Kritik an Ende der telefonischen Krankschreibung

20. April 2020 Aus Von mvp-web

Von heute an können sich Patienten mit Atemwegsbeschwerden nicht mehr telefonisch, sondern nur noch in einer Praxis krankschreiben lassen. Das hatte der zuständige Bundesausschuss beschlossen. In Mecklenburg-Vorpommern stößt dieser Entschluss bei Hausärzten und auch in der Politik auf Unverständnis.

LINKS
Aufkleber mit Richtungsanweisungen kleben auf dem Boden vor einer Treppe in der Europa Passage Hamburg, die von einer Reinigungsfachkraft gewischt wird. © dpa-Bildfunk Foto: Christian Charisius
NDR Info

Ein erster Schritt aus dem Corona-“Shutdown”: Heute dürfen unter anderem kleinere Geschäfte im Norden wieder öffnen. Auch erste Tierparks empfangen wieder Besucher.

Ärzte sehen “ambulanten Schutzwall” gefährdet

Die Ärzte im Land sehen die Erfolge im Kampf gegen die Corona-Pandemie gefährdet. Denn durch langjährige persönliche Beziehungen würden die Ärzte die Schwere der Erkrankung auch per Telefon einschätzen können, heißt es vom Hausärzteverband. Termine oder auch Hausbesuche könnten trotzdem vereinbart werden. Durch den Beschluss, dass Patienten nun wieder in die Praxen kommen sollen, ist nach Ansicht von Hausärzten die Stabilität des “ambulanten Schutzwalls” gefährdet. Die Hausarztpraxen seien zudem noch unzureichend mit persönlicher Schutzausrüstung versorgt.

Glawe setzt sich für telefonische Krankschreibung ein

Auch Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) sieht die Entscheidung kritisch und fordert weiterhin eine telefonische Krankschreibung. Der Beschluss, diese Möglichkeit wieder rückgängig zu machen, sei “zum gegenwärtigen Zeitpunkt kontraproduktiv”, sagte Glawe am Sonntag. Er würde das Bemühen, Infektionsketten zu unterbrechen, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und eine Balance zwischen Gesundheitswesen, Ökonomie und gesellschaftlichem Leben herzustellen, gefährden. Glawe hat sich bereits an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gewandt und um eine Klärung gebeten.

Quelle: Stand: 20.04.2020 05:24 Uhr  – NDR 1 Radio MV