News zu Corona in Deutschland vom 4. April
4. April 2021
„Die Welt sollte besser aufwachen“: US-Virologe warnt eindringlich vor Gefahr der brasilianischen Corona-Variante
16.12 Uhr: Brasilien ist nach den USA das von der Corona-Pandemie am zweitstärksten betroffene Land. Mehr als zwölf Millionen Menschen haben sich infiziert, mehr als 300.000 sind bereits gestorben. Als Hauptursache für die zuletzt explosionsartig in die Höhe geschossenen Infektions- und Todeszahlen gilt die P.1-Mutante (auch: brasilianische Variante). Virologen sehen auch eine Gefahr für den Rest der Welt und warnen eindringlich.
„Die Welt sollte besser aufwachen“, warnte der bekannte US-Virologe Eric Feigl-Ding am Samstag auf Twitter. „P.1 ist ernst.“ Dazu postete er den extremen Anstieg der Todesfälle in Brasilien.
Die P.1-Variante wurde inzwischen in mehr als 35 anderen Ländern nachgewiesen, auch in Deutschland. Derzeit ist noch nicht abschließend geklärt, ob sie tödlicher als der Wildtyp ist, allerdings gilt sie als ansteckender.
Zusätzliche Gefahr: Noch ist nicht ganz klar, wie gut die Impfstoffe gegen die brasilianische Variante wirken. Einer neuen Studie zufolge wirken die Vakzine von Biontech/Pfizer und Astrazeneca zwar besser gegen sie als zunächst angenommen, eine andere Studie stellte dagegen fest, dass die Schutzwirkung der Impfstoffe von Biontech und Moderna bei P.1 signifikant geringer sei. Beide Studien wurden noch nicht im Peer-Review-Verfahren begutachtet. Immerhin: Der Impfstoff von Johnson & Johnson, ist laut der US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel zu 66 Prozent wirksam gegen die brasilianische Variante.
Feigl-Ding warnte allerdings bereits vor zwei Wochen: „Wenn die P.1-Variante weltweit außer Kontrolle gerät, sind wir alle gefährdet.“
Höchste Zahl an Corona-Patienten auf Intensiv seit rund zwei Monaten
15.38 Uhr: Erstmals seit Anfang Februar liegen in Deutschland wieder mehr als 4000 Corona-Patienten auf der Intensivstation. So wurden am Ostersonntag 4051 Menschen intensivmedizinisch behandelt, wie die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) in ihrem täglichen Corona-Bericht schreibt (Stand 4.4., 15.38 Uhr). Das sind 133 Patienten mehr als am Vortag. Rund 55 Prozent der Covid-Patienten auf Intensivstation werden invasiv beatmet.
Anfang Januar erreichte die Zahl der Covid-Intensivpatienten einen Höhepunkt mit mehr als 5500 Fällen. Mit dem Abschwellen der zweiten Welle ging diese Zahl deutlich zurück, Anfang März waren es weniger als 3000 Patienten. Mit der steigenden Zahl an Neuinfektionen in der dritten Welle geht auch die Zahl der Intensivpatienten wieder nach oben. Dies geschieht mit Verzögerung, auch weil zwischen einer Infektion und einer Einlieferung ins Krankenhaus einige Zeit vergeht.
Mediziner und Wissenschaftler fordern seit Tagen eindringlich einen harten Lockdown, um die Infektionszahlen zu drücken und dadurch auch den Druck von den Kliniken zu nehmen. Wenn sich der derzeitige Trend fortsetze, «sind wir in weniger als vier Wochen an der regulären Kapazitätsgrenze angelangt», sagte Christian Karagiannidis kürzlich der «Rheinischen Post». Er ist wissenschaftlicher Leiter des Divi-Intensivregisters.
