Corona-Auflagen im Gastgewerbe  – Verzweiflung, Wut und Zukunftsängste

Corona-Auflagen im Gastgewerbe – Verzweiflung, Wut und Zukunftsängste

18. März 2021 Aus Von mvp-web

Stand: 18.03.2021 14:08 Uhr

Mit eindringlichen Worten hat Dehoga-Präsident Zöllick eine Perspektive für das Gastgewerbe gefordert. Nach sieben Monaten Lockdown seien Stimmung und Lage katastrophal.

Keine Gäste, leere Kassen – und aufgebrauchte Rücklagen: Hotels und Gaststätten sind mit am stärksten von der Corona-Krise betroffen. Wenige Tage vor den nächsten Bund-Länder-Beratungen über das weitere Vorgehen fordert das Gastgewerbe eine verlässliche Perspektive, unter welchen Bedingungen wieder geöffnet werden kann. „Wir halten keine Wochen und Monate in dieser Schockstarre mehr durch“, sagte der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Guido Zöllick.

Zöllick beschrieb Lage und Stimmung im Gastgewerbe als katastrophal. „Jeder Monat Schließung bedeutet für unsere Betriebe durchschnittlich 75 Prozent Umsatzverlust“, beklagte er. Rücklagen seien aufgebraucht, die Angst vor dem endgültigen Aus nehme bei vielen Firmen dramatisch zu. Es gehe um 222.000 Unternehmen mit mehr als 2,4 Millionen Beschäftigten.

Branche brauche Licht am Ende des Tunnels

Mit Blick auf die Aufhebung der Reisewarnung für Mallorca sagte Zöllick, es sei nicht erklärbar, dass die Bundesregierung einerseits Urlaub im internationalen Maßstab möglich mache – ein Besuch in heimischen Biergärten aber weiter nicht erlaubt sei. Auch in Deutschland gebe es Regionen mit zum Teil sehr niedrigen Inzidenzwerten. Zöllick verwies auf niedrige Zahlen in Rostock – er selbst ist Chef eines Hotels in Warnemünde.

„Warum darf man da nicht hinreisen?“ Die Branche müsse wieder Licht am Ende des Tunnels sehen. Allerdings sei auch dem Gastgewerbe bewusst, dass Öffnungen bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 100 schwierig seien. Aktuell liegt der Wert laut Robert Koch-Institut bundesweit bei 90 – und damit deutlich höher als vor einer Woche.

Das Gastgewerbe sei kein Pandemie-Treiber, sagte Zöllick: „Die Politik muss ihre Hausaufgaben machen. Wir erwarten ein besseres Management beim Impfen und beim Testen.“ Die Branche könne ihre Mitarbeiter regelmäßig testen. Skeptisch zeigte sich Zöllick aber zur Frage, ob das Gastgewerbe im Falle von Öffnungen die Kosten etwa von Selbsttests für Gäste übernehme. Es gebe hierzu noch keine abgestimmte Meinung im Verband. Er persönlich halte dies aber für schwierig.

Hotelverband: „Kämpfen ums nackte Überleben“

Der Vorsitzende des Hotelverbands Deutschland, Otto Lindner, sagte: „Das Gastgewerbe, die Hotellerie kämpfen ums nackte Überleben.“ Besonders dramatisch sei die Lage der Stadt- und Tagungshotellerie. In der ersten März-Woche habe die Zimmerauslastung in Deutschland lediglich bei 13,5 Prozent gelegen. Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München hätten nur einstellige Auslastungszahlen.

Eine „Neiddebatte“ sei aber nicht hilfreich, sagte Lindner mit Blick auf Mallorca – sein Unternehmen betreibt dort selbst Hotels. Es gebe erhebliche Auflagen für Hotels auf Mallorca. Die Hotels in Deutschland seien aber nicht Teil des Problems. Es gebe sehr gute Hygienekonzepte. Es brauche Öffnungsperspektiven: „Wir haben die Schnauze voll.“

Nachbesserungen bei Corona-Hilfen gefordert

Wie sehr der monatelange Lockdown das Gastgewerbe belastet, zeigen auch neue Zahlen des Statistischen Bundesamts. Demnach stieg der Umsatz im Januar im Vergleich zum Dezember zwar bei gleichbleibenden Preisen um 3,3 Prozent, teilte die Behörde am in Wiesbaden mit. Die Erlöse der Hotels und Gaststätten lagen aber weiterhin 70 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats.

Besonders hart traf es die Beherbergungsbetriebe, die nur noch 16 Prozent des Wertes aus dem Januar 2020 erreichten. Die Gastronomie erzielte 37 Prozent, wobei die Caterer mit 52,5 Prozent noch wesentlich besser abschnitten als die übrigen Betriebe.

Das Gastgewerbe forderte Nachbesserungen bei den Corona-Hilfen, die nach wie vor nicht genügend bei den Firmen ankämen. Zöllick: „Wenn wir zwangsweise geschlossen werden, müssen wir auch entschädigt werden, in voller Höhe der Verluste.“ Lindner sagte, Obergrenzen bei den Hilfen müssten fallen, diese seien viel zu niedrig angesetzt.