ARD Block: Tourismusverband verzweifelt über Oster-Lockdown
23. März 2021Stand: 23.03.2021 11:27 Uhr
Dänemark plant zahlreiche Lockerungen, die an einen sogenannten Corona-Pass gebunden sind. Deutschland stellt sich hinter die EU-Pläne für einen Corona-Impfpass bis 1. Juni. Alle Entwicklungen im Liveblog.
- Dänemark will nach Ostern weiter lockern
- Woidke: Weitere Beratungen zu Oster-Lockdown
- Einzelhandel kritisiert „Tunnelmodus“
- RKI meldet 7485 Neuinfektionen – Inzidenzwert bei 108,7
- Laschet kritisiert Bund wegen Reisetourismus nach Mallorca
- Merkel gegen „Exportverbote“ für Corona-Impfstoffe
- Bund und Länder beschließen verschärften fünftägigen Oster-Lockdown
Putin beim Impfen kamerascheu
Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich nach Kremlangaben gegen das Coronavirus impfen lassen – sich dabei aber anders als viele andere Staatschefs nicht filmen lassen. Der Kremlchef fühle sich nach der ersten von zwei nötigen Injektionen gut, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow der Staatsagentur Tass zufolge.
Zuvor hatten sich in Russland viele darüber gewundert, dass ausgerechnet Putin, der schon mit nacktem Oberkörper beim Reiten und beim Arzt posierte, sich beim Impfen so kamerascheu verhält. „Es gefällt ihm nicht“, erklärte Peskow früher am Tag. Der Präsident sei nie Anhänger öffentlicher Impfungen gewesen und tue schon jetzt sehr viel für die „Propagierung“ der russischen Vakzine. „Es bleibt nur, ihm aufs Wort zu glauben“, sagte Peskow. Für viele zögerliche Russen sollte die Impfung des Kremlchefs auch dazu führen, dass sie den im eigenen Land entwickelten Präparaten vertrauen. Es werde auch nicht bekanntgegeben, mit welchem der drei von russischen Forschern entwickelten Präparate sich der Präsident impfen lasse. „Alle drei Vakzine sind absolut zuverlässig“, sagte Peskow.
Niederlande verlängern Lockdown
Die niederländische Regierung will den Lockdown um drei Wochen bis zum 20. April verlängern. Als Grund nannte Premierminister Mark Rutte die wachsenden Zahl an Neuinfektionen und Behandlungen in Krankenhäusern. Die Warnung vor Reisen ins Ausland wird bis zum 15. Mai verlängert.
Radrennen „Rund um Köln“ abgesagt
Wie schon im Vorjahr ist das traditionelle Radrennen „Rund um Köln“ für das Jahr 2021 abgesagt worden. Wie die Veranstalter mitteilten, kann die für den 6. Juni geplante 104. Auflage des Rennens nicht stattfinden. Eine Austragung zu einem späteren Zeitpunkt sei „aufgrund der extremen Dichte an Rennen in der zweiten Jahreshälfte nicht geplant“. „Die aktuellen Corona-Regeln einhergehend mit einer sehr holprigen Impfkampagne, steigenden Infektionszahlen und verschiedenen Virusmutationen lassen leider keine andere Entscheidung zu“, erklärte Geschäftsführer Markus Frisch von der „Köln Marathon Veranstaltungs- und Werbe GmbH“, die nach der Übernahme 2019 weiter auf die erste Austragung des ältesten Eintagesrennens in Deutschland unter ihrer Regie warten muss.
In Belgien zeichnet sich erneut ein harter Lockdown ab
In Belgien zeichnet sich angesichts stark steigender Ansteckungszahlen ein weiterer harter Corona-Lockdown ab. Regierungschef Alexander De Croo setzte für Mittwoch eine Krisensitzung mit Vertretern der Regionalregierungen an. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge stehen dabei unter anderem Geschäfts- und Schulschließungen und eine Ausweitung der nächtlichen Ausgangssperre bis mindestens nach Ostern zur Debatte.
Die Zahl der täglichen Neuinfektionen war in dem Land mit 11,5 Millionen Einwohnern zuletzt auf über 4000 gestiegen, ein Anstieg um 40 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Die Krankenhauseinweisungen stiegen um zwölf Prozent. Experten zufolge sind die hohen Ansteckungszahlen in Belgien vor allem auf die Verbreitung der britischen Virusvariante zurückzuführen.
Griechenland: Neue Höchstwerte bei Neuinfektionen
In Griechenland ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen auf einen neuen Höchstwert gestiegen. Laut griechischer Gesundheitsbehörde wurden binnen 24 Stunden 3586 neue Fälle registriert, die Hälfte davon im Großraum Athen. Die Zahl der zu beatmenden Patienten stieg auf 699. Beide Werte sind die höchsten seit Beginn der Pandemie in Griechenland. Die Zahl der Menschen, die bisher mit oder an Corona gestorben sind, stieg um 51 auf 7582 Menschen.
Das griechische Gesundheitssystem gerät durch den ungebremsten Anstieg zunehmend unter Druck. Zu Beginn der Woche hat die Regierung 200 freiberufliche Lungen- und Allgemeinärzte zum Corona-Dienst verpflichtet, um das überlastete Personal in den staatlichen Krankenhäusern zu entlasten. Auch private Kliniken sind bereits verpflichtet worden, Plätze für Patienten vorzuhalten, die nicht mit Corona infiziert sind, sondern an anderen Krankheiten leiden.
Ciesek: „Oster-Lockdown wird keinen starken Effekt haben“
Laut der Virologin Sandra Ciesek wird der geplante „Oster-Lockdown“ keine große Wirkung auf die Infektionszahlen in Deutschland haben. Das sagte die Virologin in der neuen Folge des NDR Info Podcasts Coronavirus-Update mit Blick auf die Beschlüsse des Bund-Länder-Gipfels.
„Ich befürchte, dass in Deutschland ein so kurzer Shutdown, der ja zudem am Ostersamstag unterbrochen wird, nicht den Effekt haben wird, den sich viele vorstellen oder wünschen.“ Die Leiterin der Virologie des Universitätsklinikums Frankfurt hält die „Ruhepause“ für schlichtweg zu kurz, um eine starke Wirkung bei den Infektionszahlen erzielen zu können.
Zwar sei in Australien ein ähnlicher mehrtägiger Lockdown erfolgreich gewesen. In Deutschland sei mit einem solchen Effekt laut Ciesek aber nicht zu rechnen. Die Ausgangssituation sei in Deutschland mit den recht hohen Sieben-Tage-Inzidenzwerten eine ganz andere als Anfang des Jahres in Australien. Dort wurden Kurz-Lockdowns eingesetzt, sobald wenige neue Corona-Fälle bekannt wurden.
Der Weg aus der Pandemie heraus führt nach Cieseks Ansicht vor allem über die Coronavirus-Impfung. „Die Altersgruppe der 60- bis 80-Jährigen müssen wir nun schnell impfen – und dann auch allen anderen schnell ein Impfangebot machen“, fordert die Medizinerin im Podcast erneut. Sie spricht sich auch dafür aus, auf Baustellen und in Fabriken durch regelmäßige Testungen Corona-Fälle frühzeitig zu erkennen – also überall dort, wo ein Ausweichen ins Homeoffice nicht möglich ist. Zudem sei es wichtig, dass die Menschen „bei geringsten Beschwerden“ einen Corona-Test machen.
Easyjet will Fluggäste nicht selbst auf Corona testen
Der britische Billigflieger Easyjet will laut „Tagesspiegel“ trotz der Beschlüsse der Bund-Länder-Konferenz Fluggäste nicht selbst auf das Coronavirus testen. Das Testen vor Abflug und bei Ankunft liege in der Verantwortung der Passagiere, berichtete die Zeitung unter Berufung auf eine Erklärung des Unternehmens. Tests seitens der Airline im Zielgebiet seien organisatorisch und medizinisch nicht umsetzbar.
Easyjet-Deutschlandchef Stephan Erler zeigte sich von den Beschlüssen enttäuscht. „Es gibt noch immer keine bundeseinheitliche Test- und Einreisestrategie, geschweige denn eine europäische Lösung“, sagte er dem „Tagesspiegel“. Easyjet erwarte basierend auf den Beschlüssen „schnellstmöglich eine allgemeingültige, verbindliche Regelung wie grenzüberschreitender Verkehr nach Deutschland aus Risikogebieten, aber auch aus Nicht-Risikoländern erfolgen“ könne.
Frankreich: Studierende und Rentner sollen beim Impfen helfen
Um die Corona-Impfungen in Frankreich schneller voranzutreiben, will Präsident Emmanuel Macron auch Studierende und Medizinpersonal im Ruhestand einsetzen. Mit einer entsprechenden Genehmigung sollten sie ebenso wie die Feuerwehr für Impfungen mobilisiert werden, sagte Macron beim Besuch einer Apotheke im nordostfranzösischen Valenciennes. Die Impfung sei eine nationale Priorität, betonte Macron. Es müsse in allen offenen Zentren aufs Höchste geimpft werden, auch abends oder nachts.
Epidemiologe: Lockdown-Beschlüsse nicht ausreichend
Eine Ruhepause über Ostern werde nicht viel ausrichten, meint Epidemiologe Reintjes im tagesschau.de-Interview. Er hätte sich sofort strengere Maßnahmen gewünscht – nur so wäre das exponentielle Wachstum aufzuhalten:
Pfizer startet klinische Studie mit Covid-19-Medikament
Der US-Pharmakonzern Pfizer bringt ein Medikament zur Behandlung von Covid-19 in die klinische Entwicklung. Das Unternehmen startet eine klinische Studie der Phase 1 mit einem Mittel, das oral eingenommen wird und Patienten bei den ersten Anzeichen einer Infektion verabreicht werden soll. In Labor Studien habe Pfizer mit dem Mittel vielversprechende Ergebnisse erzielt, teilte das Unternehmen mit. Bei der Therapie handelt es sich um einen so genannten Protease Inhibitor, der die Replikation des Coronavirus in Zellen verhindern soll.
Corona-Steuerhilfen werden verlängert
Mehrere steuerliche Erleichterungen werden wegen des andauernden Corona-Lockdowns in Deutschland verlängert. So können alle, die wirtschaftlich erheblich von der Pandemie betroffen sind, weiterhin einen Antrag auf Aufschub bei der Steuerzahlung stellen. Steuern, die eigentlich bis Mitte des Jahres fällig werden, müssen so erst Ende September gezahlt werden. Darüber hinaus können auch Ratenzahlungen vereinbart werden, wie am Dienstag aus einem Schreiben des Finanzministeriums an die Länder-Finanzbehörden hervorgeht. Auch Vollstreckungsmaßnahmen wegen nicht gezahlter Steuern können ausgesetzt werden. Außerdem sollen Steuervorauszahlungen ohne eine strenge Nachprüfung angepasst werden.
