Inzidenz in Deutschland erstmals seit drei Monaten unter 100 – Sechs Fälle von britischer Corona-Mutation in vier Kölner Kitas

28. Januar 2021 Aus Von mvp-web

Top-News zur Corona-Pandemie am 28. Januar 2021

  • Sechs Fälle von britischer Corona-Mutation in vier Kölner Kitas (19.07 Uhr)
  • Bergisch Gladbach: 5000 FFP2-Masken aus Krankenhaus gestohlen (12.16 Uhr)
  • RKI: Coronavirus-Inzidenz in Deutschland erstmals seit drei Monaten unter 100 (09.00 Uhr)

Wissenschaftler fordern europaweiten Aktionsplan gegen Corona

20.01 Uhr: Eine Gruppe renommierter Wissenschaftler von Medizin bis Volkswirtschaft fordert einen europaweit koordinierten Aktionsplan zur schnellen Eindämmung des Coronavirus und seiner Varianten. Das Konzept unter dem Oberbegriff “No Covid” sieht vor allem eine von den europäischen Staaten koordinierte bessere Überwachung des Infektionsgeschehens vor, nicht zusätzliche Verbote.

Die “Zero Covid”-Initiative eines weitgehenden und langen Lockdowns lehnen die beteiligten 13 Wissenschaftler dagegen wegen der gravierenden wirtschaftlichen Folgen ab. “Das ist einfach nicht sinnvoll”, sagte Clemens Fuest, der Präsident des Münchner ifo-Instituts.

Die schnelle Senkung der Fallzahlen soll die schnelle Rückkehr zur Normalität möglich machen. “Wir wollen unsere Freiheit zurück”, sagte die Virologin Melanie Brinkmann vom Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung. Die Medizinerin kündigte ein detailliertes “No Covid”-Papier mit konkreten Vorschlägen für Deutschland an. Ein Bestandteil sind regional unterschiedliche Beschränkungen je nach Infektionsgeschehen. Wo die Lage unter Kontrolle ist, sollen die Bürger in “grünen Zonen” wieder mehr Freiheiten haben.

Ein Kernpunkt des am Donnerstag vorgestellten Aktionsplans ist die europaweite Beschränkung des Reiseverkehrs auf das Notwendige, inklusive Quarantäne und doppelter Corona-Pflichttests vor der Abreise und nach der Rückkehr. Als “gute Zahl” nannte Brinkmann einen Inzidenzwert von 10 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner. Am Donnerstag lag dieser in Deutschland laut Robert Koch-Institut bei 98, das derzeitige Ziel der Bundesregierung ist eine Inzidenz von 50.

Eine schnelle Senkung der Infektionszahlen sei möglich, betonte die Physikerin Viola Priesemann. Laut RKI lag Deutschland am Mittwochabend bei einem Reproduktionsfaktor von 0,87 – das sind 87 Neuansteckungen pro 100 Infizierten. Wenn es gelinge, den R-Wert auf 0,7 zu senken, würden sich die Fallzahlen jede Woche halbieren, erklärte die Wissenschaftlerin, die am Max Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation forscht.

Daneben plädieren die Wissenschaftler für konsequente europaweite Maßnahmen, die es international in unterschiedlicher Ausprägung bereits gibt: die Reduzierung der Kontakte auf kleine “soziale Blasen”, Heimbüro und Online-Schule, kostenlose Coronatests an Schulen und Arbeitsplätzen, mehr und schnellere Impfungen, Tests für bereits geimpfte Bürger.

Sputnik V: Wird der russische Impfstoff jetzt für Europa interessant?

19.40 Uhr: Der russische Impfstoff Sputnik V ist nach wie vor nicht in der dritten klinischen Phase auf seine Wirksamkeit geprüft worden. Doch wegen der enormen Lieferengpässe bei Impfstoffen in der EU scheint das russische Vakzin nun auch eine Rolle für die Europäer zu spielen. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) ist laut einem Bericht der “Welt” mit 50 verschiedenen Impfstoffherstellern im Gespräch. In 23 Fällen spricht sie mit den Anbietern bereits über Daten und konkrete Studienziele, heißt es. In dieser engeren Auswahl sei auch der russische Impfstoff Sputnik V, der in Ungarn bereits zugelassen wurde.

