Annalena Baerbock: Statt Reporterin nun Kanzlerkandidatin
19. April 2021Die Entscheidung ist gefallen: Annalena Baerbock geht für die Grünen als Kanzlerkandidatin ins Rennen. Ein Porträt der gebürtigen Hannoveranerin.
Politisch ist Annalena Baerbock in Niedersachsen nie in Erscheinung getreten. Weder war sie hier Landtagsabgeordnete noch in anderer Form bei den Grünen aktiv. Ihre politische Laufbahn begann sie in Brandenburg, wo sie zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern wohnt. Doch die Themen, für die die 40-jährige zweifache Mutter als Parteivorsitzende der Bundes-Grünen und nun auch als Kanzlerkandidatin kämpft, haben sie auch schon in ihrer Zeit als Kind beschäftigt.
Mit Eltern auf Gorleben-Demos
„In meinem Kinderzimmer hing das Greenpeace-Plakat ‚Erst wenn der letzte Baum gerodet…‘ und die Umwelt-AG war selbstverständlich“, sagte sie vor einigen Jahren in einem Interview für die Serie „Wege in die Politik“ des Deutschen Bundestages. Zusammen mit einer Freundin habe sie zum Unmut ihrer Mitschüler durchgesetzt, dass als Protest gegen den Irak-Krieg kein Fasching gefeiert wird, sagte Baerbock. Das sei sicherlich auch stark durch ihre Eltern geprägt worden, sagte sie. Die hätten sie auch mit auf Demos genommen – etwa zu den Protesten in Gorleben.
Berufliches Ziel: Reporterin in Krisengebieten
Aufgewachsen ist die am 15. Dezember 1980 in Hannover geborene Baerbock in Schulenburg, einem Ortsteil von Pattensen, im Süden der Region Hannover. In ländlicher Idylle lebte sie zusammen mit ihren Eltern, ihren beiden Schwestern, Tante, Onkel und deren Kindern auf einem Bauernhof. Baerbock spielte Fußball in einer Mädchenmannschaft und war Leistungssportlerin im Trampolinspringen. Die grüne Jugend oder andere politische Organisationen spielten für sie zu diesem Zeitpunkt keine Rolle, wie sie in einem Interview mit Bremen Zwei im Januar dieses Jahres sagte. Anstelle einer politischen Laufbahn stellte sich Baerbock für ihre Zukunft vor, als Journalistin aus Krisengebieten zu berichten.
Freie Mitarbeiterin bei der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“
Nach ihrem Abitur an der Humboldtschule in Hannover studierte sie von 2000 bis 2005 Politikwissenschaften, öffentliches Recht und Völkerrecht in Hamburg und London. Nebenbei war sie als freie Mitarbeiterin für die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ (HAZ) tätig, hospitierte beim Norddeutschen Rundfunk und der Deutschen Presseagentur. Durch ein Praktikum im Europarat in Straßburg und Europäischem Parlament kam sie in direkten Kontakt zum politischen Geschehen. Nach dem Abschluss ihres Masterstudiums wurde sie zunächst Büroleiterin der Grünen-Europa-Abgeordneten Elisabeth Schroedter in Potsdam.
Seit 2005 Mitglied der Grünen
Kurz darauf wurde Baerbock im Jahr 2005 Mitglied der Grünen. „Ich hatte einige Zeit mit dem Parteieintritt gehadert, weil ich irgendwie dachte, man müsste hinter jedem grünen Punkt und Komma stehen. Aber schon bei meinem Praktikum merkte ich, dass man bei den Bündnisgrünen mit guten Ideen auch als ganz normales Mitglied sehr viel selbst gestalten und bei Bedarf auch verändern kann“, sagte sie im „Wege in die Politik“-Interview. 2009 wurde Baerbock mit Ende 20 als Co-Landesvorsitzende der Grünen in Brandenburg gewählt. Das Amt hatte sie bis 2013 inne, dann zog sie als Abgeordnete in den Bundestag ein. Seit Januar 2018 ist Baerbock zusammen mit Robert Habeck Parteivorsitzende der Bundes-Grünen.
Baerbock und Habeck haben K-Frage untereinander geklärt
Da sich die Grünen seit Herbst 2018 im Umfragehoch befinden – und schon seit geraumer Zeit als zweitstärkste Kraft hinter der Union liegen – benennen sie erstmals in ihrer Geschichte eine Kanzlerkandidatin. Dass es Baerbock ist und nicht Habeck, haben die beiden untereinander ausgemacht. Den Vorschlag muss ein Grünen-Parteitag Mitte Juni noch bestätigen – das gilt aber als Formsache.