Ungetestete Schüler dürfen in Sachsen weiterhin nicht in die Schule gehen
In Sachsen dürfen auch weiterhin nur getestete Schüler zum Präsenzunterricht in die Schule gehen. Das Sächsische Oberverwaltungsgericht (OVG) in Bautzen lehnte mit einer Entscheidung mehrere Eilanträge von Schülern gegen die entsprechende Corona-Schutzverordnung des Freistaats ab (Az: 3 B 81/21).
In Sachsen ist seit vergangener Woche eine wöchentliche Testung der Schülerinnen und Schüler ab Klasse fünf verpflichtend. Lehrkräfte müssen sich zweimal in der Woche testen. Wenn Schüler oder deren Eltern weder der Testung an der Schule zustimmen noch ein anderweitiges negatives Testergebnis vorlegen, dann ist den Kindern eine Teilnahme am Präsenzunterricht untersagt. Sie müssen dann zu Hause lernen.
Der zuständige OVG-Senat hält die Bestimmung für rechtmäßig. Die Betroffenen könnten den Nachweis, dass sie nicht mit dem Coronavirus infiziert sind, auch mit einfachen Selbsttests erbringen. Diese Tests im vorderen Nasenbereich verursachten keine Schmerzen und berührten nicht den Schutzbereich des Grundrechts auf körperliche Unversehrtheit. Die mit der Regelung verbundenen Eingriffe in die allgemeine Handlungsfreiheit und in das allgemeine Persönlichkeitsrecht sind nach Ansicht der Richter ebenfalls verhältnismäßig. Eine andere Maßnahme, die weniger stark in die Grundrechte eingreifen würde und ebenso effektiv wäre, sei nicht erkennbar. Der Beschluss ist unanfechtbar.
Dank an Pflegekräfte: Banksy-Werk für fast 20 Millionen Euro versteigert
Im vergangenen Jahr hatte der britische Streetart-Künstler Banksy ein Bild mit dem Titel „Game Changer“ an die Universitätsklinik in Southampton im Süden Englands geschickt und sich damit für deren Einsatz in der Coronavirus-Pandemie bedankt. Auf dem Bild zu sehen ist ein kleiner Junge in einer Latzhose, der mit einer Krankenschwester-Puppe spielt, die ihren Arm wie Superman im Flug ausstreckt. Dahinter ist ein Papierkorb zu sehen, in dem Figuren von Batman und Spiderman liegen.
Der Streeart-Künstler Banksy hatte das einen Quadratmeter große Bild mit dem Titel «Game Changer» im vergangenen Jahr an eine Klinik in Southampton geschickt und sich damit für deren Einsatz in der Coronavirus-Pandemie bedankt. Bild: dpa
Nun ist Werk ist für für 16,8 Millionen britische Pfund (19,5 Millionen Euro) in London versteigert worden. Abzüglich Gebühren soll der Erlös nun der Universitätsklinik und anderen Organisationen des englischen Gesundheitsdienstes NHS zugutekommen, wie auf der Webseite des Auktionshauses Christie’s zu lesen war. Es ist der höchste Betrag, der bisher für ein Banksy-Werk erzielt wurde.
Modellversuch: Sachsen-Anhalt will Läden öffnen
Sachsen-Anhalt will in den Tagen nach Ostern Gastronomen, Touristikern, Einzelhändlern und Veranstaltern unter strengen Vorgaben testweise Öffnungen erlauben. Besagte Anbieter könnten nach Ostern bei den Gesundheitsämtern beantragen, im Rahmen von Modellversuchen zu öffnen, kündigte die Landesregierung am Dienstag nach einer Sitzung an. Die Landesregierung werde dafür eine „Experimentierklausel“ in die neue Corona-Landesverordnung aufnehmen. Bedingungen für einen Modellversuch seien unter anderem die Testung aller Teilnehmer, die lückenlose Nachverfolgbarkeit der Kontakte und eine nicht zu hohe Sieben-Tage-Inzidenz, sagten Ministerpräsident Reiner Haseloff und Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne. Denkbar seien solche Versuche auch in den Bereichen Sport, Kultur und in Freizeitparks. Aus den Modellversuchen könnten dann Erkenntnisse für weitere Öffnungen abgeleitet werden.
Seine Forderung nach einem kontaktarmen Urlaub über Ostern im eigenen Bundesland hatte Haseloff bei den stundenlangen Verhandlungen zwischen Bund und Ländern in der Nacht auf Dienstag nicht durchsetzen können. Im Gegenzug für den Verzicht auf die Urlaube habe die Runde die versuchsweisen Öffnungen gestattet, so Haseloff.
Mehr Musik-Streaming in der Pandemie
Die globale Musikindustrie hat im sechsten Jahr in Folge ein deutliches Wachstum vermeldet. Wie der Weltverband der Phonoindustrie (IFPI) bekanntgab, verzeichnete die Branche im Jahr 2020 Zugewinne in Höhe von 7,4 Prozent, die vor allem auf die erhöhte Nutzung von Streaming Angeboten zurückzuführen sind. Die Gesamteinnahmen auf dem weltweiten Musikmarkt betrugen im vergangenen Jahr demnach umgerechnet 18,2 Milliarden Euro (21,6 Milliarden Dollar).
Die weltweiten Einnahmen durch kostenpflichtige Streamingdienste stiegen 2020 um 18,5 Prozent. Am Ende des Kalenderjahres registrierte die IFPI 443 Millionen zahlende Nutzer. Zusammen mit durch Werbung finanzierter Streaming Nutzung macht das 11,3 Milliarden Euro und über 62 Prozent der Gesamteinnahmen aus. Damit überkompensierten die digitalen Einnahmen die Rückgänge in anderen Bereichen, etwa beim Verkauf physischer Musikformate (Rückgang um 4,7 Prozent) und bei den Einnahmen durch Aufführungsrechte, die wegen ausbleibender Konzerte während der Coronavirus-Pandemie um 10,1 Prozent eingebrochen sind.
Senat will Berliner Unternehmen zu Corona-Test-Angebot verpflichten
Der Berliner Senat will die Unternehmen verpflichten, mehr Corona-Tests für ihre Beschäftigten anzubieten. Das kündigte der Regierende Bürgermeister Michael Müller nach einer Senatssitzung an. Es gehe um eine Angebotspflicht zum Testen für die Arbeitnehmer, nicht um eine Testpflicht, erläuterte er. „Niemand muss sich jeden Tag testen lassen.“ Aber die Arbeitgeber seien in der Pflicht, ein Angebot zu machen. „Wir müssen dazu kommen, dass Unternehmen an dieser Stelle eine Schippe drauflegen.“ Mehr Tests auf allen Ebenen bedeuteten mehr Sicherheit, um Infektionsketten früher zu entdecken und zu durchbrechen.
Bund und Länder hatten bei ihren Beratungen am frühen Morgen eigentlich vereinbart, hier zunächst noch auf eine Selbstverpflichtung der Wirtschaft zu setzen. Auch der Bund behält sich aber verbindliche Regeln vor, sollte das aus seiner Sicht nicht fruchten.
Bundesregierung: Mehr Impfstoffen im Mai
Die Bundesregierung rechnet für den Mai mit einer deutlichen Steigerung der Corona-Impfstoffproduktion in Deutschland. Der Sonderbeauftragte der Regierung, Christoph Krupp, äußerte in einem Audio-Podcast die Erwartung, „dass wir im Mai auf eine wöchentliche Produktionsrate von ungefähr sechs Millionen Dosen kommen können“. Diese lasse sich auch noch weiter steigern. „Damit werden wir weit über die Impfzentren hinaus auch die Hausärzte mobilisieren können“, sagte Krupp.
Allerdings sei die Produktion der Impfstoffe ein hochtechnologischer Vorgang. „Das ist kein Kuchenrezept.“ Deswegen seien immer wieder auch Rückschläge möglich. Davon dürfe man „sich nicht irritieren lassen“. Offen blieb auch, wie viele Impfstoffe gegen das Coronavirus im Mai tatsächlich in Deutschland pro Woche zur Verfügung stehen. So wird ein Teil der in Deutschland hergestellten Vakzine in andere Länder ausgeführt, umgekehrt importiert Deutschland auch Impfstoffe aus anderen Staaten.
Vizekanzler Olaf Scholz äußerte am Morgen die Erwartung, dass in Deutschland im Juni oder Juli zehn Millionen Dosen pro Woche verimpft werden können. Auch in den Monaten davor werde es einen deutlichen Anstieg geben.
Jemen ruft Corona-Notstand aus
Jemen ruft angesichts einer neuen Welle von Corona-Infektionen den Notstand aus. Der zuständige Ausschuss gibt für Montag 98 bestätigte und 168 unbestätigte Infektionen bekannt. Dies sei ein Hinweis auf einen starken Anstieg der Fallzahlen, sagt der für das Bürgerkriegsland zuständige Direktor der Hilfsorganisation Oxfam, Muhsin Siddiquey: Nur die Erkrankten mit den schwersten Symptomen würden überhaupt getestet. „Ich höre jeden Tag von Menschen, die an Covid-ähnlichen Symptomen sterben, ohne ärztliche Hilfe erhalten zu haben.“ Die Huthi, die große Teile des Nordens kontrollieren, haben seit Mai keine Zahlen zur Ausbreitung der Pandemie veröffentlicht.
Bayern gedenkt der Corona-Toten
Mit einem Trauerakt haben Landtag und Staatsregierung in Bayern der bisher rund 13.000 Todesopfer der Corona-Pandemie im Freistaat gedacht. Ministerpräsident Markus Söder, Landtagspräsidentin Ilse Aigner und die Vorsitzende des Bayerischen Ethikrates und ehemalige Regionalbischöfin, Susanne Breit-Keßler, erinnerten in dem Gedenkakt an die Toten. Hinter den bloßen Zahlen stünden bewegende Schicksale, jedes für sich, sagte Aigner und betonte: „Wir werden sie nicht vergessen.“
Söder betonte ebenfalls, es seien nicht nur Zahlen, sondern Namen und Schicksale. „Sie sind nicht nur Statistik, sondern sie sind in unserem Herzen und unserem Bewusstsein.“ Söder und Aigner wandten sich dabei entschieden gegen all jene, die die Gefährlichkeit des Virus anzweifeln. Am 18. April soll bundesweit ein zentraler Gedenkakt für die Corona-Toten stattfinden. Dies geht auf die Initiative von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zurück.