Die zügig erfolgte Notzulassung von Sputnik V hat in Ungarn jedoch Bedenken auf den Plan gerufen. Das in der Dokumentation der klinischen Versuche beschriebene Mittel stimme mit dem zur Auslieferung bestimmten Präparat Sputnik V nicht vollständig überein, berichtete die Budapester Tageszeitung “Nepszava”. Das oppositionelle Blatt berief sich auf ungenannte Experten, die die Behörde im Genehmigungsverfahren als externe Gutachter beigezogen hatte.

Am vergangenen Freitag hatte Ungarn als erstes EU-Land mit Russland den Ankauf von zwei Millionen Dosen des Präparats Sputnik V vereinbart. Die ungarische Behörde OGyEI hatte dem Impfstoff zwei Tage zuvor die Notzulassung erteilt. Allerdings muss noch ein zweites Amt, das Zentrum für Nationale Volksgesundheit (NNK), seine Zustimmung geben, damit Sputnik V in Ungarn verabreicht werden kann. Ob die EU dem Beispiel Ungarn folgt, ist aber noch nicht klar.

Sechs Fälle von britischer Corona-Mutation in vier Kölner Kitas

19.07 Uhr: In vier Kölner Kitas sind Fälle der britischen Coronavirus-Variante aufgetreten. Wie die Stadt Köln am Donnerstagabend mitteilte, sei das mutierte Virus nachträglich bei insgesamt vier Erzieherinnen und Erziehern sowie bei zwei Kindern nachgewiesen worden. Bei einem weiteren positiv getesteten Kind und bei einer Erzieherin ist noch offen, ob es sich um das mutierte Virus handelt. Außerdem steht noch das Testergebnis für zwei Kinder aus, in deren Familien die britische Variante festgestellt worden war.

Zuvor hatte der “Kölner Stadt-Anzeiger” berichtet. Der Zeitung zufolge traten auch Fälle in einer Kölner Unterkunft für Geflüchtete und in einem Krankenhaus auf. In Köln werden seit vergangener Woche alle positiven Corona-Tests auf mutierte Viren untersucht.

Auch im Kreis Paderborn wurde nach Angaben einer Sprecherin bei zwei Personen die britische Variante des Virus nachgewiesen. Diese Variante gilt als ansteckender als der bisher verbreitete Stamm.

Zuvor waren in NRW bereits elf Fälle der zuerst in England entdeckten Mutation B.1.1.7 bekanntgeworden sowie drei der zuerst in Südafrika aufgetretenen Variante. Das Gesundheitsministerium hatte am Mittwoch ein Projekt gestartet, um die Verbreitung von Corona-Mutationen in dem Bundesland zu erfassen.

Das Familienministerium teilte mit, man sei mit den Behörden der Stadt Köln und dem Gesundheitsministerium im engen Austausch: “Wir nehmen die genannten Fälle sehr ernst, mahnen aber gleichzeitig zur Besonnenheit.” Eine Ministeriumssprecherin wies darauf hin, dass es trotz der Mutation nach bisherigen Erkenntnissen in keiner Kita zu höheren Infektionszahlen gekommen sei. “In jedem Fall bestätigt sich, dass die landesweit vorgenommenen Gruppentrennungen richtig waren.”

Die Kitas in NRW sind im eingeschränkten Regelbetrieb offen, die Gruppen bleiben aber autark voneinander – das heißt, dass Kinder verschiedener Gruppen sich nicht mehr besuchen sollen. Dadurch soll verhindert werden, dass sich das Virus leicht in der ganzen Kita ausbreiten kann.

