Vereinbarte Impfstoff-Lieferung: AstraZeneca kürzt erneut Nachschub für EU

Vereinbarte Impfstoff-Lieferung: AstraZeneca kürzt erneut Nachschub für EU

13. März 2021 Aus Von mvp-web

Stand: 13.03.2021 09:08 Uhr

Vier Impfstoffe sind in der EU inzwischen zugelassen, Hunderte Millionen Dosen bestellt – doch jetzt meldet der Pharmakonzern AstraZeneca erneut: Die Lieferungen an die EU werden gekürzt, und zwar drastisch. Grund seien Exportbeschränkungen.

Es ist ein weiterer Rückschlag für die EU bei der Corona-Impfstoffbeschaffung: Der Pharmakonzern AstraZeneca hat erneut drastische Lieferkürzungen angekündigt. Statt der zuletzt anvisierten 220 Millionen Dosen sollen nur noch 100 Millionen bis zur Jahresmitte an die EU-Staaten gehen. Der deutsche Anteil daran liegt rechnerisch bei etwa 19 Millionen.

Der Konzern begründete dies gestern so: „Leider werden Exportbeschränkungen die Lieferungen im ersten Quartal nun reduzieren, und werden dies wahrscheinlich auch im zweiten Quartal.“ Weitere Details wurden nicht genannt. Schon vor Wochen hatte AstraZeneca Lieferkürzungen bekanntgegeben. Damals hatte der Konzern angekündigt, im ersten Quartal statt mindestens 80 Millionen Impfdosen nur 40 Millionen in die EU liefern zu können. Jetzt sind es bis Ende März nur noch 30 Millionen.

  • In den USA lagern Berichten zufolge etwa 30 Millionen Dosen des AstraZeneca-Impfstoffes ungenutzt in Kühlschränken, obwohl er noch gar nicht zugelassen ist.

Während die EU also erneut auf einen großen Teil der zugesagten Lieferung verzichten muss, horten die USA nach einem Bericht der „New York Times“ Millionen Dosen des AstraZeneca-Vakzins – obwohl das Mittel noch keine Zulassung hat. Der Corona-Koordinator des Weißen Hauses, Jeff Zients, sagte am Freitag: „Wir haben einen kleinen Bestand an AstraZeneca.“ Sobald es eine Zulassung gebe, könne er wie im Fall der anderen Impfstoffe schnellstmöglich an die Amerikaner verteilt werden. US-Regierungssprecherin Jen Psaki bestätigte, es gebe Anfragen einer ganzen Reihe von Ländern nach Impfdosen, die US-Regierung habe bislang aber keine an andere Staaten abgegeben.

Bislang nur BioNTech/Pfizer einigermaßen zuverlässig

Von den vier in der EU zugelassenen Corona-Impfstoffen – AstraZeneca, BioNTech/Pfizer, Moderna und Johnson & Johnson – hat die EU-Kommission insgesamt mindestens 1,4 Milliarden Dosen für die rund 450 Millionen Europäer geordert – mehr als genug. Trotzdem ist Impfstoff noch knapp und die Impfkampagnen gehen nur langsam voran.

Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn haben sich bislang allein bei BioNTech/Pfizer die Planungen gut eingespielt. Rund 40 Millionen der erwarteten 60 Millionen Impfdosen im zweiten Quartal kämen von dort, was Verlässlichkeit biete. Bei AstraZeneca und Moderna seien die Planungen hingegen unsicherer.

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Kritik an USA und Großbritannien

Auch der neu zugelassene Impfstoff von Johnson & Johnson wird nach Aussagen Spahns noch etwas auf sich warten lassen. Erst Mitte oder Ende April wird der US-Hersteller wohl liefern. Hintergrund sind nach Angaben aus EU-Kreisen die unberechenbare Exportpolitik der USA. Das Weiße Haus betonte jüngst zwar, es gebe kein Exportverbot. Priorität sei aber, zuerst die US-Bevölkerung zu impfen. EU-Ratschef Charles Michel hatte zuletzt kritisiert, die USA und Großbritannien hätten „eine regelrechte Sperre verhängt für den Export von Impfstoffen oder Impfstoff-Komponenten“.