CDU-Abgeordneter: Bund-Länder-Beschlüsse sind Politikversagen
Der Thüringer Bundestagsabgeordnete Albert Weiler (CDU) hat die aktuellen Lockdown-Beschlüsse von Bund und Ländern in außergewöhnlich scharfer Form kritisiert und in einem Offenen Brief Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein massives Versagen vorgeworfen: „Wenn Ihnen nach einem Jahr Corona nichts anderes einfällt, als stumpf den Lockdown zu verlängern, über die Ostertage sogar zu verschärfen, dann ist das für die Menschen in diesem Land – ich muss es in dieser Deutlichkeit aussprechen – Politikversagen.“
Papst feiert Ostergottesdienste nur mit wenigen Gläubigen
Papst Franziskus wird die Ostergottesdienste im Vatikan in diesem Jahr erneut nur mit wenigen Gläubigen feiern. Das geht aus dem veröffentlichten Terminkalender für die Karwoche hervor. Demnach wird das Kirchenoberhaupt wie bereits im vergangenen Jahr wegen der Corona-Beschränkungen die Ostermesse mit dem Segen „Urbi et orbi“ (der Stadt und dem Erdkreis) nicht auf dem Petersplatz, sondern im Petersdom feiern. Der traditionelle Kreuzweg am Karfreitag wird nicht im römischen Kolosseum, sondern auf dem Petersplatz stattfinden. Papst Franziskus ist bereits gegen das Coronavirus geimpft. Die wöchentlichen Generalaudienzen des Papstes sind wegen der Corona-Beschränkungen durch Video-Ansprachen aus der Bibliothek des Apostolischen Palastes ersetzt worden.
Wie vor einem Jahr wird auch an diesem Karfreitag die Zeremonie der Via Crucis (Kreuzweg) mit Papst Franziskus auf dem leeren Petersplatz stattfinden.
Keine Fans bei Berliner Derby am Ostersonntag
Das am Ostersonntag geplante Derby zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC in der Fußball-Bundesliga wird ohne Zuschauer stattfinden. Wie ein Sprecher des Berliner Innensenators, mitteilte, wird die Partie am 4. April im Stadion an der Alten Försterei nicht Teil des Pilotprojektes für eine Fan-Rückkehr in der Corona-Pandemie sein. Berichte über eine Absage des Spiels wurden vom Senat zurückgewiesen. Ob am Osterwochenende überhaupt Bundesligaspiele stattfinden, wird dem Vernehmen nach allerdings zwischen Politik und Deutscher Fußball Liga beraten.
Altmaier kündigt erneuten „Wirtschaftsgipfel“ an
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat einen neuen „Wirtschaftsgipfel“ angekündigt: Er werde Ende der kommenden Woche erneut Vertreter von mehr als 40 Verbänden einladen. Dabei solle es neben der aktuellen Lage auch darum gehen, wie es nach dem Ende der Pandemie bei Innovationen und Erneuerungen vorangehen könne.
Der Wirtschaftsminister verteidigte mit Blick auf steigende Infektionszahlen die von Bund und Ländern beschlossene Verlängerung des Lockdowns bis zum 18. April. Zugleich soll über Ostern das wirtschaftliche, private und öffentliche Leben weitgehend heruntergefahren werden. Es gehe darum, die dritte Welle zu brechen, bevor der Höhepunkt erreicht werde. Nur so könne es erreicht werden, dass die Substanz der deutschen Wirtschaft dauerhaft unbeschädigt aus der Krise hervorgehe.
Tschechien: Zahl der erneuten Infektionen stark angestiegen
In Tschechien ist die Zahl der Reinfektionen mit dem Coronavirus zuletzt sprunghaft angestiegen. Wie die Gesundheitsbehörde mitteilte, wurden bis Ende Februar 1400 Fälle registriert, bei denen sich Menschen bereits zum wiederholten Mal mit dem Virus angesteckt haben. Bis Ende Januar seien nur 158 solcher Fälle bekannt gewesen.
Den Angaben zufolge liegt das Durchschnittsalter jener, die erneut an Corona erkrankt sind, bei 42 Jahren. Zwischen der ersten und zweiten Infektion lagen durchschnittlich 142 Tage. Angesichts der Daten riet die Behörde auch den Menschen, die bereits eine Infektion mit dem Coronavirus überstanden haben, zu einer Impfung – allerdings mit einem „gewissen zeitlichen Abstand“ zu ihrer Erkrankung.
EU kündigt entschiedenes Vorgehen gegen AstraZeneca an
Die EU-Kommission hat ein entschiedenes Vorgehen gegen die Lieferausfälle des Impfstoffherstellers AstraZeneca angekündigt. „Wir werden alle Instrumente nutzen, die uns zur Verfügung stehen, um die Dosen zu bekommen“, sagte die für Gesundheit zuständige Generaldirektorin Sandra Gallina. Wie genau dies aussehen könnte, ließ die Italienerin offen. Zugleich kündigte die EU-Kommission für Mittwoch eine Überarbeitung der im Februar eingeführten Exportkontrolle für Corona-Impfstoffe an.
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hatte AstraZeneca jüngst damit gedroht, weitere Exporte an Länder außerhalb der EU zu verbieten. Gallina machte nun klar, dass andere Unternehmen, die ihre Verträge erfüllten, wohl nicht mit Exportstopps rechnen müssten. Darüber dürften auch die Staats- und Regierungschefs beim EU-Gipfel am Donnerstag beraten. Kanzlerin Merkel sprach sich zuletzt gegen «generelle Exportverbote» für Corona-Impfstoffe aus.
Tagestourismus zu Ostern in Niedersachsen möglich
Trotz einer Verschärfung des Corona-Lockdowns über Ostern möchte Niedersachsen über die Feiertage keinen Tagestourismus Richtung Küste oder Harz verbieten. „Wir haben nicht die Absicht, Tagesausflüge zu verbieten oder Ausgangssperren zu verhängen“, sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Dass Niedersachsen sich gemeinsam mit einigen anderen Bundesländern bei den Bund-Länder-Beratungen zum Corona-Kurs nicht mit der Forderung nach einem Osterurlaub im eigenen Land durchsetzen konnte, hielt Weil für vertretbar. Der vereinbarte Weg, mit viel mehr Tests zu Lockerungen der Beschränkungen zu gelangen, sei so aussichtsreich, dass das Zugeständnis beim Osterurlaub akzeptabel sei.
Griechenland plant uneingeschränkte Einreise für Geimpfte
Die griechische Regierung will die Einreise für EU-Bürger und Besucher aus Israel künftig nicht mehr beschränken, sofern die Menschen geimpft sind. Das bestätigte die Pressestelle des griechischen Tourismusministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Geimpfte Besucher müssten dann nur noch die Impfung belegen, aber bei der Einreise keinen aktuellen, negativen Corona-Test mehr vorweisen und auch keine siebentägige Quarantäne mehr einhalten.
Wann diese Maßnahmen tatsächlich aufgehoben werden, wurde noch nicht bekannt. Die griechische Regierung drängt seit Jahresbeginn darauf, einen EU-weit gültigen Impfpass zu entwickeln. Damit soll der griechische Tourismus-Sektor gerettet werden, der normalerweise fast ein Fünftel der griechischen Wirtschaftsleistung bestreitet. Der jetzige Alleingang soll Druck ausüben, damit es mit dem EU-Impfpass schneller voran geht, heißt es bei politischen Beobachtern in Athen.
Ostermarschierer wollen demonstrieren
Ostermarschierer wollen trotz des wieder verschärften Corona-Lockdowns an den Feiertagen auf die Straße gehen. Regionale und örtliche Friedensinitiativen bereiteten vielfältige Aktionen zu Ostern unter Corona-Bedingungen vor, teilte die Informationsstelle Ostermarsch mit. Die Corona-Pandemie wirke wie ein Brandbeschleuniger in Konflikten, indem Nationalismus Aufwind erhalte und internationale Kooperation zerstöre. „Weltweit steigen die Rüstungsausgaben, statt in Gesundheit, Bildung und sozial-ökologischen Umbau zu investieren“, kritisierte die Informationsstelle.
Söder sieht komplett neue Pandemie
Bayerns Ministerpräsident Söder hat die Beschlüsse des Bund-Länder-Treffens verteidigt. Die Lage sei ernst und sie werde noch viel ernster sein. Die dritte Welle sei eine komplett neue Pandemie. Die Mutation bedeute eine höhere Ansteckungsgefahr, eine deutlich höhere Sterblichkeit und eine deutlich längere Verweildauer auf Intensivstationen.
Bis Ostern werde es keine Lockerungen geben, dann folge der Oster-Lockdown. Nach Ostern könne dann Stück für Stück über Öffnungen nachgedacht werden, stellte Söder in Aussicht. Der Oster-Lockdown sei eine schwere Belastung für viele. Die Entscheidung sei schwer, aber „absolut richtig, und sie wird uns sehr sehr helfen“.
Drosten und Ciesek ausgezeichnet
Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek und ihr Berliner Kollege Christian Drosten werden für ihren Corona-Podcast als „Hochschullehrer/in des Jahres“ ausgezeichnet. Damit vergibt der Deutsche Hochschulverband (DHV) die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung erstmalig an zwei Personen. Als Protagonisten des NDR-Podcasts „Coronavirus Update“ kommunizierten die beiden seit Beginn der Pandemie Woche für Woche neue Erkenntnisse der Corona-Forschung und ordneten diese kompetent und allgemeinverständlich ein, begründete DHV-Präsident Bernhard Kempen die Wahl.
„Beide Virologen lassen dabei ein Millionenpublikum in Echtzeit an wissenschaftlichen Debatten partizipieren und führen im Alltag damit einer breiten Öffentlichkeit anschaulich vor Augen, wie das Abenteuer Forschung funktioniert“, hieß es weiter. Die zwei scheuten die Auseinandersetzung nicht und würden sachbezogen informieren. „Dafür werden sie verehrt, gelobt, aber häufig auch kritisiert, mitunter sogar verleumdet oder gehasst. Trotzdem bleiben sie der Wahrheitssuche, dem ständigen Hinterfragen von Einsichten im Lichte neuer Erkenntnisse, verpflichtet“, sagte Kempen.
Frankreich öffnet Impfungen für über 70-Jährige
Frankreich öffnet die Corona-Impfungen ab Samstag für alle Menschen ab 70 Jahren. Präsident Emmanuel Macron kündigte die nächste Stufe der Impfkampagne bei einem Besuch in einem Impfzentrum in Valenciennes in Nordfrankreich an. Zugleich räumte er ein, dass noch nicht alle über 75-Jährigen in Frankreich eine erste Dosis erhalten haben. Macron sagte, es solle jeden Tag „morgens, mittags und abends“ geimpft werden, um den „Kampf“ gegen das Coronavirus zu gewinnen.
Bisher können sich in Frankreich alle Menschen ab 75 Jahren impfen lassen sowie solche ab 50 Jahren, die unter Vorerkrankungen wie Krebs, Diabetes oder starkem Übergewicht leiden. Da bisher viele Menschen ab 75 Jahren noch keinen Impftermin erhalten haben, soll für sie nun eine spezielle Hotline geschaltet werden, wie Macron ankündigte. Er bekräftigte das Ziel, bis Mitte April zehn Millionen Menschen eine erste Dosis zu verabreichen. Bis zum Sommer sollen es nach dem Willen der Regierung 30 Millionen Menschen sein. Viele Experten zweifeln diesen Zeitplan angesichts der Lieferprobleme bei Vakzinen an.