40 Gäste feiern 60 Geburtstag in NRW, Polizei greift ein
15.27 Uhr: Eine illegale Geburtstagsfeier mit 40 Menschen ist mitten in der Corona-Pandemie in Köln aufgelöst worden. Das Ordnungsamt hatte den Hinweis zu einem 60. Geburtstag im Stadtbezirk Ehrenfeld erhalten, wie eine Sprecherin der Stadt Köln am Sonntag mitteilte. Zuvor hatte der „Express“ darüber berichtet. Weil bei dem Einsatz am Freitagabend nach mehrmaligem Klingeln niemand die Tür öffnete, riefen die städtischen Mitarbeiter laut der Sprecherin einen Schlüsseldienst. Die Beamten stellten die Personalien der 40 Anwesenden fest. Sie erwarte ein Verfahren wegen Verstößen gegen die Coronaschutzverordnung, hieß es.
„Besorgniserregend“: Schlachthöfe sorgen in Oldenburg für neuen Hotspot
14.06 Uhr: Im Landkreis Oldenburg lassen sich mehr als ein Viertel aller Corona-Infektionen auf die Fleischindustrie zurückführen lassen. Besonders zwei Schlachthöfe in Ahlhorn und Wildeshausen gelten als Hotspot. Die Entwicklung sei „besorgniserregend“, sagte Christian Wolf, Erster Kreisrat, dem Norddeutschen Rundfunk (NDR).
Obwohl die Inzidenz in Wildeshausen weit über 300 liegt, läuft der Betrieb im Schlachthof derzeit weiter. Wolf könne sich jedoch vorstellen, Unternehmen wie im vergangenen Juni auch vorübergehen zu schließe. Derzeit werde jedoch noch versucht, mit den Betrieben und den betroffenen Nachbarkreisen eine Lösung zu finden.
Die Oldenburger Grünen finden, dass das nicht ausreicht. Stattdessen müsse es ein neues Konzept für die Fleischbranche geben, mit dem häufiger kontrolliert und härter durchgegriffen wird. Notfalls könnte dies auch bedeuten, das Schlachten zu reduzieren, so Grünen-Sprecher Eduard Hüsers.
Bundesregierung stuft Niederlande als Hochinzidenzgebiet ein
13.05 Uhr: Wegen besonders hoher Corona-Infektionszahlen in den Niederlanden stuft die Bundesregierung das Nachbarland nach Ostern als Hochinzidenzgebiet ein. Wer ab Dienstag von dort nach Deutschland einreist, muss einen negativen Corona-Test vorweisen können, wie das Robert-Koch-Institut am Sonntag bekanntgab.
Drosten macht Hoffnung: „Wir können diese Welle noch brechen“
12.41 Uhr: Der Virologe Christian Drosten hegt noch Hoffnung, dass die schlimmsten Folgen der dritten Corona-Welle verhindert werden können. „Wir können diese Welle noch brechen“, sagte Drosten der „Bild am Sonntag“. „Dazu werden wir aber leider um einen ernsthaften Lockdown nicht herumkommen. Wir müssen die Kontakte deutlich reduzieren und Infektionsketten dadurch unterbrechen.“
Generell fehle es derzeit noch an „gezielteren Werkzeugen“ zur Bekämpfung der Pandemie, wodurch Lockdowns weiterhin unabdingbar seien. „Dabei hat es seitens der Wissenschaft viele gute Vorschläge gegeben, aus denen man diese hätte entwickeln können – für die Schulen und Arbeitsstätten, für den Nahverkehr oder für das private Umfeld.“ Als Beispiele nannte Drosten eine „Kurzzeit-Gruppenisolierung mit Freitestung“ sowie eine frühere Anwendung von Schnelltests.
Entwicklungen wie in Paris in London, wo „Teillockdowns mit abgestuftem Maßnahmenkatalog“ gegen die aggressive Virus-Variante B.1.1.7 nicht die benötigte Wirkung zeigten, ließen sich in deutschen Großstädten noch abwenden, sagte Drosten. „Dazu ist jetzt aber politisches Handeln und auch die Unterstützung möglichst vieler Menschen notwendig.“
Besuchen verboten: Polizei muss über 500 Touristen abweisen
11.15 Uhr: Die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern hat allein am Samstag mehr als 500 Touristinnen und Touristen abgewiesen, die zu wegen der Corona-Pandemie derzeit nicht erlaubten Tagesbesuchen in das Bundesland gekommen waren. Die Kontrollen erfolgten demnach sowohl an den Landesgrenzen als auch mit mobilen Teams im Landesinneren.
