Corona-Neuinfektionen Inzidenz bei 201,1 – so hoch wie noch nie

Corona-Neuinfektionen Inzidenz bei 201,1 – so hoch wie noch nie

8. November 2021 Aus Von mvp-web

Die bundesweite Inzidenz der Neuinfektionen ist auf mehr als 200 gestiegen – der höchste Tageswert seit Beginn der Pandemie. Die Ampel-Parteien wollen heute ihre Pläne für weitere Corona-Maßnahmen präsentieren.

Die Corona-Lage in Deutschland spitzt sich weiter zu. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist auf mehr als 200 angestiegen – das ist der höchste, je vom RKI ausgegebene Tageswert seit Beginn der Pandemie. Da dem RKI oftmals noch Fälle nachgemeldet werden, erhöhen sich die Zahlen der Neuinfektionen und der Inzidenz teilweise nachträglich. Inklusive nachgemeldeter Fälle war die Inzidenz im Dezember 2020 noch höher – den Höchststand erreichte sie am 22. Dezember (214).

Es ist aber wichtig zu beachten, dass anders als vor einem Jahr mittlerweile viele Menschen geimpft sind, insbesondere unter den besonders gefährdeten Hochbetagten ist die Quote hoch. Experten gehen deshalb davon aus, dass das Gesundheitssystem jetzt mehr Neuinfektionen aushalten kann als vor den Impfungen, da diese sehr gut vor schweren Krankheitsverläufen schützen. Am Vortag hatte die Inzidenz bei 191,5 gelegen, vor einer Woche bei 154,8.

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 15.513 Corona-Neuinfektionen. Am Freitag hatte die Zahl der Neuinfektionen mit 37.120 einen Rekordwert seit Beginn der Pandemie erreicht. Vor genau einer Woche hatte der Wert bei 9658 Ansteckungen gelegen. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 33 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 23 Todesfälle.

Verdopplung der Intensiv-Patienten befürchtet

Mediziner befürchten angesichts der steigenden Infektionszahlen eine Verdopplung der Corona-Patienten auf Intensivstationen. Schon jetzt müssten mit knapp 2500 Fällen genauso viele Corona-Patientinnen und -Patienten auf den Intensivstationen versorgt werden wie zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr bei der zweiten Corona-Welle, sagte Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), der „Augsburger Allgemeinen“. In den kommenden Wochen werde sich die Zahl voraussichtlich fast verdoppeln, wenn die Neuinfektionen weiter so steigen wie bisher.

„Bei einer Inzidenz von 300 erwarten wir bundesweit etwa 4500 Covid-Patienten mit großen regionalen Unterschieden“, warnte Karagiannidis. Längerfristige Voraussagen über den Verlauf der Pandemie hält er für schwierig. Man könne anhand der Inzidenzen relativ klar vorhersehen, was in den nächsten Wochen passiere. „Was wir nicht vorhersehen können, ist, auf welchem Niveau das Ganze zum Stillstand kommt“, sagte er. So sei unklar, welchen Effekt 2G-Regeln und Auffrischungsimpfungen hätten oder ob die Bevölkerung ihr Verhalten ändere. „Wir navigieren gerade ohne GPS durch den Nebel“, sagte Karagiannidis.

„Jeder Nicht-Geimpfte wird sich infizieren“

Nach Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, werden sich im Herbst und Winter so gut wie alle Nicht-Geimpften mit Corona infizieren. „Wir werden erleben, dass sich in den nächsten Monaten aller Voraussicht nach jeder, der nicht geimpft wird, infizieren wird“, sagte Gassen dem Sender Bild TV.

Andere Maßnahmen als Impfen böten vor dem Coronavirus keinen Schutz. „Es ist eine trügerische Sicherheit, wenn die Leute meinen, weil sie nicht zum Karneval gehen oder noch in der U-Bahn eine Maske tragen, sind sie davor geschützt, sich mit Corona zu infizieren“, sagte Gassen. „Wir werden erst Ruhe im Sinne einer epidemischen Lage haben, wenn tatsächlich der Großteil der Bevölkerung geimpft oder genesen ist“, sagte der KBV-Chef. Die Quote der Nicht-Geimpften gab Gassen mit 30 Prozent an.

Am 25. November läuft der Sonderstatus aus

SPD, Grüne und FDP wollen heute eine rechtliche Grundlage für die weitere Bekämpfung der Corona-Pandemie präsentieren. „Am Montag werden wir dem Parlament einen Gesetzentwurf zur angemessenen und entschlossenen Bekämpfung von Corona vorlegen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Dirk Wiese, der „Welt“. Der Entwurf solle in dieser Woche im Bundestag beraten werden und noch vor dem geplanten Auslaufen der epidemischen Notlage am 25. November in Kraft treten.

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt lehnte in der ARD-Sendung Anne Will eine Verlängerung ab und betonte, notwendig sei eine Lösung, die ausreichend und auch angesichts einer Mehrheit geimpfter Menschen in Deutschland auch rechtssicher sei. Zu Details der Neuregelung wollte sich Göring-Eckardt nicht äußern. Zur Frage, ob es eine bundesweite 2G-Regel, also Zutritt nur für Geimpfte und Genesene, geben soll, sagte sie, das lasse sich aus ihrer Sicht nicht rechtssicher bundesweit machen.

Ende der epidemischen Lage Ampel-Parteien planen neue Corona-Regeln

Am 25. November läuft die epidemische Lage aus – und damit die Rechtsgrundlage vieler Corona-Maßnahmen.

Aus Fraktionskreisen hatte es am Wochenende geheißen, die drei möglichen Koalitionspartner wollten unter anderem neue Regelungen zum Testangebot festschreiben. Auf eine bundesweite 2G-Regel wollen die Ampel-Parteien verzichten. Wie die „Bild am Sonntag“ unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtete, erwägen SPD, Grüne und FDP unter anderem eine tägliche Testpflicht für Mitarbeiter und Besucher in Pflegeheimen – unabhängig davon, ob diese geimpft oder genesen sind.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte in der „Bild“-Zeitung, dies sofort umzusetzen und nicht bis zum 25. November zu warten. Zudem müsse die Testpflicht für die gesamte Altenpflege gelten, „auch für eine Million Menschen, die durch ambulante Dienste zu Hause betreut werden“.