Umsetzung von Coronatests von Urlaubern noch unklar
Bund und Länder erwarten Corona-Tests aller Passagiere und Crew-Mitglieder vor einem Rückflug nach Deutschland auch aus Nicht-Risikogebieten – wie dies konkret umgesetzt werden soll, ist bei den Airlines aber noch unklar. „Lufthansa und Eurowings werden mit ihren Partnern in der Reisewirtschaft und den Testlaboren zügig die nächsten Schritte planen“, teilten die beiden Fluggesellschaften mit. Das betreffe vor allem Tests für Mallorca-Reisende. Gewartet werde nun auf die „Details der gesetzlichen Regelung“, wie Lufthansa und das Tochterunternehmen Eurowings weiter mitteilten. Sobald diese „feststehen, werden wir unsere Abläufe entsprechend anpassen und unsere Kunden schnellstmöglich informieren“. Grundsätzlich halten es die Airlines demnach für richtig, Teststrategien zu stärken statt auf „pauschale Quarantäneregeln“ zu setzen.
Psychisch Erkrankte leiden massiv unter Lockdown
Im zweiten Corona-Lockdown haben sich sowohl der Krankheitsverlauf als auch die Versorgung psychisch erkrankter Menschen massiv verschlechtert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. 44 Prozent der befragten Personen mit einer diagnostizierten Depression berichteten demnach von einer Verschlechterung in den vergangenen Monaten. Auch für Menschen ohne psychische Erkrankung sei die aktuelle Situation deutlich belastender als im vergangenen Frühjahr, hieß es weiter.
Viele Menschen zögen sich zurück, die Sorgen um die berufliche Zukunft und die familiäre Belastung nähmen zu. Bei der Entscheidung über Maßnahmen gegen das Coronavirus dürften die Verantwortlichen „den Blick nicht nur auf das Infektionsgeschehen verengen“, mahnte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Ulrich Hegerl. „Es müssen auch Leid und Tod systematisch erfasst werden, die durch die Maßnahmen verursacht werden.“ Der Zustand vieler Betroffener hat sich laut Studie verschlechtert. 16 Prozent der depressiv Erkrankten erlitten einen Rückfall, wie es hieß. Ebenfalls 16 Prozent berichteten von einer Verschlechterung ihrer Symptomatik.
Damit einher geht eine schwierige Versorgungslage. 22 Prozent der Befragten mit depressiver Erkrankung berichteten von ausgefallenen Terminen beim Facharzt, 18 Prozent von ausgefallenen Sitzungen bei einem Psychotherapeuten. 22 Prozent der Befragten in einer akuten depressiven Phase gaben an, keinen Behandlungstermin zu bekommen – während des ersten Lockdown waren es 17 Prozent. 21 Prozent sagten, sie hätten aus Angst vor Ansteckung Behandlungstermine abgesagt.
App zu Corona-Regeln am jeweiligen Standort
Nur kurz aufs Smartphone schauen und genau wissen, welche Corona-Regeln derzeit am eigenen Standort gelten: Dafür haben Studentinnen und Studenten der Uni Würzburg mit Freunden eine App entwickelt. „CoroBuddy“ sei seit kurzem im Playstore für Android-Geräte und bald auch im AppStore von Apple verfügbar, teilte die Universität mit. Für all jene, die aus privaten oder beruflichen Gründen in Deutschland unterwegs sind, sei es schwer, den Überblick über die Vielzahl an Regelungen zu behalten, die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ausfallen, hieß es.
Ganz zu schweigen von den unterschiedlichen Vorschriften, die sich am Inzidenzwert der jeweiligen Region orientieren. Ein ehrenamtliches Team bringt die Smartphone-Anwendung jeden Tag auf den neuesten Stand. Angefangen bei A wie Alkoholverbot über Bußgelder, Gastronomie und Glaubensgemeinschaften bis zu Kontaktbeschränkungen und Veranstaltungen – die App lasse keinen Bereich außer Acht.
Ramelow verteidigt Oster-Lockdown
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat den von Bund und Ländern beschlossenen Oster-Lockdown verteidigt. Die momentane Gefahr müsse abgewehrt werden, sagte Ramelow im rbb. Die Infektionszahlen stiegen sprunghaft, deshalb sei insgesamt eine „Osterruhe“ beschlossen worden. Dabei gehe es nicht nur um den Einzelhandel. Es solle „alles unterbleiben“, das betreffe jedes Unternehmen, alle Produktionsbetriebe, jedes gesellschaftliche Leben einschließlich großer Veranstaltungen. Es sei auch richtig, innerhalb Deutschlands keine Reisen zuzulassen, sagte Ramelow.
Umso unverständlicher äußerte sich der Ministerpräsidenten über die Möglichkeit, derzeit nach Mallorca fliegen zu können. „Wir Ministerpräsidenten haben alle protestiert dagegen, dass die Bundesregierung einfach Mallorca von der Hochrisikoliste genommen hat und gleichzeitig nicht dafür gesorgt hat, dass die Flüge deutlich unterbleiben.“ Ramelow appellierte an die Menschen, zu Hause zu bleiben.
CSU-Landesgruppenchef fordert Nachbesserungen
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt fordert Nachbesserungen an den Bund-Länder-Beschlüssen. Wenn man zusätzliche Beschränkungen an Ostern beschließe, müsse man auch sagen, wie die Öffnungsschritte danach aussehen, sagte der CSU-Politiker. „Da gibt es aktuell einen Nachbesserungsbedarf.“ Die Corona-Politik brauche die Kombination aus Vorsicht und Akzeptanz. „Mangelnde Akzeptanz kann auch zu einem unkontrollierten Infektionsgeschehen führen“, warnt Dobrindt. Deshalb seien die Anfang März beschlossenen Lockerungen kein Fehler gewesen.
Zahl der Todesfälle in Tschechien seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt
In Tschechien steigt die Zahl der Toten, die positiv auf Corona getestet wurden, auf mehr als 25.000. Das sind mehr als doppelt so viele wie zu Jahresbeginn. Das Land mit 10,7 Millionen Einwohnern hat nach Auskunft der Statistikwebseite Our World in Data die zweithöchste Rate an sogenannten Corona-Todesfällen pro Kopf weltweit. Die Regierung hat eine Verschärfung des Lockdowns beschlossen.
Evangelische Kirche von Gottesdienst-Verzicht überrascht
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zeigt sich befremdet vom beschlossenen Oster-Lockdown. Dieser sieht nach dem Willen von Bund und Ländern vor, dass Religionsgemeinschaften gebeten werden, „religiöse Versammlungen in dieser Zeit nur virtuell durchzuführen“. „Der Beschluss des Corona-Gipfels hat uns sehr überrascht, zumal davon das wichtigste Fest der Christen betroffen wäre“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die EKD werde sich in den von Bundeskanzlerin Angela Merkel angekündigten Gesprächen zunächst genau erläutern lassen, warum die bewährten Hygieneschutz-Maßnahmen, die alle Landeskirchen für ihre Gottesdienste haben, nun nicht mehr ausreichen sollen. „Anschließend werden wir in unseren Gremien beraten, wie wir mit der Bitte umgehen“, sagt Bedford-Strohm.
Katholische Kirche will nicht auf Ostergottesdienste verzichten
Die katholische Kirche will offenbar nicht der Bitte von Bund und Ländern nachkommen, zu Ostern Gottesdienste nur virtuell abzuhalten. „Zu Weihnachten haben wir gezeigt, wie wir mit Vorsicht Messe feiern können. Darauf wollen wir Ostern nicht verzichten“, schrieb der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, bei Twitter. Ostern sei das wichtigste Fest für die katholische Kirche, Gottesdienste seien „kein Beiwerk“, schrieb Bätzing. Von den Beschlüssen des Corona-Gipfels seien die Bischöfe „überrascht“ worden.
Im vergangenen Jahr hatten die Kirchen im Lockdown auf öffentliche Ostergottesdienste verzichtet. Zu Weihnachten gab es Gottesdienste mit besonders strengen Regeln – viele Gemeinden verlagerten die Feiern nach draußen, auch wurden Voranmeldungen verlangt und blieben die Besucherzahlen stark begrenzt. Bund und Länder hatten sich in der Nacht zu Mittwoch entschieden, Ostergottesdienste zwar nicht zu verbieten. Sie wollen aber die Religionsgemeinschaften bitten, religiöse Versammlungen an den Osterfeiertagen wegen der hohen Corona-Inzidenzwerte ausschließlich virtuell abzuhalten.
Großbritannien gedenkt Corona-Opfer
Genau ein Jahr nach dem Beginn des ersten Lockdowns in Großbritannien hat das Land der mehr als 125.000 Corona-Toten gedacht. „Die vergangenen zwölf Monate haben uns alle einen hohen Preis gekostet“, sagte Premierminister Boris Johnson. Es sei eines der schwierigsten Jahre in der britischen Geschichte gewesen. Für den Mittag rief die Regierung das Land zu einer Schweigeminute auf, am Abend sollen die Menschen eine Kerze auf die Türschwelle oder das Fensterbrett stellen.
Seit Januar ist bereits der dritte Lockdown mit weitreichenden Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen in Kraft. Großbritannien ist eines der am schwersten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder Europas. Zuletzt ging die Zahl der Neuinfektionen aber deutlich zurück, auch wegen des Impfprogramms. Mittlerweile hat mehr als die Hälfte der Erwachsenen eine erste Dosis erhalten.
Mit einem mehrstufigen Fahrplan will die britische Regierung im größten Landesteil England alle Corona-Maßnahmen aufheben. In einem nächsten Schritt dürfen sich vom 29. März an wieder bis zu sechs Personen oder zwei Haushalte im Freien treffen. Nicht-essenzielle Geschäfte sowie Außengastronomie dürfen frühestens am 12. April öffnen. Dann soll auch Urlaub in Unterkünften für Selbstversorger im Inland wieder erlaubt werden. Internationale Reisen bleiben aber mindestens bis zum 17. Mai verboten – zur Abschreckung drohen Strafen von bis zu 5000 Pfund (5800 Euro), wie die Zeitung „The Times“ berichtet.
Bundestag hat jetzt eigene Corona-Teststellen
Der Bundestag hat angesichts der steigenden Infektionszahlen für Abgeordnete und Beschäftigte eigene Corona-Teststrecken eingerichtet. Im Reichstagsgebäude sowie im Jakob-Kaiser-Haus und im Paul-Löbe-Haus gibt es nach Angaben der Bundestagsverwaltung insgesamt drei solcher Strecken. Das Angebot richtet sich an die 709 Abgeordneten und an die mehreren tausend Beschäftigten der Bundestagsverwaltung, der Abgeordneten und der Fraktionen.
Mitarbeiter, die im Bundestag präsent sein müssen und nicht aus dem Homeoffice arbeiten können, können sich einmal pro Woche einem Antigen-Schnelltest durch medizinisch geschultes Personal unterziehen. Alternativ können sie sich auch mit Hilfe zertifizierter Eigentests selbst testen. „Das Angebot dient der Sicherstellung der Funktionsfähigkeit des Deutschen Bundestages und soll helfen, möglichst frühzeitig und weitgehend Infektionen zu erkennen und Infektionsketten zu vermeiden“, hieß es zur Begründung.
