Landesregierung stellt sich erneut hinter MV-Werften

Landesregierung stellt sich erneut hinter MV-Werften

11. März 2021 Aus Von mvp-web
Stand: 11.03.2021 17:56 Uhr

Die Corona-Pandemie hat die Werften in Mecklenburg-Vorpommern unverhofft in eine schwere Krise gestürzt. Auch ein Jahr nach Beginn der Pandemie bangen die Schiffbauer noch immer um ihre Zukunft.

Ungeachtet der weiter ausstehenden Gutachten zur Überlebensfähigkeit der MV-Werften hält die Landesregierung in Schwerin am Erhalt der Schiffbaubetriebe in Wismar, Rostock und Stralsund fest. Das Land werde dafür alles tun, was wirtschaftlich und juristisch vertretbar sei, betonte Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) am Donnerstag im Landtag in Schwerin. Er kündigte für Ende kommender Woche entscheidende Gespräche mit dem Bund als Kreditbürgen und dem asiatischen Genting-Konzern als Werfteigner an.

Opposition im Landtag fordert einen Plan B

Das Parlament stützte nach einer intensiv geführten Debatte mit den Stimmen von SPD, CDU und Linke den Kurs der Regierung. Allerdings mahnte die oppositionelle Linke die Regierung, über Alternativen nachzudenken. Man müsse auch vorbereitet sein für den Fall, dass es schief gehen könnte, mahnte der Linke-Abgeordnete Henning Foerster. AfD-Fraktionschef Nikolaus Kramer erneuerte seine Kritik an der Bereitstellung staatlicher Hilfen, ohne dass klar sei, welchen Beitrag Genting Hongkong leisten könne.

Glawe: „Es wird ein schwerer Gang“

Um die drohende Insolvenz der MV Werften abzuwenden, waren laut Glawe bereits im Dezember aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes in einem ersten Schritt Kredite in Höhe von 193 Millionen Euro bewilligt worden. Damit sollten insbesondere die Fertigstellung des Luxusschiffes „Endeavor 1“ finanziert werden, das im Mai ausgeliefert werden solle, sowie die Betriebskosten der Werften bis März. Dem Vernehmen nach sind nun weitere Kredithilfen in dreistelliger Millionenhöhe erforderlich, um auch das riesige Kreuzfahrtschiff „Global 1“ in Wismar fertigzubauen. „Es wird ein schwerer Gang“, sagte Glawe. Aufgeben werde und könne man nicht, so der Wirtschaftsminister weiter mit Blick auf die anstehenden Verhandlungen.

Tausende Beschäftigte in Kurzarbeit

Genting hatte die MV Werften 2016 übernommen, um Kreuzfahrtschiffe für den eigenen Bedarf zu bauen. Doch mit der Corona-bedingten Unterbrechung der Kreuzschifffahrt Anfang 2020 brach eine der wichtigsten Einnahmequellen des Konzerns weg – mit Folgen auch für die MV-Werften. Ein Großteil der 3.000 Beschäftigten befindet sich seit Monaten in Kurzarbeit, 1.200 von ihnen droht nach Angaben der IG Metall die Entlassung. Der Personalabbau könnte möglicherweise aber geringer ausfallen. In einem Gutachtenentwurf wird dem Vernehmen nach der Abbau von rund 850 Stellen vorgeschlagen.

Kritik an Kurs der Bundesregierung

Der SPD-Abgeordnete Jochen Schulte äußerte sein Unverständnis darüber, dass Genting noch immer nicht die endgültigen Unterlagen vorgelegt habe, auf deren Basis Entscheidungen getroffen werden könnten. Zugleich warf er der Bundesregierung vor, die Rettung der Werften nicht weit oben auf ihrer Agenda zu haben. So sei dem Fahrzeugbauer Daimler in der Corona-Krise eben so rasch geholfen worden wie auch der in Hessen ansässigen Fluggesellschaft Condor. Er könne nicht verstehen, weshalb es nun bei den MV Werften so lange dauere.

Hoffen auf Abnahmegarantie für weiteres Schiff

Schulte verwies darauf, dass mit dem langsamen Anspringen der Kreuzschifffahrt in Fernost auch der Aktienkurs von Genting wieder zulege. Minister Glawe äußerte die Hoffnung, dass der Konzern eine Abnahmegarantie für das Schwesterschiff von „Global 1“, die „Global 2“, abgibt und damit für Beschäftigung auf den Werften sorgt. Um aber möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten, müssten weitere Aufträge an Land gezogen werden. Die Auftragslücke für 2022 müsse geschlossen werden, sonst werde es eng, sagte Glawe. Mehrere Redner verwiesen allerdings auf die bislang erfolglosen Bemühungen, Auftraggeber für kleinere Kreuzfahrtschiffe oder Umspannplattformen für Windparks auf See zu finden.