Mehr Gehalt aufs Konto: Bundesregierung plant massive Steuersenkungen ab 2021
3. Juli 2020Die Bundesregierung investiert Billionen im Kampf gegen die Folgen der Corona-Krise. Nun werden neue Pläne bekannt: Finanzminister Olaf Scholz will die Steuerzahler bis Ende 2024 um fast 43 Milliarden entlasten. Außerdem soll das Kindergeld schneller als geplant steigen. Und selbst die kalte Progression soll fallen. Worauf sich Steuerzahler freuen können.
Die GroKo will schon Ende Juli die für 2021 vereinbarte Kindergelderhöhung um 15 Euro und weitere Steuerentlastungen in Milliardenhöhe auf den Weg bringen.
Allein 2021 dürfte das Entlastungsvolumen bei fast sieben Milliarden Euro liegen. Das berichtet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf den Gesetzentwurf „zur steuerlichen Entlastung von Familien sowie zur Anpassung weiterer steuerlicher Regelungen“.
Das gesamte Entlastungsvolumen für Steuerzahler addiere sich auf 42,5 Milliarden Euro bis einschließlich 2024. Die Steuersenkungen betragen in den einzelnen Jahren
- rund sieben Milliarden Euro 2021
- jeweils elf bis zwölf Milliarden Euro pro Jahr 2022, 2023 und 2024
Steuerfreibetrag steigt zum 1.1.2021
Mit dem neuen Jahr hebe die Bundesregierung den steuerlichen Grundfreibetrag auf 9696 Euro an, heißt es in dem Bericht. Gegenwärtig liegt er bei 9408 Euro. Die Bürger können sich also um einen Anstieg um fast 3,1 Prozent freuen. Der Grundfreibetrag wird jährlich angepasst, in der Regel fällt der Anstieg aber geringer aus.
Im Klartext: Wer im Jahr 2021 unter 9696 Euro verdient, wird von jeglicher Einkommensteuer verschont. Denn der Grundfreibetrag entspricht dem steuerfreien Existenzminimum.
Rechenbeispiel
Grundfreibetrag 2020: 9408 €: Dieser Betrag ist komplett steuerfrei.
Grundfreibetrag 2021: 9696 €: Dieser Betrag soll im kommenden Jahr komplett steuerfrei bleiben. Ein Beschäftigter spart im Vergleich zu 2020 bei einem Einkommen genau in Höhe dieses Freibetrags rund 83 Euro Steuern.
Auch Gutverdiener profitieren von Steuersenkung
Auch für Gutverdiener soll die Steuerlast sinken. Der Spitzensteuersatz in Höhe von 42 Prozent (zuzüglich Soli) werde 2021 erst ab 57.919 Euro greifen, heißt es im „Handelsblatt“. Derzeit gilt er bei einem zu versteuernden Einkommen von 57.052 Euro. Die Folge: Gut bezahle Arbeitnehmer müssen 867 Euro nicht mehr mit 42 Prozent versteuern, sondern lediglich mit ihrem persönlichen Grenzsteuersatz. Je niedriger der liegt, um so mehr Abgaben sparen sie.
Kalte Progression wird abgeschwächt
Ein weiteres Ärgernis will die Bundesregierung ab dem kommenden Jahr aus der Welt schaffen: Sie plant, die sogenannte kalte Progression angehen.
Darunter verstehen Steuerexperten den Umstand, dass ein Gehaltsplus, das lediglich die Inflation ausgleicht, zu steigenden Steuern führt. Das liegt an der Steuerprogression in Deutschland: Höhere Einkommen werden höher besteuert. Der Beschäftigte mit einem Gehaltsplus wird also doppelt bestraft: Sowohl die Geldentwertung als auch der Fiskus knabbern an seinem Nettoeinkommen.
Um diesen häufig kritisierten Mechanismus auszuhebeln, will die Bundesregierung die Einkommensgrenzen für bestimmte Steuersätze zukünftig in Höhe der jeweiligen Inflation nach oben anpassen, schreibt das „Handelsblatt“.
Addiert man alle geplanten Steuererleichterungen, dann werden Millionen Bürger im kommenden Jahr deutlich höhere Netto-Einkommen beziehen als bislang. Allerdings dürften 2021 auch die Beitragsbemessungsgrenzen für sozialversicherungspflichtige Abgaben steigen. In der Folge müssen gerade Gutverdiener höhere Beiträge in die Sozialkassen zahlen – was ihr Netto wiederum drückt.
Staat bezahlt höheres Kindergeld
Auch Familien sollen von höheren Nettoeinkommen profitieren. Dazu wolle die Bundesregierung das Kindergeld zum 1. Januar 2021 um weitere 15 Euro pro Kind anheben. „Gleichzeitig steigt der steuerliche Kinderfreibetrag entsprechend“, heißt es im Gesetzesentwurf, wie das „Handelsblatt“ schreibt.
Möglicher Anstieg des Kindergeldes im Jahr 2021
Eltern mit höheren Einkommen nutzen in der Regel den Kinderfreibetrag, weil er ihnen mehr bringt als das Kindergeld. Auch für sie hat der Bundesfinanzminister gute Nachrichten. Für 2021 sei eine kräftige Erhöhung geplant, heißt es weiter. Bei der Anhebung „will die Bundesregierung über das verfassungsrechtlich Notwendige hinausgehen und einen Beitrag zur finanziellen Stärkung der Familien leisten“, zitiert das „Handelsblatt“ aus der Gesetzesvorlage. Dieser Hinweis bezieht sich auf den jährlichen Existenzminimumbericht. Er gibt die jeweilige Mindestanpassung der Steuerfreibeträge vor. Offensichtlich will die Bundesregierung 2021 darüber hinausgehen.
Das Bundeskabinett will das Gesetz zu den steuerlichen Entlastungsmaßnahmen am 29. Juli beschließen. Ein wichtiger Termin für alle Steuerzahler.
Focus Online: Freitag, 03.07.2020, 10:43