Dramatische Corona-Lage: Portugal schließt Grenze zu Spanien

18.24 Uhr: Die portugiesische Regierung hat wegen extrem hoher Corona-Infektionszahlen die Schließung der Grenze zum Nachbarland Spanien ab Freitag angeordnet. Für zunächst zwei Wochen darf die Grenze demnach nur noch in Notfallsituationen überschritten werden, wie Innenminister Eduardo Cabrita laut Medien am Donnerstag in Lissabon mitteilte. Schon während der ersten Corona-Welle im Frühjahr vergangenen Jahres war die gemeinsame Grenze monatelang geschlossen. Erst am 1. Juli wurde sie wegen damals stark rückläufiger Corona-Zahlen wieder geöffnet.

Die Corona-Lage ist nach Worten von Ministerpräsident António Costa “sehr schlimm”. Am Donnerstag wurden in dem Land mit 10,3 Millionen Einwohnern 16.423 Neuinfektionen und 303 weitere Corona-Tote registriert. Das war ein Höchststand seit Beginn der Pandemie. Auf Deutschland hochgerechnet entspräche das etwa 130.000 Neuinfektionen und rund 2400 Toten binnen 24 Stunden.

Das Gesundheitssystem in Portugal ist aktuell extrem überlastet, zumal es auch weniger Betten auf Intensivstationen im Verhältnis zur Einwohnerzahl als in Deutschland gibt. Die Regierung schätzt, dass der Anteil der vermutlich ansteckenderen Sars-CoV-2-Variante aus Großbritannien im Großraum Lissabon schon etwa 50 Prozent aller Neuinfektionen ausmacht, wie die Zeitung “Público” schrieb. Die Bundesregierung erklärte das auch bei Deutschen beliebte Urlaubsland deshalb am vergangenen Wochenende zum Hochrisikogebiet, was Reisen in das Land weiter erschweren soll.

Studie: Neuseeland hat bestes Corona-Management – Deutschland nur 55.

16.21 Uhr: Neuseeland hat einem australischen Thinktank zufolge das weltweit beste Management der Corona-Krise bewiesen. Gefolgt wird der Pazifikstaat von den asiatischen Ländern Vietnam, Taiwan und Thailand. Deutschland rangiert in der Liste nur auf Platz 55. Das 2003 gegründete Lowy Institute mit Sitz in Sydney hatte zuvor 98 Länder bezüglich ihres Umgangs mit der Pandemie analysiert. Speziell ging es um die 36 Wochen, nachdem in einem Land der einhundertste Infektionsfall bestätigt worden war.

Die USA stehen auf Platz 94, während Brasilien das Schlusslicht bildet. Auch afrikanische Staaten wie Ruanda (Platz 6) und Togo (Platz 15) liegen weit vor den meisten EU-Ländern.

Die Denkfabrik hatte unter anderem die Infektionszahlen, die Zahl der Todesopfer und die Corona-Tests pro 1000 Einwohner untersucht. Besonders Länder in der Asien-Pazifik-Region waren demnach sehr erfolgreich im Kampf gegen das Virus. China wurde “wegen des Fehlens öffentlich verfügbarer Testdaten” nicht in das Ranking aufgenommen.

Seehofer bestätigt Reise-Vorhaben – spricht sich aber auch für “enge Ausnahmen” aus

13.46 Uhr: Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat sich bei „Bild live“ zu möglichen Reisebeschränkungen geäußert. Wird den Deutschen das Reisen verboten? „Es geht um Maßnahmen, wie wir ein hochinfektiöses Virus verhindern können in Deutschland“, sagte er. Und fügte hinzu: „Dazu müssen wir manche Flugbewegungen, Reisebewegungen einschränken. Darüber denken wir gerade nach.“ Die Grundregel, die er als Innenminister vertrete, sei, dass „wir aus Mutationsgebieten keine Einreise zulassen sollten“. Aktuell diskutiere man darüber, welche Ausnahmen man zulassen könne, zum Beispiel, um den Güterverkehr nicht zu beeinträchtigen. „Da bin ich für enge Ausnahmen, nicht für Schweizer Käse“, sagte Seehofer. Man müsse nun sehen, was andere Ministerien dazu sagen würden.