Im Bereich des Polizeipräsidiums Rostock wurden am Samstag 348 Menschen aufgefordert, das Bundesland wieder zu verlassen, wie die Polizei am Samstagabend mitteilte. Weitere 193 Abweisungen gab es nach Angaben vom frühen Sonntagmorgen im Bereich des Polizeipräsidiums Neubrandenburg. In dieser Region wurden demnach 790 Fahrzeuge kontrolliert.
Abgewiesen wurden demnach alle Reisenden, die keinen triftigen Grund für den Aufenthalt in Mecklenburg-Vorpommern im Sinne der Corona-Eindämmungsverordnung nachweisen konnten. Die meisten der Betroffenen hätten sich kooperativ verhalten, hieß es. Ähnliche Kontrollen und Abweisungen hatte es auch bereits am Freitag gegeben.
Kontrolliert wurden demnach von Polizei und Ordnungsämtern auch die Einhaltung der Corona-Regeln in dem Bundesland. Hier seien am Samstag knapp 200 Verstöße festgestellt worden, 141 im Bereich des Polizeipräsidiums Rostock und 46 im Bereich Neubrandenburg, vor allem in der Müritz-Region.
Gegen einige der Beteiligten seien Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten aufgenommen worden. Die Polizei rief erneut alle Bürgerinnen und Bürger auf, die geltenden Bestimmungen zu beachten.
Seehofer wirbt weiter für einheitliche Corona-Regeln: „Gibt große Sehnsucht“
10.49 Uhr: Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) wirbt weiter für ein stärkeres Eingreifen des Bundes in der Corona-Pandemie. „Es gibt die große Sehnsucht in der Bevölkerung nach einheitlichen Regeln“, sagte Seehofer der „Welt am Sonntag“. Ein Bundesgesetz solle „genau vorschreiben, welche Schritte bei den jeweiligen Inzidenzwerten unternommen werden müssten – von der Verschärfung bis zur Lockerung“.
„Auf diese Weise bekämen die Menschen von Flensburg bis Berchtesgaden eine klare Perspektive, ohne alle Regionen über einen Kamm zu scheren – eben je nach Inzidenz“, sagte Seehofer dem Blatt. Ein solches Gesetz könne binnen kürzester Zeit verabschiedet werden. „Wir haben während der Bankenkrise wie auch bei der Eurorettung innerhalb weniger Tagen Gesetze verabschiedet. Das geht unter Beachtung aller verfassungsrechtlichen Regeln.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am vergangenen Sonntag in der ARD-Sendung „Anne Will“ gesagt, die Länder müssten bei der Pandemiebekämpfung „nachlegen“. Sie kritisierte geplante Lockerungsschritte und stellte zugleich in den Raum, dass der Bund etwa über eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes selbst die Initiative ergreifen könnte. Seehofer sprach sich anschließend klar dafür aus, dass der Bund einheitliche Regeln setzt.
RKI: Mehr als 12.000 Neuinfektionen – Sieben-Tage-Inzidenz leicht verringert
Sonntag, 4. April, 7.12 Uhr: In Deutschland sind innerhalb eines Tages mehr als 12.000 Corona-Neuinfektionen gemeldet worden. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Sonntagmorgen unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, wurden 12.196 neue Ansteckungsfälle und 68 neue Todesfälle registriert. Vor einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 17.176 Neuinfektionen und 90 neue Todesfälle verzeichnet. Das RKI wies am Sonntag darauf hin, dass rund um die Osterfeiertage weniger Tests gemacht und gemeldet würden.
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz verringerte sich im Vergleich zum Vortag leicht von 131,4 auf 127. Die Sieben-Tage-Inzidenz, welche die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen angibt, stieg zuletzt stetig an, nachdem sie im Februar zwischenzeitlich auf unter 60 gefallen war. In den vergangenen Tagen blieb sie etwa gleich.
Die Gesamtzahl der verzeichneten Corona-Fälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie erhöhte sich nach Angaben des RKI auf 2.885.386. Insgesamt 76.963 Infizierte starben.