Notbremse gilt bald: In welchen Kreisen die Sperre besonders zuschlägt
22. April 2021Die Bundesregierung hat eine Corona-Notbremse beschlossen, die sich an der Inzidenz 100 orientiert. Viele Landkreise in Deutschland übertreffen diesen Wert längst – einige sogar um das Dreifach. Hier würden nach der Notbremse spezielle Regeln gelten.
Die Corona-Zahlen vom 22. April 2021:
- Neuinfektionen: 29.518 (+ 92 zur Vorwoche)
- Todesfälle: 259 (Seit Beginn verstorben: 80.893)
- Inzidenz: 161,1
- R-Wert: 0,94 (Stand: 21. April)
Die Zahl der Neuinfektionen und die Inzidenz liegen damit weiterhin auf einem hohen Niveau. Zum Vergleich: Am vergangenen Donnerstag lag die bundesweite Inzidenz auf nahezu gleichem Niveau bei 160.
Die Bundesregierung hat nun eine Corona-Notbremse beschlossen, die in Landkreisen mit einer Inzidenz über 100 zum Einsatz kommt. Damit soll die dritte Welle abgeschwächt werden.
Corona-Notbremse: Regierung will bundesweit einheitliche Regelungen
Überschreitet die Inzidenz in einem Landkreis drei Tage am Stück die Inzidenz 100, gelten die Maßnahmen der Notbremse. Die ernste Lage zeige sich besonders mit Blick auf die Auslastung der Intensivstationen, laut Gesundheitsminister Spahn die „härteste Währung in dieser Pandemie“.
All diese Maßnahmen zielen darauf ab, möglichst viele Kontakte einzuschränken – Treffen im Privaten gelten zu großen Teilen als Haupt-Infektionsträger. Das Infektionsschutzgesetz – die Notbremse ist ein Teil davon – gilt so lange, wie vom Bundestag eine epidemische Lage nationaler Tragweite festgestellt wird. Vorerst mindestens bis zum 30. Juni 2021.
Viele Landkreise in Deutschland überschreiten schon lange die 100er-Inzidenz. Lediglich 67 der insgesamt 401 Land- oder Stadtkreise in Deutschland liegen unter 100.
13 Landkreise über 300: Hier gelten strengere Regeln
Einige Landkreise überschreiten schon seit längerem den Wert von 300. Hier gelten zusätzlich zur Notbremse nochmal verschärfte Maßnahmen, um das Infektionsgeschehen einzudämmen.
Diese Landkreise liegen vor allem in Thüringen, Bayern und Sachsen. Im Saale-Orla-Kreis (Thüringen) ist die Lage derzeit am brisantesten. Die Inzidenz liegt bei 403,4. Darauf folgen die Landkreise Kronach (Bayern, 355,1), Gotha (Thüringen, 343,2), Greiz (Thüringen, 333,7) und Mühldorf am Inn (Bayern, 329,7).
In diesen Kreisen gelten bereits strengere Regeln. Diese Regelungen sind jedoch von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. In Bayern etwa können Dienstleistungsbetriebe, die nicht das alltägliche Leben notwendig sind, eingeschränkt werden, Besuche in Alten- und Pflegeheimen oder Krankenhäusern ebenfalls. Gottesdienste und ähnliche andere Versammlungen können angemessen beschränkt werden.
Der Landkreis Mühldorf bereitet beispielsweise eine Maskenpflicht an belebten Orten vor und verschärft die nächtliche Ausgangsbeschränkung, die hier schon ab 21 Uhr gilt.
Die Kreisverwaltungsbehörde eines Landkreises kann in Abstimmung mit der Regierung außerdem gezielte Reihentestungen durchführen, um Ausbruchs-Cluster zu identifizieren und so das Infektionsgeschehen besser zu verstehen.
Welche zusätzlichen Regeln in stark betroffenen Kreisen gelten, finden Sie auf den Webseiten der jeweiligen Land- oder Stadtkreise.
67 Landkreise unter 100: Hier kommt die Notbremse noch nicht zum Zug
Etwa 16 Prozent aller Landkreise melden derzeit eine Inzidenz unter 100. Hier gilt die Notbremse noch nicht. Die Landkreise Lüchow-Dannenberg (Niedersachsen, Inzidenz 33), Schleswig-Flensburg (Schleswig-Holstein, 37,8), Nordfriesland (Schleswig-Holstein, 38,6), Wittmund (Niedersachsen, 42,2) und Plön (Schleswig-Holstein, 46,6) haben die Pandemie deutschlandweit derzeit am besten im Griff.
Besonders betroffen sind hingegen Thüringen und Sachsen, aber auch Bayern verzeichnet viele Problem-Kreise. Ein Grund dafür könnten die Grenzen sein: Tschechien ist besonders schwer von der Corona-Pandemie betroffen. Viele Grenzpendler könnten Infektionsträger sein. Aber auch an Österreich grenzende Kreise weisen zum Teil höhere Inzidenzen auf.
Kreise, die an die Niederlande oder Dänemark grenzen, verzeichnen nicht so hohe Infektionszahlen. Im Norden Deutschlands würde die Corona-Notbremse deshalb aktuell nicht überall zum Einsatz kommen – in der Mitte und im Süden gelten hingegen jetzt schon teilweise strengere Regeln.