AstraZeneca-Impfungen Großbritannien meldet 30 Blutgerinnsel
2. April 2021Stand: 02.04.2021 13:04 Uhr
Rund 18 Millionen AstraZeneca-Impfungen gab es in Großbritannien – nun melden die Behörden 30 Fälle von Blutgerinnseln. Das Risiko sei „sehr klein“. In Deutschland wird Jüngeren ein anderes Vakzin für die Zweitdosis empfohlen.
In Großbritannien sind bei mehr als 18 Millionen Impfungen mit AstraZeneca insgesamt rund 30 Fälle von seltenen Blutgerinnseln gemeldet worden. Das teilte die britische Arzneimittelbehörde MHRA in einem aktuellen Bericht mit. „Das Risiko, diesen speziellen Typ von Blutgerinnseln zu bekommen, ist sehr klein“, heißt es darin. Es seien bislang – Stand 24. März – 22 Fälle der auch in Deutschland aufgetretenen Hirnvenenthrombosen und acht andere Arten von Thrombosen gemeldet worden.
In einem anderen Dokument der Behörde wurden insgesamt 24 Fälle der Hirnvenenthrombosen aufgeführt. Diese Differenz ist dadurch begründet, dass dabei auch Thrombosen eingerechnet sind, die nicht durch eine zu geringe Anzahl an Blutplättchen entstanden sind. „Auf Basis dieser fortlaufenden Untersuchung sind die Vorteile der Impfungen gegen Covid-19 weiterhin größer als die Risiken“, schreiben die Experten der MHRA.
STIKO empfiehlt Jüngeren Impfstoffwechsel
In Deutschland hatten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Dienstag beschlossen, dass das Präparat in der Regel nur noch Menschen ab 60 gespritzt werden soll. Jüngere können es nach Klärung mit dem Arzt auf eigenes Risiko verabreicht bekommen.
Gestern überarbeitete die Ständige Impfkommission (STIKO) ihre Empfehlung auch dahingehend, jüngeren Menschen nach einer ersten Impfung mit AstraZeneca ein anderes Vakzin für die zweite Dosis zu empfehlen. Unter 60-Jährigen solle demnach nach zwölf Wochen anstelle der zweiten AstraZeneca-Dosis ein mRNA-Impfstoff verabreicht werden – das sind die Vakzine von BioNTech/Pfizer oder Moderna.
Gespräche zu AstraZeneca am Mittwoch
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn kündigte auf Twitter an, am kommenden Mittwoch mit den Gesundheitsministern der Länder über die Empfehlung der STIKO zu sprechen. „Die ergänzte Empfehlung der STIKO zu Zweitimpfungen schafft Klarheit für die etwa 2,2 Mio Bürgerinnen und Bürger unter 60 Jahren, die in den letzten Wochen eine Erstimpfung mit AstraZeneca erhalten haben“, schrieb der CDU-Politiker. „Sie können nach 12 Wochen ihre Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff (Biontech oder Moderna) erhalten. Oder nach individueller Aufklärung im ärztlichen Ermessen AstraZeneca.“
Diese Zweitimpfungen stehen laut Spahn frühestens ab Mitte April an, da AstraZeneca erst seit Anfang Februar in Deutschland verimpft werde.
Mertens verteidigt wechselnde Empfehlungen
Im „Spiegel“ nahm der Chef der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, Stellung zu den wechselnden Empfehlungen seines Expertengremiums bezüglich des AstraZeneca-Vakzins. „Das in Deutschland für die Sicherheitsüberwachung zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hatte ein sehr deutliches Signal erkannt, darauf musste die STIKO reagieren“, sagte er.
Einen Imageschaden für die Impfkampagne sieht er nicht. „Die aktuelle Situation zeigt doch, dass das Sicherheitssystem in Deutschland funktioniert. Er finde es schade, „dass hier nur das Negative betont wird“. Es komme jetzt auf die Umverteilung an, um das Impftempo nicht zu gefährden.
31 Verdachtsfälle in Deutschland
Hierzulande waren bis Anfang der Woche 31 Verdachtsfälle von Hirnvenenthrombosen nach einer AstraZeneca-Impfung gemeldet worden, wie das Paul-Ehrlich-Institut kürzlich berichtete. Bislang haben knapp drei Millionen Menschen eine erste Dosis des Mittels bekommen.
Das würde bedeuten, dass es in Deutschland bezogen auf eine Million Geimpfte wesentlich häufiger einen Verdacht auf Hirnvenenthrombose gab als nun in Großbritannien. Dort sind insgesamt bereits mehr als 31 Millionen Menschen erstgeimpft worden, mehr als 18 Millionen davon mit AstraZeneca. Die Infektionslage im Land hat sich seither deutlich verbessert, die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei 55 Fällen pro 100.000 Einwohnern.