Was, wenn in einem Nachbarland die Mutation ausbricht? Dürfte dann niemand mehr aus diesem Land nach Deutschland einreisen? Nur, wenn derjenige in die Ausnahmeregeln falle, erklärte Seehofer. Auch über Deutsche, die ausreisen möchten, sprach er mit „Bild“. „Da sind unsere Verfassungsjuristen der Auffassung, da gelten noch weitaus höhere Anforderungen, wenn man Leute daran hindern möchte, ins Ausland zu fahren“, sagte der Bundesinnenminister. Bei der Rückreise könne es jedoch zu Problemen kommen. „Da ist das mindeste, das man vorschreiben muss, dass sie einen Test machen müssen, wenn sie ins Flugzeug steigen“, erklärte Seehofer.

Bergisch Gladbach: 5000 FFP2-Masken aus Krankenhaus gestohlen

12.16 Uhr: Unbekannte haben aus einem Krankenhaus in Bergisch Gladbach rund 5000 Schutzmasken gestohlen. Aus einem Lagerraum der Klinik seien fünf Kartons mit FFP2-Masken im Wert von etwa 5000 Euro verschwunden, die für den Krankenhausbetrieb notwendig seien, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Bei der Überprüfung des Lagerbestands am 18. Januar seien die Kartons noch da gewesen – eine Woche später waren sie weg. Das Krankenhaus habe Strafanzeige wegen Diebstahls erstattet.

Schweizer Skiort Arosa: Corona-Mutations-Ausbruch an Schule

09.52 Uhr: Im Schweizer Wintersportort Arosa gilt nach dem Auftauchen der neuen Coronavirus-Varianten ab sofort Maskenpflicht auf dem gesamten besiedelten Gemeindegebiet.

Mindestens 14 Personen in der Ortsschule hatten sich demnach mit einem mutierten Virus infiziert. Um welche der Virusvarianten es sich konkret handelte, teilten die Behörden nicht mit. In der Schweiz waren Anfang der Woche schon mehr als 520 Fälle der in Großbritannien zuerst aufgetauchten Variante entdeckt worden.

Schweizer Experten befürchten eine Verdoppelung der Zahl der Infizierten jede Woche. In Arosa sollen Freitag und Samstag nun PCR-Massentests durchgeführt werden. Schulen und Kindertagesstätten wurden bis 6. Februar geschlossen.

Rheinland-Pfalz stoppt Start für Wechselunterricht an Grundschulen

09.48 Uhr: Das Bildungsministerium in Rheinland-Pfalz hat entgegen seiner ursprünglichen Planung beschlossen, am kommenden Montag nicht mit dem Wechselunterricht an Grundschulen zu beginnen. Die Entscheidung sei nach dem Auftreten von Mutationen des Coronavirus in Abstimmung mit Experten der Universitätsmedizin Mainz getroffen worden, teilte das Ministerium mit.

RKI: Coronavirus-Inzidenz in Deutschland erstmals seit drei Monaten unter 100

Donnerstag, 28. Januar, 09.00 Uhr: Das Robert-Koch-Institut hat am Donnerstagmorgen mitgeteilt, dass die 7-Tage-Inzidenz in Deutschland zum ersten Mal seit drei Monaten wieder unter 100 liegt. In der Hochphase der zweiten Welle hatte die Gesamtinzidenz bei fast 200 gelegen.

Die Sieben-Tage-Inzidenz ist ein wesentlicher Maßstab von Bund und Ländern für die Verhängung und Lockerung von Corona-Restriktionen. Ziel der Bundesregierung ist es, den Wert auf unter 50 zu drücken. Zuletzt unter 50 gelegen hatte der Wert am 20. Oktober. Der bisherige Höchstwert wurde mit 197,6 am 22. Dezember erreicht.