Insgesamt wurden bislang 183 Corona-Fälle im Bundestag registriert (Stand: 18. März). Es infizierten sich 31 Abgeordnete, 38 ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 41 Beschäftigte der Fraktionen, 61 der Bundestagsverwaltung sowie 12 Beschäftigte von Fremdfirmen wie Handwerker oder Mitarbeiter des Fahrdienstes. Allerdings spielte sich das Infektionsgeschehen nicht zwingend immer im Bundestag ab. Es kann laut Bundestagsverwaltung auch am Wohnort oder im Wahlkreis der Betroffenen stattgefunden haben.
Impfstoff-Verteilung: Deutschland erteilt Österreich eine Absage
Deutschland ist gegen die von Österreich und anderen Ländern geforderte Neuverteilung von Corona-Impfstoffen in der Europäischen Union. „Ich kann mich über diese Diskussion nur wundern“, sagte Europa-Staatssekretär Michael Roth vor Beratungen mit seinen EU-Kollegen. Es sei überrascht darüber, dass der Eindruck mangelnder Solidarität entstanden sei. „Wir haben hier ein sehr transparentes Verfahren“, fuhr Roth fort. Einige Staaten, darunter Österreich, hätten die ihnen nach Bevölkerungsgröße zustehenden Impfstoffkontingente nicht ausgeschöpft. Diese Mengen seien anderen EU-Ländern angeboten worden.
„Daraus einen Konflikt zu konstruieren, der der Heilung bedarf, sehe ich überhaupt nicht“, sagte Roth. „Ich sehe derzeit keine Veranlassung, an diesem transparenten und sehr fairen Verfahren etwas zu verändern.“ Österreichs Kanzler Sebastian Kurz hatte gemeinsam mit fünf weiteren Ländern darauf gedrungen, die Aufteilung der Impfstoffe neu zu justieren. „So wie es ist, so soll es nicht bleiben“, hatte Kurz Mitte März gesagt. Auf seiner Seite hatte er Bulgarien, Kroatien, Lettland, Slowenien und Tschechien.
Finnland will Schließung von Restaurants bis zum 18. April verlängern
Zur Corona-Eindämmung soll in Finnland die Schließung von Restaurants und Bars bis zum 18. April verlängert werden. Eine entsprechende Beschlussvorlage werde noch heute dem Parlament vorgelegt, teilte die Regierung mit. Für vier Regionen mit geringeren Ansteckungszahlen soll es aber Ausnahmen geben. Die bisherige Regelung läuft am 28. März aus. Bars und Restaurants dürfen derzeit nur Speisen zum Mitnehmen anbieten.
Fluggesellschaften warten auf Details zu Tests
Die Fluggesellschaften warten auf Details zu den Corona-Tests, die sie Mallorca-Touristen vor der Rückreise nach Deutschland anbieten sollen. Man benötige für die weitere Planung die genaue Ausgestaltung der angekündigten Verordnung, hieß es bei den Ferienfliegern Condor und Tuifly nach einer Ankündigung der Ministerpräsidentenkonferenz. Mit den Tests befinde man sich grundsätzlich auf einem guten Weg, weil damit Quarantänen bei der Rückkehr aus dem Urlaub verhindert würden, sagte eine Condor-Sprecherin. Zur genauen Ausgestaltung des Testregimes werde man sich auch mit den anderen Anbietern verständigen.
Beide Fluggesellschaften erklärten zudem, über die Osterfeiertage keine zusätzlichen Flüge mehr zu planen. Das hatten Bund und Länder verlangt. Die Bundesregierung hatte die Lieblingsinsel der Deutschen vor einer Woche von der Liste der Risikogebiete gestrichen und die Reisewarnung wegen stark gesunkener Infektionszahlen aufgehoben. Damit entfiel auch die Testpflicht und die Quarantäne für Rückkehrer. Das hat zu einem Buchungsboom geführt, aber auch zu hitzigen Diskussionen, ob man damit einen neuen Infektionsherd riskiert.
Tourismusverband verzweifelt über Oster-Lockdown
Der Deutsche Tourismusverband (DTV) reagiert mit Unverständnis auf den beschlossenen Oster-Lockdown. „Wut, Ärger, Verzweiflung – damit kann man es eigentlich umschreiben“, sagte der stellvertretende DTV-Hauptgeschäftsführer Dirk Dunkelberg dem Radiosender SWR. Die Stimmungslage in der Branche sei dramatisch. Es gebe immer noch keinen Plan der Politik für eine Öffnungsstrategie. Dunkelberg kritisiert, dass die Bund-Länder-Runde Möglichkeiten wie den kontaktarmen Urlaub in Ferienwohnungen und Wohnmobilen völlig außer Acht gelassen habe. Dunkelberg äußert darüber hinaus Unverständnis, dass Reisen ans Mittelmeer möglich seien, die Vermietung von Ferienwohnungen etwa im Schwarzwald aber verboten blieben. „Das kann man eigentlich nicht mehr wirklich ernsthaft begründen.“
Bundesregierung für EU-Corona-Impfpass bis 1. Juni
Mit Blick auf einen Sommerurlaub trotz Corona stellt sich Deutschland ausdrücklich hinter EU-Pläne, bis 1. Juni ein „digitales grünes Zertifikat“ für Geimpfte, Genesene und Getestete einzuführen. „Wir wollen mit Kraft dazu beitragen, dass dieser Zeitplan eingehalten werden kann“, sagte Europa-Staatsminister Michael Roth vor Beratungen mit seinen EU-Kollegen. „Wir können uns hier keine leere Versprechungen leisten.“ Die EU-Kommission hatte ein solches Zertifikat vor einigen Tagen vorgeschlagen. Ziel ist eine gemeinsame technische Lösung der 27 EU-Staaten, damit der Nachweis von Corona-Impfungen, aber auch von überstandenen Erkrankungen und frischen Tests überall anerkannt wird.
Der Zeitplan sei sehr ambitioniert, sagte Roth. Es sei jedoch von gemeinsamem Interesse, dass die EU hier erfolgreich sei. Die Europaminister bereiten den EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag vor, bei dem der Kampf gegen Corona wieder das Topthema ist.
Krankenpflegerin stirbt mit Verdacht auf Blutgerinnsel im Gehirn
Im Zusammenhang mit der AstraZeneca-Impfung werden in Deutschland weitere Fälle von Blutgerinnseln im Gehirn bekannt. Im Allgäu starb eine 55-jährige Krankenpflegerin nach einer Impfung mit dem AstraZeneca-Wirkstoff mit Verdacht auf Hirnvenenthrombose, wie das Klinikum Kempten der „Augsburger Allgemeinen“ und „Allgäuer Zeitung“ bestätigte. Dem Bericht zufolge war die Krankenpflegerin, die in einer Klinik in Immenstadt arbeitet, am 3. März mit der ersten Dosis AstraZeneca geimpft worden. Nach sieben bis acht Tagen habe sie unter starken Symptome gelitten und sei mit schweren Kopfschmerzen ins Krankenhaus gekommen. Am Samstag sei die Frau in Kempten gestorben.
Die Mediziner gehen demnach von einer Hirnvenenthrombose aus und einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit, dass der Tod der Pflegerin im Zusammenhang mit der Impfung stehe. Nach Angaben des für die Sicherheit von Impfstoffen zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) hatte sich die Zahl der gemeldeten Sinusvenenthrombosen, einer speziellen Form von Hirnvenenthrombosen, nach Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff bis zum vergangenen Freitag auf 14 erhöht. Aktuellere Zahlen gab es zunächst nicht.
Mit Ausnahme eines Falles betrafen alle Meldungen Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren, wie eine PEI-Sprecherin der Zeitung sagte. In neun der Fälle traten die schwerwiegenden Hirnvenenthrombosen in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen auf. Es gab mehrere Todesfälle. Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hatte den Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca vergangenen Donnerstag nach einer Überprüfung für „sicher und wirksam“ erklärt. Der Nutzen überwiege die Risiken, hieß es nach Berichten über Hirnvernenthrombosen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung. In Deutschland wurden die vorübergehend ausgesetzten Impfungen mit AstraZeneca daraufhin wieder aufgenommen.
Pharmaverband wehrt sich gegen WHO-Kritik an Impfstoffherstellung
Der Weltpharmaverband wehrt sich gegen Vorwürfe der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Industrie trage zu einer Ungleichverteilung der Corona-Impfstoffe bei. In einer Stellungnahme zu später Stunde reagierte der Verband IFPMA am Montagabend auf Äußerungen von WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Tedros hatte kurz zuvor kritisiert, dass nur eines der Unternehmen, die Corona-Impfstoff herstellen, zugesagt habe, während der Pandemie auf Profite durch den Impfstoff zu verzichten: AstraZeneca.
Das Unternehmen, das einen in Oxford entwickelten Impfstoff vertreibt, sei auch das einzige, das durch Lizenzvergaben an andere Unternehmen zur Herstellung des Impfstoffs einen Beitrag zu größerer Produktion und damit zur zügigen Versorgung der ganzen Welt mit Impfstoff leite. „Die Kritik der WHO zeigt einen Mangel an Verständnis für die Komplexität der Impfstoff-Herstellung und die globalen Lieferketten, und eine Geringschätzung für die gewaltige Herausforderung, die globale Kapazitäten zur Herstellung von Impfstoffen für eine einzige Krankheit praktisch über Nacht zu verdreifachen“, teilte der Generaldirektor des Verbandes IFPMA, Thomas Cueni, mit.
Die Unternehmen arbeiteten mit Herstellern in armen und reichen Ländern zusammen. Technologietransfer finde in großem Umfang statt. China und Indien würden zusammen in diesem Jahr mehr Corona-Impfstoff herstellen als die USA und Europa. Tedros kritisiert auch oft die Impfstrategie reicher Länder. Dort würden inzwischen jüngere gesunde Menschen geimpft, statt dass diese Länder Impfdosen an ärmere Länder abgeben, damit dort Gesundheitspersonal und besonders Gefährdete geimpft werden können.
Städte: Für flächendeckende Öffnungen kein Spielraum
Die Bund-Länder-Beschlüsse stoßen beim Deutschen Städte- und Gemeindebund auf Beifall. „Der beschlossene verschärfte Lockdown an Ostern kann die Welle brechen und ist ein wichtiges Signal an die Bevölkerung, wie ernst die Lage ist“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der „Rheinischen Post“. „Für flächendeckende Öffnungen gibt es leider keinen Spielraum.“ Landsberg räumt zugleich ein, es sei bei der Bevölkerung „eine gewisse Erschöpfung“ zu spüren, immer wieder Einschränkungen hinzunehmen und die eigenen Kontakte zu reduzieren.
Dreyer: Oster-Lockdown bedeutet Betriebsschließungen
Mit dem Lockdown von Gründonnerstag bis Ostermontag soll das öffentliche Leben nach Worten der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer drastisch heruntergefahren werden, um die Infektionszahlen zu senken. „Im Rahmen einer solchen Feiertagsregelung sollen Betriebe und auch der Handel schließen“, erklärte die SPD-Politikerin in Mainz. „Dadurch werden Kontakte und Mobilität drastisch reduziert.“
Sie kündigte zugleich an, „unmittelbar nach der Oster-Ruhe in wenigen Modellregionen zu erproben, wie wir mit Testen, Impfen, Kontaktnachverfolgen und der Analyse von Infektionswegen Neuinfektionen vermeiden können, ohne alles zu schließen“.
