Landesregierung MV: Nur drei Neue auf den Minister-Sesseln
15. November 2021Zum ersten Mal sind die Frauen in der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns in der Überzahl. Dem Kabinett von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig gehören vier Frauen und vier Männer an.
Unter den acht Ministerinnen und Ministern im Kabinett von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sind nur drei Neulinge. Fünf Kabinettsmitglieder gehörten der Landesregierung bereits an – wenn auch nicht alle auf denselben Posten. Keiner von ihnen ist allerdings so lange dabei, wie Agrarminister Till Backhaus. Die SPD besetzt sechs Minister-Sessel, die Linke als kleiner Koalitionspartner zwei.
Till Backhaus (SPD), Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft und Umweltschutz:
Kein Landesminister in Deutschland war länger im Amt. Bereits vor 23 Jahren übernahm Till Backhaus das Landwirtschaftsministerium. Später kam der Bereich Umweltschutz hinzu, nun ist er auch zuständig für den Klimaschutz. Ob er angesichts eines einflussreichen Bauernverbandes ein Mehr an Umwelt- und Klimaschutz erreichen will und kann, muss sich erst noch zeigen. Der 62 Jahre alte Backhaus stammt aus Neuhaus an der Elbe, arbeitete zu DDR-Zeiten in zwei Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG). Seit 1990 ist er Mitglied des Landtags. Im September gewann er sein Direktmandat mit rund 51 Prozent der Stimmen – dem besten Ergebnis in Mecklenburg-Vorpommern.
Jacqueline Bernhardt (Linke), Ministerin für Justiz, Verbraucherschutz und Gleichstellung:
Zehn Jahre lang hat Jacqueline Bernhardt dem Landtag angehört. Zunächst war sie in der Linksfraktion Sprecherin für Kinder-, Jugend- und Familienpolitik. Seit 2016 war sie stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Mitglied des Rechtsausschusses. Die 44 Jahre alte Volljuristin wurde in Leipzig geboren, wo sie auch Rechtswissenschaften studiert hat. Für ein Aufbaustudium in Europarecht ging sie nach dem zweiten Staatsexamen zeitweise nach Wien. 2004 zog sie mit ihrem Lebensgefährten nach Mecklenburg-Vorpommern, arbeitete als Rechtsanwältin in Ludwigslust und von 2007 bis 2011 für die Linksfraktion im Landtag. