Corona-Lage „Dritte Welle scheint gebrochen“
7. Mai 2021Stand: 07.05.2021 11:14 Uhr
Trotz der Fortschritte bei der Pandemiebekämpfung mahnen RKI-Präsident Wieler und Gesundheitsminister Spahn zur Vorsicht. Für umfangreiche Lockerungen müssten 80 Prozent der Bevölkerung immunisiert sein, sagte Wieler.
Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sehen die Entwicklung der Infektionszahlen in Deutschland positiv.
Auf der gemeinsamen Pressekonferenz zur Corona-Lage sagte Spahn: „Die dritte Welle scheint gebrochen.“ Die Infektionszahlen sänken nicht überall gleich schnell – „aber sie sinken“. Diesen positiven Trend müsse man verstetigen. „Das geht nicht mit vorschnellen Lockerungen. Zu viele öffnen gerade ziemlich viel bei relativ hoher Ausgangsinzidenz“, mahnte der Gesundheitsminister.
Lockerungen möglichst im Außenbereich
Wenn man bei Inzidenzen unter 100 lockere, dann sollte dies im Außenbereich stattfinden – also in der Außengastronomie oder bei kulturellen Veranstaltungen, die draußen stattfinden können. Spahn wies darauf hin, dass das Infektionsrisiko draußen deutlich geringer ist als in Innenräumen. Er sagte weiter, die Lockerungen müssten durch Tests unterstützt werden.
Über den Fortschritt der Impfkampagne zeigte sich der Gesundheitsminister erfreut. 31,5 Prozent der Bevölkerung seien einmal, 8,8 Prozent bereits vollständig geimpft. Am Donnerstag seien 932.000 Menschen geimpft worden – mehr als ein Prozent der Bevölkerung. Kommende Woche werde jeder Dritte einmal geimpft sein. Damit sei man international inzwischen „auf der Überholspur“.
Spahn warnte: „Jetzt geht’s darum, in den nächsten Wochen noch gemeinsam durchzuhalten.“ Er betonte: „In dieser Phase der Pandemie geht es tatsächlich darum, das Erreichte nicht zu verspielen.“ Es gebe Grund zu Optimismus und Zuversicht. „Zu viel Ungeduld dagegen würde nur dem Virus helfen.“
Wieler: Mehr als 80 Prozent Immunisierte nötig
RKI-Präsident Wieler ergänzte, vor umfangreichen Lockerungen der Corona-Einschränkungen müssten „deutlich über 80 Prozent“ der Bürger gegen das Virus immunisiert sein. Dann werde es zwar noch Infektionen geben, aber keine neuen Wellen mehr.
Maßnahmen zur Einschränkung des Virus seien weiterhin nötig, es gebe mittlerweile aber die Hoffnung, die Pandemie bald kontrollieren zu können. Die Inzidenzen gingen in allen Altersgruppen zurück, zugleich würden immer mehr Menschen geimpft. Für die Intensivstationen könne noch keine Entwarnung gegeben werden. Bei 70 Prozent der Intensivstationen seien die Kapazitäten begrenzt oder ausgelastet – „das sind Höchstwerte“, so Wieler.
Der RKI-Präsident verglich die Pandemie-Situation mit einem „prall gefüllten Luftballon, den wir zusammen unter Wasser halten“. Würden alle Maßnahmen jetzt aufgehoben, wäre schnell wieder ein exponentielles Wachstum der Infektionszahlen erreicht. „Wenn wir loslassen, springt der Ballon über die Wasseroberfläche“, so Wieler. Die Reihenfolge müsse daher stimmen: zügig impfen, kontrolliert öffnen. Dann verliere der Ballon langsam Luft und es brauche weniger Kraft, um ihn unter Wasser zu halten. Mit zunehmenden Impfungen von Woche zu Woche könnten also nach und nach auch einzelne Maßnahmen zurückgenommen werden.
„Wir haben viel zusammen geschafft und wir können den Weg auch genau so weitergehen, damit möglichst viele Menschen gesund bleiben“, so Wieler.