneca. Am 11. März wird die EMA voraussichtlich auch die Zulassung des Impfstoffes des US-Herstellers Johnson&Johnson empfehlen.

Immunologe Meyer-Hermann empfiehlt komplett andere Impfstrategie: „Hätte eine viel größere Wirkung“

08.28 Uhr: Der Immunologe Michael Meyer-Hermann empfiehlt, Menschen für Corona-Impfungen nach der Menge ihrer Kontakte zu priorisieren. Jene mit vielen Kontakten zuerst zu impfen „hätte eine viel größere Wirkung“, als weiter nach Alter vorzugehen, sagte der Experte vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung dem Berliner „Tagesspiegel“ (Sonntag). Durch die Impfung zuerst der älteren Bevölkerung sei die Todesrate deutlich gesenkt worden – aber dies sei die Gruppe mit den wenigsten Kontakten, eine Auswirkung auf die Epidemie sei daher nicht zu erwarten.

Wegen der Ausbreitung der Virusvariante B.1.1.7 hält er die beschlossenen Lockerungen für gefährlich und erwartet, dass die Infektionszahlen „explosionsartig ansteigen werden“ wie zuvor in Irland, England, Portugal und Tschechien. Aus Gesprächen mit Bundes- und Landesregierungen wisse er: „Man kann nicht sagen, dass die Politik nicht weiß, welche Folgen Maßnahmen haben werden.“

Zugleich hält der Chef des Intensivmediziner-Verbands DIVI, Gernot Marx, ein baldiges Ende der Pandemie für realistisch – wenn sich alle an die Regeln halten und sich das Impftempo deutlich beschleunigt. „Dann werden wir die Pandemie bis Ende September besiegt haben“, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Es ist sogar gut möglich, dass wir schon im Hochsommer soweit sind.“ Er begründete das damit, dass Daten aus Israel nahelegen, dass Geimpfte andere nicht mehr infizieren. Man könne den „sicher geglaubten Sieg“ über das Virus aber auch noch verspielen, sagte er – deshalb sollten nicht alle Einschränkungen beendet werden, etwa die Maskenpflicht an Orten, an denen sich viele begegnen.