Kritik an Ende der telefonischen Krankschreibung
20. April 2020Von heute an können sich Patienten mit Atemwegsbeschwerden nicht mehr telefonisch, sondern nur noch in einer Praxis krankschreiben lassen. Das hatte der zuständige Bundesausschuss beschlossen. In Mecklenburg-Vorpommern stößt dieser Entschluss bei Hausärzten und auch in der Politik auf Unverständnis.
Ärzte sehen „ambulanten Schutzwall“ gefährdet
Die Ärzte im Land sehen die Erfolge im Kampf gegen die Corona-Pandemie gefährdet. Denn durch langjährige persönliche Beziehungen würden die Ärzte die Schwere der Erkrankung auch per Telefon einschätzen können, heißt es vom Hausärzteverband. Termine oder auch Hausbesuche könnten trotzdem vereinbart werden. Durch den Beschluss, dass Patienten nun wieder in die Praxen kommen sollen, ist nach Ansicht von Hausärzten die Stabilität des „ambulanten Schutzwalls“ gefährdet. Die Hausarztpraxen seien zudem noch unzureichend mit persönlicher Schutzausrüstung versorgt.
Glawe setzt sich für telefonische Krankschreibung ein
Auch Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) sieht die Entscheidung kritisch und fordert weiterhin eine telefonische Krankschreibung. Der Beschluss, diese Möglichkeit wieder rückgängig zu machen, sei „zum gegenwärtigen Zeitpunkt kontraproduktiv“, sagte Glawe am Sonntag. Er würde das Bemühen, Infektionsketten zu unterbrechen, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und eine Balance zwischen Gesundheitswesen, Ökonomie und gesellschaftlichem Leben herzustellen, gefährden. Glawe hat sich bereits an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gewandt und um eine Klärung gebeten.
Quelle: Stand: 20.04.2020 05:24 Uhr – NDR 1 Radio MV