EZB rechnet mit schwierigem zweitem Quartal
In Europa muss sich die Wirtschaft wegen der anhaltenden Einschränkungen auf ein schwieriges zweites Quartal einstellen, prognostiziert EZB-Chefvolkswirt Philip Lane. Die Notenbank werde aber das Ihre tun, um die Kreditkosten niedrig zu halten, sagt er dem Sender CNBC. Lane ruft die Regierungen dazu auf, darüber nachdenken, wie nun die Haushaltspolitik zugeschnitten werden soll.
Dänemark will nach Ostern lockern
Dänemark will die Corona-Beschränkungen nach Ostern weiter lockern. So sollen ab dem 6. April Friseure, Wellness-Einrichtungen und andere Dienstleister wieder öffnen können, wie die Regierung mitteilt. Nach dem mit dem Parlament abgestimmten Plan sollen ab dem nächsten Monat auch wieder mehr Schüler zum Unterricht in die Schule gehen. Zahlreiche der geplanten Lockerungen sind an einen sogenannten Corona-Pass gebunden, der anzeigt, ob der Inhaber geimpft wurde, eine Infektionen überwunden hat oder innerhalb von 72 Stunden negativ getestet wurde.
Epidemie-Experte: Oster-Einschränkungen sinnvoll
Der Epidemie-Experte Dirk Brockmann von der Berliner Humboldt-Universität hält die geplanten zusätzlichen Einschränkungen über Ostern grundsätzlich für sinnvoll. „Das könnte einen sehr positiven Effekt haben“, sagte Brockmann im Deutschlandfunk. „Alles, was Kontakte reduziert, bringt was“, hob er hervor. Zumindest sei der Oster-Lockdown „besser als gar nichts“.
Während des Lockdowns zu Beginn der Pandemie im vergangenen Frühjahr hätten ähnliche Ruhezeiten dazu geführt, „dass viele Leute sich da verhalten haben wie an Sonntagen, dass sie praktisch gar keine Aktivitäten hatten“, sagte der Wissenschaftler, der am Robert-Koch-Institut (RKI) eine Projektgruppe leitet, die sich mit der epidemiologischen Modellierung von Infektionskrankheiten beschäftigt. Ob nun die Einschränkungen über Ostern ausreichen würden, um die Infektionsdynamik zu bremsen, „das wird sich dann zeigen“, äußerte sich Brockmann allerdings vorsichtig. „Wir sind mitten in der dritten Welle“, mahnte er, „die Intensivstationen werden immer voller, auch mit jüngeren Menschen“.
Gehe der derzeitige exponentielle Anstieg so weiter, werde es Mitte April in Deutschland 40.000 oder sogar 60.000 Neuinfektionen pro Tag geben. Zwar seien viele Ältere jetzt durch Impfungen besser geschützt, dafür steige aber der Anteil jüngerer Menschen auf den Intensivstationen, warnte der Wissenschaftler. Auch die Langzeitfolgen für Infizierte dürften nicht unterschätzt werden: „Zehn bis 20 Prozent der Menschen können langwährende Schäden von Covid bekommen.“
Landkreistag: „Wie Tempo 30 auf Autobahnen“
Der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager, kritisiert die Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern als teils nicht nachvollziehbar. Bei der Abwägung zwischen den Folgen der Pandemie für Leib und Leben und den Wirkungen der Grundrechtseinschränkungen habe die Politik „noch keinen guten Ausgleich gefunden“, sagte Sager den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Es wird durch staatliche Maßnahmen nicht möglich sein, jeden Corona-Toten zu verhindern. Am Beispiel der Verkehrssicherheit würde das bedeuten, Tempo 30 auch auf Autobahnen einzuführen“, führt Sager aus. Die Menschen könnten manche Entscheidungen – etwa für den Einzelhandel – nicht nachvollziehen. „Das frustriert die Leute und die Unternehmer.“
Sinovac-Impfstoff laut Hersteller für Kinder ab 3 sicher
Der chinesische Corona-Impfstoff Sinovac ist nach Angaben seines Herstellers nach vorläufigen Daten sicher für Kinder im Alter von drei bis 17 Jahren. Die Daten seien den chinesischen Arzneimittelbehörden eingereicht worden. Von Sinovac wurden in China und weltweit bislang mehr als 70 Millionen Dosen verabreicht. China hat dessen Einsatz für Erwachsene genehmigt. Kinder bekamen ihn vorerst nicht, da deren Immunsystem anders auf das Serum reagieren könnte.
Klinische Studien der frühen und mittleren Phase mit mehr als 550 Probanden hätten gezeigt, dass das Vakzin eine Immunantwort auslöse, erklärte Gang Zeng, medizinischer Direktor von Sinovac, auf einer Pressekonferenz. Zwei Teilnehmer der Studie im Alter von drei und sechs Jahren hätten als Reaktion hohes Fieber bekommen, die anderen hätten leichte Symptome entwickelt, sagte Zeng. Eng Eong Ooi, ein Professor der Medizinischen Hochschule Duke NUS in Singapur, an der ebenfalls ein Corona-Impfstoff entwickelt wird, sagte, ein solches Ergebnis wäre sehr zu begrüßen. Er verwies allerdings darauf, dass die vom Hersteller öffentlich vorgelegten Daten nicht ausreichten, um alle Fragen zu beantworten.
Kinder haben zwar ein geringeres Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken, sind aber dennoch gefährdet und können das Virus auch weitergeben. Das Vakzin von Biontech/Pfizer darf ab einem Alter von 16 Jahren verabreicht werden, Studien in der Altersgruppe 12 bis 16 Jahre laufen. Moderna testet sein Vakzin an Kindern ab zwölf Jahren und kündigte vergangene Woche eine neue Studie an Kindern unter zwölf Jahren an. Der staatliche chinesische Impfstoffhersteller Sinopharm, der zwei Corona-Impfstoffe vertreibt, prüft ebenfalls deren Wirksamkeit an Kindern.
Woidke: Weitere Beratungen zu Oster-Lockdown
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke hat neue Beratungen auf Länderebene über die Ausgestaltung des geplanten schärferen Oster-Lockdowns angekündigt. Dazu solle es heute zunächst Gespräche der Chefs der Staatskanzleien der 16 Bundesländer geben, kündigte Woidke am Morgen im Deutschlandfunk an. Am Abend seien dazu auch noch einmal Beratungen der Ministerpräsidenten möglich.
Im Sender RBB verteidigte er die zusätzlichen Einschränkungen über Ostern und rief alle Menschen auf, zu Hause zu bleiben. „Die Chance wollen wir nutzen“, sagte Woidke. Zwar hätten sicher viele mit Reisemöglichkeiten gerechnet, „das gibt aber diese Zeit nicht her, dazu sind wir viel zu stark in der Pandemie gebunden“. Die Herausforderung sei jetzt, die nächsten Wochen und Monate zu überbrücken, um den exponentiellen Anstieg der Infektionszahlen zu stoppen, betonte der Ministerpräsident.
„Wir haben jetzt schon die Anzeichen auch in Brandenburg, dass die Krankenhausbetten zunehmend wieder stärker belegt werden, dass wieder mehr Covid-Patienten da sind. Also, diese dritte Welle ist längst keine Theorie mehr – sie ist Praxis, die bei uns in den Krankenhäusern ankommt“, warnte Woidke im RBB weiter. Bund und Länder hatten in der Nacht vereinbart, die geltenden Vorschriften zur Eindämmung der Pandemie bis um 18. April fortzuschreiben. Ab einem Inzidenzwert über 100 soll die vereinbarte „Notbremse“ strikt umgesetzt werden. Über die Ostertage soll zudem vom 1. bis zum 5. April das öffentliche Leben weitgehend lahmgelegt werden.
Mittelständler befürchten Aus für viele Unternehmen
Der Mittelstandsverband BVMW kann den Corona-Gipfelentscheidungen wenig Gutes abgewinnen. „Es erscheint mehr als fraglich, ob die jüngsten Beschlüsse die Pandemie beherrschbarer machen“, sagte BVMW-Chefvolkswirt Hans-Jürgen Völz. „Im Gegenteil, die Verschärfung des Lockdowns über Ostern und die Verlängerung weit in den April hinein bedeuten für viele Unternehmen das sichere Ende ihrer Existenz.“ Damit würden nicht nur Arbeits- und Ausbildungsplätze in großer Zahl verloren gehen, ganze Branchen näherten sich einem „wirtschaftlichen Totalschaden“. Die dafür Verantwortlichen hätten sich erneut kein Beispiel an wirksamen Öffnungsstrategien innovativer Kommunen wie Tübingen genommen.
Ifo: Vor allem Hotels spüren Druck auf Finanzen
Die Corona-Krise setzt die Finanzen vieler Unternehmen in Deutschland unter Druck, wie aus einer Ifo-Umfrage hervorgeht. „Insbesondere Hotels, Gaststätten und Reisebüros spüren das“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Viele Unternehmen haben Liquiditätsengpässe, die zu mehr Pleiten führen könnten.“ Am meisten gebeutelt fühlen sich bei den Dienstleistern die Hotels, die Gastronomie, die Reisebüros sowie die Vermieter von beweglichen Sachen. In der Industrie klagen die Hersteller von Bekleidung und die Getränke-Hersteller am stärksten über eine schlechte Finanzlage. Vergleichsweise entspannt sei die Lage für die Hersteller von Glas und Keramik, für die IT-Dienstleister, Hersteller von elektronischen und optischen Geräten sowie für die Chemiebranche.
US-Behörden: Bedenken an AstraZeneca-Studie
Die US-Behörden äußern Bedenken an den am Montag präsentierten Studiendaten zum Impfstoff von AstraZeneca und der Universität Oxford. Das vom US-Seuchenexperten Anthony Fauci geführte Nationale Institut für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID) erklärt, die Zusammenfassung der Wirksamkeitsangaben sei womöglich nicht vollständig. Darauf habe die Expertengruppe DSMB (Data Safety Monitoring Board) hingewiesen. Das Unternehmen müsse nun mit dem Gremium zusammenarbeiten und die Daten überprüfen. Es müsse sichergestellt werden, so schnell wie möglich den präzisesten und aktuellsten Datensatz zur Wirksamkeit zu erhalten. Von AstraZeneca war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Den am Montag vorgelegten Studienergebnissen zufolge weist der Impfstoff eine höhere Wirksamkeit auf als bisher ermittelt und führt nicht zu einem höheren Thrombose-Risiko.
