Prerow: Bau des Inselhafens wird teurer als geplant
11. Juni 2021Kostenexplosion noch vor Baubeginn: Der Inselhafen Prerow auf dem Darß wird deutlich teuer als geplant. Das Prestigeprojekt von Umweltminister Till Backhaus (SPD) kämpft außerdem mit weiteren Problemen.
Es ist eines der größten Bauprojekte des Landes und eines, das jahrzehntelang diskutiert wurde. Jetzt wird der geplante Inselhafen Prerow an der Ostsee zum Problemfall in der rot-schwarzen Landesregierung. Nach NDR-Informationen muss sich demnächst das Kabinett mit einer deutlichen Kostensteigerung beschäftigen. Die Zeichnungen und Projekt-Fotos sehen ambitioniert aus. Der Hafen vor Prerow auf dem Darß ist nicht nur modern, er soll auch ein Dauerproblem lösen. Er ist gedacht als Ersatz für den Nothafen Darßer Ort, der mitten im Nationalpark liegt, immer wieder versandet und für viel Geld ausgebaggert werden muss. Jetzt aber wird das Neubau-Projekt selbst zum Problem. Statt der knapp 29 Millionen Euro schlagen nach neuesten Schätzungen die Baukosten mit etwas mehr als 37 Millionen Euro zu Buche – ein Plus von fast 30 Prozent. So steht es in dem Entwurf einer Kabinettsvorlage, die dem NDR vorliegt.
Baubeginn in diesem Jahr geplant
Für Umweltminister Backhaus, der die Federführung hat, ergibt sich danach ein weiteres Problem: Der Hafen wird von der EU über den Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Bis Ende 2023 muss das Projekt in Brüssel abgerechnet sein, ansonsten – so heißt es in der Kabinettsvorlage – müssten „Finanzierungsmöglichkeiten“ geschaffen werden. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass das Land selbst zahlt. Das Papier spricht vage von „finanziellen und zeitlichen Zwängen.“
Schwieriger Baugrund in der Ostsee
Ein weiteres Problem: Schlechtes Wetter könnte den Bau verzögern und damit zusätzlich verteuern. Vorsorglich weist das Ministerium auch darauf hin, dass während des Baus Schwierigkeiten mit dem Baugrund in der Ostsee entstehen könnten. Die Folge: mögliche neue Probleme. Die Behörden haben das Projekt Ende März genehmigt. Baubeginn soll noch in diesem Jahr sein. Noch aber ist der Bau nicht einmal endgültig ausgeschrieben worden. Backhaus will sich jetzt für eine europaweite Ausschreibung grünes Licht vom Kabinett geben lassen.
Land wird viertel Million Euro Betriebskosten zahlen
Neben Liegeplätzen für Boote der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger und der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft soll es in Prerow acht Liegeplätze für die Prerower Fischer und drei für ortsansässiges Gewerbe geben. Außerdem ist Platz für 33 Schutz suchende Sportboote und einen Notliegeplatz für ein bis zu 30 Meter langes Schiff. Geplant ist auch ein Anleger für ein Ausflugsboot. Der Hafen entsteht am Ende einer neuen, 700 Meter langen Seebrücke. Die alte Seebrücke soll abgerissen werden. Das Land will nach der Fertigstellung auch die Betriebs- und Unterhaltskosten übernehmen. Nach groben Schätzung werden sie rund 260.000 Euro im Jahr betragen.