Johnson & Johnson Warum punktet der neue Impfstoff?
11. März 2021Stand: 11.03.2021 15:28 Uhr
Die EU-Arzneimittelbehörde empfiehlt den Impfstoff von Johnson & Johnson. Welche Vor- und Nachteile hat er gegenüber den anderen drei Impfstoffen?
Von Anja Martini, tagesschau.de
Wie wirkt der Impfstoff von Johnson & Johnson?
Bei dem Präparat von Johnson & Johnson handelt es sich um einen sogenannten Vektorimpfstoff. Dabei wird der genetische Bauplan eines Teils des Coronavirus in einen abgeschwächten Trägervirus verpackt, der für den Menschen nicht schädlich ist. Bei der Impfung werden mithilfe des Trägervirus Teile des Erbmaterials des Coronavirus in die menschliche Zelle übertragen und dort nachgebaut. Das Immunsystem reagiert und bildet Antikörper. Damit ist die Wirkungsweise von Johnson & Johnson die gleiche, wie die des Impfstoffs von AstraZeneca, nur dass beide unterschiedliche Trägerviren verwenden.
Bei den neuartigen mRNA-Impfstoffen von BioNTech/Pfizer und Moderna werden hingegen keine Viren oder Teile von Viren geimpft, sondern direkt ein Teil des Coronavirus-Erbgutes. Diese genetische Information funktioniert wie ein Bauplan. Die Zellen bauen Oberflächenproteine nach, die für den Körper ungefährlich sind. Darauf reagiert das Immunsystem und bildet Antikörper.
Welche Vorteile hat der neue Impfstoff?
Der Vorteil des Präparats von Johnson & Johnson ist, dass nur eine Impfdosis nötig ist. Alle anderen bisher in Deutschland zugelassenen Wirkstoffe müssen zwei Mal verimpft werden. Außerdem ist Johnson & Johnson, genau wie der Impfstoff von AstraZeneca, lange bei normalen Kühlschranktemperaturen haltbar.
Anja Martini, ARD-aktuell, mit Informationen über den Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson
Das ist ein großer Vorteil im Vergleich zu den beiden in Deutschland zugelassenen mRNA-Impfstoffen von BioNTech/Pfizer und Moderna. Diese sind in der Anwendung empfindlicher als die Vektorimpfstoffe. Das Präparat von Moderna muss bei Minus 20 Grad transportiert und gelagert werden, das von BioNTech/Pfizer bei Minus 70 Grad.
Das könnte sich allerdings noch ändern, denn vor wenigen Wochen hatte BioNTech bekannt gegeben, dass der Impfstoff auch bei geringeren Minusgraden, also auch bei normalen Gefrierschranktemperaturen stabil bleibt. Ob Transport und Lagerung in Europa geändert werden können, entscheidet die Europäische Arzneimittel-Agentur, wenn entsprechende Studien vorliegen.
Welcher Impfstoff für welche Altersgruppe?
Der Impfstoff von Johnson & Johnson hat in den USA bereits eine Notfallzulassung bekommen. Dort werden Menschen ab 18 Jahren damit geimpft. In Deutschland ist der Impfstoff von Moderna ebenfalls ab 18 Jahren zugelassen, der von BioNTech/Pfizer bereits ab 16 Jahren.
Der AstraZeneca-Impfstoff wurde in Deutschland zunächst nur an Menschen zwischen 18 und 64 Jahren verimpft. Diese Einschränkung basierte auf einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission (StiKo). Grund dafür war die aus Sicht der StiKo nicht ausreichende Datenlage. Nun hat sich die Datenlage verbessert und die Impfkommission hat ihre Empfehlung zurückgenommen. Nun werden auch über 65-Jährige damit geimpft.
Wie wirksam sind die Impfstoffe?
Die Arzneimittelhersteller prüfen in klinischen Studien neben der Verträglichkeit auch die Wirksamkeit ihrer Impfstoffe. Johnson & Johnson hat der Ein-Mal-Dosis in der klinischen Entwicklung Priorität eingeräumt. Der Schutz ist trotz der einfachen Impfung mit dem von AstraZeneca vergleichbar. Vier Wochen nach der Impfung hatten die Probanden dem Unternehmen zufolge eine Schutzwirkung von 66 Prozent. Das heißt, es kam bei den Geimpften zu drei Mal weniger Infektionen mit Symptomen. Schwere Verläufe konnten zu 85 Prozent verhindert werden.
Bei BioNTech/Pfizer lag die Schutzwirkung nach der zweiten Dosis bei 95 Prozent. Moderna erreicht ein ähnliches Ergebnis – hier sind es 94 Prozent. Alle vier Impfstoffe zeigen also auf jeden Fall eine hohe Schutzwirkung gegen schwere Erkrankungen oder Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus.
Ob die generelle Wirksamkeit so hoch ist, wie in den bisherigen Studien der Arzneimittelhersteller, wird sich in den kommenden Monaten zeigen, wenn sehr viele Menschen geimpft worden sind.
Wirken die Impfstoffe auch gegen die Mutationen?
Der Impfstoff von Johnson & Johnson wurde auch an einer größeren Anzahl von Probanden in Brasilien und in Südafrika getestet. Bei den mutierten Varianten zeigte sich in in ersten Ergebnissen in Brasilien eine Wirksamkeit von 68,1 Prozent. In Südafrika lag sie bei 64 Prozent und damit nur etwas niedriger, als in den anderen Ländern, in denen der Impfstoff getestet wurde.
Auch die Präparate von BioNTech/Pfizer und Moderna schützen ersten Studien zufolge gegen die Mutationen aus Großbritannien und Südafrika – die Untersuchungen laufen aber noch. Auch AstraZeneca hat bei der britischen Variante eine ähnliche Wirksamkeit, wie gegen das ursprüngliche Coronavirus. Bei der südafrikanischen Mutation soll sie geringer sein. Exakte Zahlen liegen noch nicht vor.
Wie lange schützt die Impfung?
Bei allen Impfstoffen ist noch unklar, wie lange die Schutzwirkung gegen das Coronavirus tatsächlich anhält. Dazu laufen aber bereits mehrere Studien. Unklar ist auch, ob Menschen, die geimpft worden sind, das Virus dennoch weitertragen können. Auch dies wird in mehreren Studien untersucht. Erste Ergebnisse aus Israel, wo bereits flächendeckend geimpft wird, deuten aber darauf hin, dass geimpfte Personen weniger ansteckend sind.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
Bei allen vier Impfstoffen gibt es Berichte darüber, dass manche Geimpfte Schmerzen an der Einstichstelle hatten. Zu den am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen gehören zudem Kopf- und Gelenkschmerzen, Müdigkeit oder Schüttelfrost. In den meisten Fällen klangen diese Beschwerden aber laut Robert Koch-Institut schnell wieder ab. Nur Menschen mit schweren allergischen Reaktionen oder mit Allergien gegen einen der Inhaltsstoffe, sollten sich laut RKI nicht impfen lassen.