Scholz droht Firmen mit Verordnung zur Testpflicht
Laut Vize-Kanzler Olaf Scholz soll die ausgeweitete „Ruhephase“ über Ostern die zuletzt deutlich steigenden Infektionszahlen bremsen. Die Bundesregierung erwarte, dass vor allem in Unternehmen deutlich mehr getestet werde. Sollte dies nicht gelingen, werde die Regierung Anfang April mit einer rechtlichen Verordnung nachlegen, um dies sicherzustellen, so der Bundesfinanzminister im ZDF-Morgenmagazin. Dann werde die Situation im April hoffentlich verändert sein.
Forderungen nach weiteren Lockerungen wies der Vizekanzler zurück. „Wir müssen auch verharren, wenn das Infektionsgeschehen das vorschreibt, oder auch mal zurückgehen“, hob er hervor. Daher sei bekräftigt worden, dass sich Öffnungen „in einem Korridor unter 100“ bei den Inzidenzwerten bewegen müssten. Zur Problematik von Reisen, etwa nach Mallorca, sagte Scholz, es sei „mit den Fluggesellschaften vereinbart, dass sie sofort damit beginnen, alle Reisenden zu testen“. Zudem solle „sehr schnell“ das Infektionsschutzgesetz entsprechend geändert werden. „Wer nach Deutschland zurückkehrt, muss sich testen lassen“, stellte Scholz klar.
Woidke: „Am Ende ist es ein gutes Ergebnis geworden“
Brandenburgs Ministerpräsident Woidke hat die Beschlüsse des Bund-Länder-Gipfels als gutes Ergebnis bezeichnet. Im rbb-Inforadio sagte Woidke, man stehe vor einer großen Herausforderung. Die nächsten Wochen und Monate müssten überbrückt werden, um den exponentiellen Anstieg der Infektionszahlen zu stoppen.
„Wir haben jetzt schon die Anzeichen auch in Brandenburg, dass die Krankenhausbetten zunehmend wieder stärker belegt werden, dass wieder mehr Covid-Patienten da sind“, sagte er. „Also, diese dritte Welle ist längst keine Theorie mehr – sie ist Praxis, die bei uns in den Krankenhäusern ankommt.“ Der strengere Lockdown über Ostern sei deshalb nötig, so Woidke. Es sei der Versuch, das öffentliche Leben in den fünf Tagen weitgehend herunterzufahren.
Er appellierte an die Menschen, zuhause zu bleiben. „Die Chance wollen wir nutzen. Das kommt jetzt für viele überraschend, weil ich glaube, dass gerade vor diesem Gipfel natürlich einige mit Reisemöglichkeiten oder anderem mehr gerechnet hatten. Das gibt aber diese Zeit nicht her, dazu sind wir viel zu stark in der Pandemie gebunden.“ Zugleich kündigte Woidke an, dass das Impftempo in Brandenburg erhöht werden soll. Diesen Wettlauf müsse man gewinnen. Noch in dieser Woche solle es in Brandenburg einen neuen Rekord geben, was die Impfungen betrifft.
Veranstalter: „Sind am längsten im Lockdown“
Auch die Veranstaltungswirtschaft kritisiert die Corona-Beschlüsse des Bund-Länder-Gipfels. Statt der in Aussicht gestellten weiteren Öffnungen rudere die Politik getrieben von Inzidenzen und kurzfristigen Handlungshorizonten zurück, erklärte der Fachverband Famab. Die vollmundig angekündigte Öffnungsstrategie ertrinke in einem Meer operativer Fehler. „Wir sind länger im Lockdown als jeder andere Sektor“, sagte Famab-Experte Jörn Huber. „Und unsere Produkte und Dienstleistungen lassen sich nun mal nicht zwischen zwei MPKs planen oder gar umsetzen.“ Die Branche brauche vor allen anderen nun endlich ein verbindliches Signal aus der Politik. Zudem müsse die Regierung endlich dafür sorgen, dass die finanziellen Rettungsmittel in dem Wirtschaftszweig ankämen.
Immobilienwirtschaft: Hilfen rasch auszahlen
Die Immobilienwirtschaft fordert eine rasche Auszahlung von zusätzlichen Corona-Hilfen. In wenigen Sätzen am Ende des Bund-Länder-Beschlusses seien „vage zusätzliche Hilfsprogramme erwähnt. Diese müssen nun zügig konkret ausgestaltet und unbürokratisch ausgezahlt werden“, sagt Andreas Mattner, Präsident des Spitzenverbandes Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Er kritisiert zugleich die Gipfel-Debatte über die Reiserückkehrer. „Wie kann man stundenlang über Mallorca reden, wenn im Handel und in der Hotel-Branche täglich Existenzen zerstört werden“, sagt Mattner. „Statt alternative Strategien zu erörtern, wie sie in vielen Staaten der Welt erfolgreich gefahren werden, wurde über den Nebenkriegsschauplatz Mallorca heftig gestritten.“
Handwerksverband fordert Lockerungen mit mehr Tests
Laut Handwerksverband ZDH bietet rund die Hälfte der Betriebe ihren Beschäftigten bereits Corona-Tests an oder plant dies zumindest zeitnah. „Bei den anderen scheitert es häufig nicht am Willen, sondern fehlenden Test-Kits“, so der Verband. ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer warnt angesichts des erneut verlängerten Lockdowns, ein breitflächiger Kollaps der Firmen werde immer wahrscheinlicher. „Angesichts eines weiterhin fehlenden Planungshorizonts, dazu auch noch stockender oder unzureichender Überbrückungshilfen, werden viele Betriebe nicht überleben können.“
Insider: Vierrunde berät über Ausweg beim Streit um Reisen
Die Beratungen von Bund und Ländern finden immer noch nicht wieder in großer Runde statt. Nun beraten Kanzlerin Angela Merkel, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Vizekanzler Olaf Scholz über einen Ausweg im Streit um innerdeutsche Reisen an Ostern, heißt es in Verhandlungskreisen. Zuvor hatte lange Zeit die SPD-Seite untereinander verhandelt, ebenso wie die Unions-Länderchefs. Die Konfliktlinien verliefen dabei beispielsweise zwischen Sachsen und Schleswig-Holstein bei den unionsgeführten Ländern sowie Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern auf der SPD-Seite, heißt es. Hintergrund ist der Wunsch etwa der Küstenländer, trotz steigender Infektionszahlen über Ostern „kontaktarmen Urlaub“ innerhalb ihrer Bundesländer zu erlauben.
Fluggesellschaften wollen Mallorca-Urlauber vor Rückkehr testen
Zehntausende Deutsche verbringen ihren Urlaub derzeit auf Mallorca. Doch wie sollen sie sicher zurückkehren? Vier große Airlines planen, die Rückkehrer selber auf Corona zu testen. Bund und Länder bestanden genau darauf.
Einzelhandel kritisiert Beschlüsse: „Nur noch im Tunnelmodus“
Mit scharfer Kritik reagiert der Handelsverband Deutschland (HDE) auf die Corona-Beschlüsse des Bund-Länder-Gipfels. Nach wie vor konzentriere sich die Politik im Kampf gegen die Pandemie ausschließlich auf die Inzidenzen und honoriere nicht ausreichend, dass die Ansteckungsgefahren im Einzelhandel auch von Experten als niedrig beurteilt würden. „Bund und Länder agieren nur noch im Tunnelmodus“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. „Die alleinige Fixierung auf die Corona-Inzidenzwerte wird der komplexen Lage nicht gerecht.“
Die Maßnahmen müssten sich an den wissenschaftlichen Fakten orientieren. „Und die zeigen, dass die Infektionsgefahr beim Einkaufen niedrig ist.“ Es sei deshalb höchste Zeit, die entsprechenden Schlussfolgerungen zu ziehen und alle Geschäfte unter Einhaltung strikter Hygienekonzepte wieder zu öffnen. Als kontraproduktiv sieht der HDE die Schließung auch der Lebensmittelhändler an Gründonnerstag. Das führe zu erhöhtem Kundenandrang am vorhergehenden Mittwoch und dem folgenden Ostersamstag. „Den Lebensmittelhandel mit seinen nachweislich hervorragend funktionierenden Hygienekonzepten symbolisch für einen Tag zuzumachen, hilft im Kampf gegen die Pandemie nicht weiter“, sagte Genth.
Roche: Medikamenten-Kombination gegen Covid wirksam
Eine Medikamenten-Kombination ist laut neuen Studiendaten des Schweizer Pharmakonzerns Roche gegen das Coronavirus wirksam. Ein Antikörper-Cocktail aus Casirivimab und Imdevimab habe Krankenhaus-Einweisungen und Todesfälle um rund 70 Prozent reduziert, teilte Roche mit. Zudem habe die von Regeneron entwickelte Therapie zu einer Verkürzung der Dauer der Symptome um vier Tage geführt. Die Studienergebnisse würden der US-Gesundheitsbehörde FDA sowie der Europäische Arzneimittelagentur EMA vorgelegt.
Braun: „Müssen mit heftiger dritter Infektionswelle rechnen“
Nach den mehr als 11-stündigen Beratungen der Ministerpräsidentinnen und -Präsidenten und der Kanzlerin zur weiteren Corona-Strategie hat Kanzleramstminister Helge Braun den über Ostern geplanten noch strengeren Lockdown begründet. „Wir haben gesehen, daß diese neue, britische Variante jetzt auch in Deutschland zum neuen Mehrheitsvirus geworden ist, sie macht mehr als 70 Prozent der Infektionen aus, und sie ist ansteckender und sie ist tödlicher“, so Braun im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.
Man müsse damit rechnen, daß diese dritte Welle heftiger werde als die vergangenen. „Deshalb ziehen wir sozusagen die Notbremse… und zusätzllich diese besondere Ruhezeit über Ostern, um das Infektionsgeschehen zu beruhigen“, erläuterte Braun. Urlaubsreisen übe die Osterzeit sollten nach den Worten des Kanzleramtministers völlig unterbleiben, gerade ins Ausland.
„Wir haben sehr deutlich gesagt, dass wir diese Auslandsurlaube nicht billigen, wir haben regelmäßig drauf hingewiesen, dass, wenn sich Menschen aus unterschiedlichen Ländern im Ausland treffen, neue Mutanten entstehen können“, so braun. Deshalb müsse jeder, der in ein Risikogebiet reist, bei der Rückkehr in Quarantäne. Das Risiko eine solche Reise einzugehen, sei „nicht gut“. Für die Zeit nach Ostern stellte Braun deutlich mehr Schnelltests und mehr Impfdosen auch für die Hausärzte in Aussicht. „Mitte Mai und im Juni werden wir eine hohe Geschwindigkeit beim Impfen haben, deshalb ist ja unser Ziel, im Sommer soll jeder sein Impfangebot gehabt haben, und dann können wir zur Normalität zurückkehren.“
Reiseverband zeigt sich erleichtert nach Beschlüssen
Die Reisebranche zeigt sich erleichtert, dass beim Bund-Länder-Gipfel keine Quarantänepflicht bei der Rückkehr aus Nicht-Risiko-Gebieten beschlossen wurde. Dies sei zu begrüßen, sagt der Präsident des Deutsche Reiseverbandes (DRV), Norbert Fiebig, im ZDF. Er plädiert zugleich dafür, auch Inlandsreisen zu ermöglichen, wo dies „gesundheitlich vertretbar“ sei. Dies sei wichtig, damit die Branche wirtschaftlich wieder auf die Beine kommen könne. Dazu seien ferner Fortschritte bei den Impfungen und ein „intelligentes Testverfahren“ nötig.
