Als der Landadel sein Getreide selbst verschiffte
2. Juli 2020
An Gewinn und Verlust beteiligt
1850 öffnete Großbritannien seine Häfen für ausländische Schiffe. Mecklenburgs Landadel nutzte die Chance. Auf eigenen Schiffen exportierte er bald sein Getreide in großen Mengen. Und zwar ohne Zwischenhandel, was eine kluge kaufmännische Entscheidung war. Gebaut wurden die Frachtsegler vor allem in Rostock. Zeitweise lagen pro Werft 30 Schiffe auf Kiel. Finanziert wurden sie durch sogenannte Partenreederei. Jedes Schiff hatte mehrere Eigentümer, die entsprechend ihrer Anteile an Gewinn und Verlust beteiligt waren. Wer die meisten Anteile hatte, bestimmte den Schiffsnamen. Bei Seglern wie „Die Mecklenburgische Ritterschaft“, „Wilhelm von Flotow“ oder „Von Thünen-Tellow“ war klar, wer das Kommando führte.
Lieferungen bis auf die Krim
Mit ihren Briggs und Barken verschifften die Gutsbesitzer Roggen und Weizen über den Atlantik, das Mittelmeer und das Schwarzes Meer bis auf die Krim. Als dort Krieg herrschte, Russen und Osmanen kämpften, Engländer und Franzosen mitmischten, brauchten doch alle Proviant. Die Mecklenburger Gutsbesitzer profitierten davon. Wenn ein Schiff zwei bis drei Fahrten dorthin schaffte, war es komplett bezahlt.
Dampfschiffe waren dem Landadel zu teuer
15 Männer arbeiteten auf einem Frachtsegel. In der Regel waren es Mecklenburger und Pommern. Oft waren sie sechs bis neun Monate lang unterwegs. Rund 50 Jahre währte das goldene Zeitalter der Landadel-Reeder. Dann hatten Frachtsegler keine Chance mehr gegen die schnellen Dampfschiffe. Die aber waren den Gutsbesitzern zu teuer.