Virologe schlägt Alternative vor: „Feuern dadurch das Infektionsgeschehen weiter an“: Streeck warnt vor Lockdown

Virologe schlägt Alternative vor: „Feuern dadurch das Infektionsgeschehen weiter an“: Streeck warnt vor Lockdown

9. April 2021 Aus Von mvp-web

14:34:26

Der Bonner Virologe Hendrik Streeck warnt vor einem härteren Lockdown mit Ausgangssperren. „Dadurch feuern wir das Infektionsgeschehen weiter an“, sagte Streeck im Videocast „19 – die Chefvisite“.

Aktuell infizierten sich laut RKI vor allem sozial Schwache in beengten Wohnverhältnissen mit dem Coronavirus. Bei einer Ausgangssperre „können die sich nicht Corona-konform aus dem Weg gehen“, erklärt jetzt Virologe Hendrik Streeck. Die Forderung des Virologen: „Wir schaffen sichere Bereiche draußen, wo die Menschen sich treffen können, anstatt sie weiter zusammenzudrängen.“

Streeck will „Ventile schaffen“

Streeck denkt dabei zum Beispiel an gelüftete Turnhallen mit Sicherheitspersonal. Diese Lösung sei besser als „private Graubereiche, wo keiner sehen kann, ob die Regeln eingehalten werden“. Das heiße „Ventile schaffen“, betonte der Chef der Virologie der Universität Bonn. Dabei könne auch die Außengastronomie eine Rolle spielen, wo das Infektionsrisiko vergleichsweise gering sei.

Verwundert zeigte sich Streeck über die Alarmrufe von deutschen Intensivmedizinern. In Frankreich liege die Inzidenz derzeit bei 400 auf 100.000 Einwohnern binnen einer Woche und damit vier Mal höher als in Deutschland. „Die gehen damit relativ gelassen um“, sagte der Virologe.

Streeck mahnt „ruhige Abwägung und Langzeitblick“ an

Hierzulande führten steigende Inzidenzwerte dagegen zu Warnungen, als ob Deutschland „kurz vor der Triage steht“. Angesichts der unklaren Datenlage nach Ostern mahnte Streeck „ruhige Abwägung und Langzeitblick“ an. Er gehe davon aus, dass sich „Coronaviren saisonal verhalten“ und rechnet mit einem „Abfall des Infektionsgeschehens in den nächsten Monaten“, wenn es wärmer wird. Hinzu kämen die Fortschritte bei der Impfung.