Corona-Pandemie in Indien Doppel-Mutante breitet sich aus
25. März 2021Stand: 25.03.2021 11:36 Uhr
In Indien breitet sich eine Kombination der britischen und der südafrikanischen Variante des Coronavirus aus. Sie soll noch ansteckender und möglicherweise auch resistent gegen die meisten Impfstoffe sein.
Von Bernd Musch-Borowska, ARD-Studio Neu Delhi
Während die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Indien weiter steigt, wächst die Sorge vor der kürzlich entdeckten Doppel-Mutante des Erregers. Die Kombination der britischen Mutante mit der südafrikanischen verbreitet sich jetzt auch in Indien. Sie soll nach ersten Einschätzungen noch ansteckender und vor allem möglicherweise auch resistent gegen die meisten vorhandenen Impfstoffe sein.ernd Musch-Borowska ARD-Studio Neu-Delhi
Wirtschaftsmetropole Mumbai stark betroffen
Der südliche Bundesstaat Maharashtra ist besonders stark von der jüngsten Infektionswelle mit dem Coronavirus betroffen. Zwei Drittel aller Neuinfektionen werden dort gemeldet. Vor allem in der Wirtschaftsmetropole Mumbai.
Am Bahnhof in Mumbai werden jetzt stichprobenartig Corona-Tests gemacht, wie auf Filmmaterial der Nachrichtenagentur Reuters zu sehen ist. Dr. Afreen Khan, eine der Ärztinnen des mobilen Testzentrums, zeigt sich besorgt über die vielen positiven Testergebnisse. „Wir hatten noch vor einigen Wochen viel weniger Infektionsfälle. Die Leute haben sich mehr an die Hygiene-Regeln gehalten“, sagt Khan. „Aber jetzt hat man den Eindruck, die Leute sind völlig sorglos gegenüber Covid-19.“
Mehr als 200 Tote binnen 24 Stunden
Dabei ist die Entwicklung in Indien durchaus dramatisch. Nachdem die Regierung noch Anfang des Jahres die Pandemie für weitgehend besiegt erklärt hat, werden jetzt mehr Fälle gemeldet als während der ersten Corona-Welle. Auch die Sterberate ist deutlich angestiegen. Anfang der Woche meldeten die Behörden an einem einzigen Tag mehr als 200 Tote im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung. Das ist die höchste Zahl seit Anfang Januar.
Insgesamt sind in Indien bereits rund 160.000 Menschen mit einer Corona-Infektion gestorben. Vinod Paul von der indischen Planungskommission NITI Aayog spekulierte bereits über einen erneuten Lockdown. Vor genau einem Jahr hatte die indische Regierung das ganze Land zum kompletten Stillstand gebracht, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern.
„Wir müssen diese zweite Welle gemeinsam bekämpfen und dafür müssen wir zurückkehren zu den gleichen Maßnahmen, die uns schon einmal geholfen haben, die Pandemie einzudämmen“, sagt Paul. „Nur so können wir uns retten. Und jetzt haben wir auch noch die Impfungen als Werkzeug.“
Prioritätsregeln wurden gelockert
Bis Mitte des Jahres will die Regierung 300 Millionen Inder gegen das Coronavirus immunisiert haben. Anfang der Woche wurden weitere Prioritätsregeln gelockert. Informationsminister Prakash Javadekar kündigte an, dass jetzt auch 45-Jährige und Personen ohne Vorerkrankungen geimpft werden würden. Um möglichst viele, möglichst schnell gegen das Coronavirus zu impfen, soll die zweite Impfdosis an bereits Geimpfte später verabreicht werden.
Wie die Tageszeitung „Times of India“ berichtete, könnten schon Anfang April die verfügbaren Krankenhausbetten mit Sauerstoffversorgung und auch Betten auf Intensivstationen knapp werden.