Bitte nach virtuellen Gottesdiensten an Ostern
Bund und Länder wollen die Kirchen bitten, Gottesdienste an Ostern nur virtuell zu feiern. Das beschlossen sie in der Nacht. „Bund und Länder werden auf die Religionsgemeinschaften zugehen mit der Bitte, religiöse Versammlungen in dieser Zeit nur virtuell durchzuführen“, heißt es wörtlich in dem Papier zu den weiteren Corona-Maßnahmen, auf das sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Länderchefs nach stundenlangen Verhandlungen einigten.
Corona-Krise belastet Jugendliche – Raum für Treffen fehlt
Von Einsamkeit und Zukunftsängsten haben Jugendliche Forschern in der Corona-Krise berichtet. Besonders treffe dies auf junge Menschen zu, denen im Lockdown Orte und Räume fehlten, um „abzuhängen“ und sich auszutauschen, teilte die Frankfurter Goethe-Universität mit. „Für das psychosoziale Wohlbefinden sind offene Räume sogar wichtiger als das Ausüben von Hobbys wie Sport, Musik, Jugendarbeit oder gesellschaftliches Engagement etwa in Umweltverbänden“, erklärten die Forscher. Sie haben mit Kollegen der Universität Hildesheim mehr als 7000 junge Menschen im November vergangenen Jahres online befragt.
Ein weiteres Ergebnis sei, dass sich finanzielle Sorgen durch die Corona-Krise in stärkerer emotionaler und psychischer Belastung ausdrückten. Die Betroffenen litten besonders oft unter Zukunftsängsten. Dieser Befund solle besonders ernst genommen werden, erklärte die Frankfurter Familienforscherin Johanna Wilmes: „In der jungen Generation manifestieren sich diese erlebten Ungleichheiten besonders nachhaltig. Wir wissen, dass Armutserfahrungen maßgeblich Bildungs- und Lernerfolge prägen.“
Die Ergebnisse dieser und einer vorangegangenen Befragung wurden online mit Jugendlichen diskutiert. Dabei kam die Forderung nach mehr Mitspracherecht und Verständnis für die Situation Jugendlicher in der Pandemie auf, wie die Universität berichtete. Die Jugendlichen schlugen vor, dass die Belastungen durch Corona in den Schulen thematisiert werden. Sie forderten zudem, in den Medien sollten Jugendliche nicht ausschließlich als Regelbrecher dargestellt werden.
FDP: Merkel muss in Regierungserklärung Corona-Politik erläutern
Bundeskanzlerin Angela Merkel darf sich aus Sicht der FDP in ihrer Regierungserklärung am Donnerstag nicht auf europäische Themen beschränken. „Es wäre ein Zeichen des Respekts für unsere Demokratie, diese Regierungserklärung thematisch so zu erweitern, dass die Bundeskanzlerin darin auch die Maßnahmen der MPK (Ministerpräsidentenkonferenz) vorstellt und begründet“, heißt es in einem Schreiben an Kanzleramtschef Helge Braun, das der Nachrichtenagentur dpa in Berlin vorliegt.
Verfasst wurde es vom Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Marco Buschmann, der warnt: „Selbst die besten Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung schlagen fehl, wenn das Vertrauen in der Bevölkerung verloren geht.“ Merkel will an diesem Donnerstag eine Regierungserklärung zu den Themen des am selben Tag beginnenden Europäischen Rates abgeben. Zu ihnen zählt auch das Vorgehen der Europäer in der Corona-Pandemie.
Buschmann wies auf die Bund-Länder-Beratungen vom Montag hin: „Wir bedauern, dass diese Beratungen erneut ohne Beteiligung des Parlaments stattfinden“, schrieb der FDP-Politiker. „Die parlamentarische Debatte wäre der richtige Rahmen, um so weitreichende Maßnahmen, die das Leben jeder Bürgerin und jedes Bürgers in unserem Land treffen, transparent zu diskutieren.“ Der Deutsche Bundestag wäre der Ort, an dem die Bundesregierung ihre Ziele und Argumente noch vor den Entscheidungen darlegt. „Eine Regierungserklärung dazu im Parlament wäre nur angemessen.“
Schulen und Kitas in NRW bis Osterferien geöffnet
Trotz rasant steigender Corona-Neuinfektionen bleiben die Schulen und Kitas in Nordrhein-Westfalen bis zu den Osterferien geöffnet. Das sagte Ministerpräsident Armin Laschet in Düsseldorf nach rund zwölfstündigen Bund-Länder-Beratungen. Die Osterferien beginnen in NRW am 29. März und dauern bis 10. April. Die CDU/FDP-Landesregierung hatte einzelnen Kommunen mit besonders hohen Infektionsraten aber erlaubt, den Präsenzunterricht an weiterführenden Schulen bis Ostern einzuschränken und mehrere Jahrgänge wieder in den Distanzunterricht zu schicken.
RKI registriert 7485 Neuinfektionen – 250 Tote
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut binnen eines Tages 7485 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 250 neue Todesfälle verzeichnet. Vor genau einer Woche hatte das Institut binnen eines Tages 5480 Neuinfektionen und 238 neue Todesfälle verzeichnet. Der Inzidenzwert ist demnach weiter gestiegen: Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner lag laut RKI am Morgen bundesweit bei 108,1 – und damit etwas höher als am Vortag (107,3).
Laschet kritisiert Bund wegen Reisetourismus nach Mallorca
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat die Bundesregierung massiv für die Streichung Mallorcas von der Liste der Risikogebiete und die Aufhebung der Reisewarnung kritisiert. „Das ist jetzt nicht die Zeit für Reisen“, sagte Laschet. Denn gerade der grenzüberschreitende Reiseverkehr berge die Gefahr, dass sich auch noch gefährlichere Coronavirus-Varianten als die britische Mutante in Deutschland ausbreiten könnten. Die Aufhebung der Reisewarnung für Mallorca habe auch zu vielen Diskussionen bei den Bund-Länder-Gesprächen geführt, weil es „hier eine Ungleichbehandlung mit deutschen Tourismusorten gibt“, sagte der CDU-Bundesvorsitzende. Das hätte man „sich ersparen können“, wenn man bis nach Ostern gewartet hätte. Nun aber würden sich viele Menschen auf Mallorca treffen.
Merkel gegen „Exportverbote“ für Corona-Impfstoffe
Bundeskanzlerin Merkel warnt vor einem generellen EU-Exportverbot für Impfstoffe. Es sei richtig gewesen, dass sich die EU einen Überblick verschafft habe, wohin Impfstoffe exportiert würden. Es gebe bei der Impfstoff-Produktion verschiedenste internationale Abhängigkeiten, sagte sie nach den Beratungen mit den Regierungschefs der Länder. Man müsse sich die Lieferketten sehr genau anschauen.
Merkel: Tankstellen bleiben geöffnet
Kanzlerin Merkel hat die Regelungen zu den Ruhetagen präzisiert: „Ruhetage“ bedeuteten Regelungen analog zu Sonn- und Feiertagen. Tankstellen seien selbstverständlich geöffnet. Es könnten wie an Sonn- und Feiertagen auch bestimmte Unternehmen arbeiten. Da es zusammen mit den Osterfeiertagen insgesamt um eine Spanne von fünf Tagen (1. bis 5. April) gehe, könne der engere Lebensmitteleinzelhandel am Samstag öffnen.
Merkel zu Mallorca: Rechtslage sei „verzwickt“
Die Bundesregierung hat angekündigt, die Lage auf der Insel Mallorca zu beobachten. Man werde darauf schauen, ob sich Infektionsrisiken zeigen, sagte Bundeskanzlerin Merkel nach den Bund-Länder-Beratungen. „Insgesamt ist durch die Tatsache, dass es Übernachtungsmöglichkeiten auf Mallorca gibt, eine nicht einfache Lage eingetreten“, sagte Merkel. Die Rechtslage sei „verzwickt“. Die Kanzlerin erneuerte den Hinweis an die Bürger, „dass man eben nicht reisen sollte in diesem Jahr“.
Weil: „Eine kurze aber konsequente Phase des Stillstands“
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil spricht von „fünf Tagen harter Lockdown über Ostern“. Der Lebensmittelhandel im engeren Sinne werde am Ostersamstag geöffnet. „Unternehmen sollen nicht produzieren, zur Arbeit darf nur gehen, wer absolut systemrelevant ist. Das öffentliche Leben in Deutschland und die direkten zwischenmenschlichen Kontakte sollen auf das absolute Mindestmaß zurückgefahren werden. Eine kurze aber konsequente Phase des Stillstands kann dazu führen, die Dynamik der Infektionswelle zu brechen und zu dämpfen.“
Söder: „Wir haben de facto den Oster-Lockdown“
Bayerns Ministerpräsident Söder hat das geplante Herunterfahren des öffentlichen Lebens über die Ostertage als guten und notwendigen Schritt im Kampf gegen die Corona-Pandemie bezeichnet. „Wir haben de facto den Oster-Lockdown“, sagte Söder, nach rund zwölfstündigen Beratungen von Bund und Ländern. Ziel sei es, damit Geschwindigkeit aus der Pandemie zu nehmen. „Wir wissen, dass Corona bleischwer über dem Land liegt“, sagte Söder.
Müller spricht von Paradigmenwechsel
Berlins Regierender Bürgermeister Müller sieht einen „Paradigmenwechsel“ in der Pandemie-Bekämpfung. Bund und Länder hätten bei ihren Beratungen nicht sofort an Verschärfungen gedacht, sagt der SPD-Politiker. Zudem greife die Impfstrategie immer besser. Zusätzlich fahre man eine „aggressive Teststrategie“. Müller fordert Firmen auf, verstärkt Mitarbeiter zu testen. „Wir brauchen die Hilfe der Unternehmen.“
Corona-Tests in Unternehmen: Weiter Freiwilligkeit
Bund und Länder setzen bei Corona-Tests für Beschäftigte zunächst weiter auf die Freiwilligkeit von Unternehmen. Das geht aus dem Beschlusspapier nach den Beratungen hervor. Anfang April würden die Wirtschaftsverbände einen ersten Umsetzungsbericht vorlegen, wie viele Unternehmen sich beteiligen, sagt Kanzlerin Merkel.
Merkel: „Virus lässt nicht locker“
„Wir haben das Virus noch nicht besiegen können, es lässt nicht locker“, sagte Kanzlerin Merkel in der Pressekonferenz. Deutschland sei in einer sehr ernsten Lage mit exponentiell steigenden Fallzahlen, einer steigenden Belastung der Intensivstationen in den Kliniken und der Ausbreitung ansteckenderer Coronavirus-Varianten. „Wir sind in einem Wettlauf mit dem Impfen.“