EU-Arzneimittelbehörde EMA empfiehlt den Johnson & Johnson-Impfstoff

EU-Arzneimittelbehörde EMA empfiehlt den Johnson & Johnson-Impfstoff

11. März 2021 Aus Von mvp-web

14.21 Uhr: Die EU-Arzneimittelbehörde EMA empfiehlt den Johnson-&-Johnson-Impfstoff. Die EU-Kommission hat bereits 200 Millionen Impfdosen bestellt. Davon würde Deutschland 36,7 Millionen erhalten. Der Hersteller sicherte zu, ab April zu liefern.

Das Präparat von Johnson & Johnson muss nur einmal verabreicht werden. In vorherigen Studien experimentierte der Pharmariese auch mit zwei Dosen im Abstand von 56 Tagen. In der Gruppe der 18- bis 55-Jährigen hatten jedoch etwa einen Monat nach der einmaligen Impfung laut Hersteller bereits über 90 Prozent der Teilnehmer neutralisierende Antikörper in höheren Konzentrationen im Blut. Der Konzern setzte auf eine Einmalgabe.

Auch Impfstoff von Johnson & Johnson hat Schwächen bei südafrikanischer Variante

New Brunswick/New Jersey – Der Impfstoffkandidat Ad26.COV2.S des Herstellers Johnson & Johnson, der nur eine einmalige Injektion erforderlich macht und bei normalen Kühlschranktemperaturen aufbe­wahrt werden kann, hat in einer Phase-3-Studie eine Schutzwirkung gegen COVID-19 von 72 % erzielt. In Südafrika, wo viele Infektionen von der Variante B.1.351 von SARS-CoV-2 verursacht werden, betrug die Schutzwirkung noch 57 %.

Johnson & Johnson hat den Impfstoff Ad26.COV2.S zusammen mit Forschern des Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston mit finanzieller Unterstützung der „Operation Warp Speed“ der US-Regierung entwickelt. Die Vakzine besteht aus einem rekombinanten, zur Replikation unfähigen Adenovirus vom Serotyp 26 (Ad26). Er wurde mit einer Kopie des kompletten Spikeproteins von SARS-CoV-2 beladen.

Anders als die ebenfalls Adenovirus-basierten Impfstoffe von Astrazeneca oder dem russischen Sputnik V ist nur ein einmaliger Impftermin vorgesehen. Der Impfstoff wurde nach der gleichen Technologie ent­wickelt wie ein Impfstoff gegen Ebola, dem weltweit ersten und einzigen zugelassenen Adenovirus-basierten Impfstoff.

Vor wenigen Tagen hatte der Hersteller bereits erste Ergebnisse der laufenden Phase-3-Studie ENSEM­BLE vorgestellt, die derzeit in den USA, mehreren lateinamerikanischen Ländern und in Südafrika durch­geführt wird.

Laut der Publikation im New England Journal of Medicine (2021; DOI: 10.1056/NEJMoa2034201) erzeugte der Impfstoff bereits nach einer einzigen Dosis bei über 90 % der Teilnehmer neutralisierende Antikörper in einer Konzentration, die eine gute Schutzwirkung erwarten ließ.

Jetzt stellt der Hersteller erste Daten zu den Auswirkungen auf die Erkrankung vor. Unter den 43.783 Teilnehmern der Studie, von denen die Hälfte Placebo erhielten, ist es der Pressemitteilung zufolge zu 468 symptomatischen Infektionen gekommen. Ein Rückgang gegenüber der Placebogruppe zeichnete sich ab dem 14. Tag nach der Impfung ab. Nach 28 Tagen betrug die Schutzwirkung insgesamt 66 %. In den USA lag sie bei 72 %, in Lateinamerika bei 66 % und in Südafrika bei 57 %.

Die Schutzwirkung gegen schwere Erkrankungen betrug laut dem Hersteller nach 28 Tagen 85 %. Sie nahm mit der Zeit weiter zu. Nach dem 49. Tag seien bisher keine schweren Erkrankungen mehr aufge­treten, heißt es in der Pressemitteilung. Unter den Teilnehmern der Studie, die den Impfstoff Ad26.COV2.S erhalten haben, sei es bisher zu keinem einzigen Todesfall gekommen.

Die Schutzwirkung war laut Hersteller in allen Bevölkerungsgruppen konsistent, auch bei den 13.610 Teilnehmern im Alter von über 60 Jahren.

Die Erkrankungen in Südafrika waren zu 95 % auf die neue Variante B.1.351 zurückzuführen. Die im Vergleich zu den USA etwas geringere Schutzwirkung könnte deshalb auf ein teilweises Immunescape zurückzuführen sein. Dies deckt sich mit den Erfahrungen zu den anderen bisher in Südafrika getesteten Vakzinen. Alle waren dort schwächer wirksam.

Eine genaue Bewertung wird erst bei der Publikation der Ergebnisse möglich sein. Die Pressemitteilung enthält keine 95-%-Konfidenzintervalle, so dass sich die statistische Signifikanz derzeit nicht beurteilen lässt.

Sicherheitsprobleme sind offenbar nicht aufgetreten. Die Nebenwirkungen entsprechen laut Hersteller den Erfahrungen, die mit anderen Adenovirus-basierten Impfstoffkandidaten bei mehr als 200.000 Per­sonen gemacht wurden. Insgesamt 9 % erkrankten nach der Impfung an Fieber, das bei 0,2 % stärker ansteigen kann. Anaphylaxien wurden laut dem Hersteller bisher nicht beobachtet.

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) erwartet in Kürze einen Zulassungsantrag des US-Konzerns Johnson & Johnson für dessen Impfstoffkandidaten. Dies teilte die EU-Behörde heute in Amsterdam mit.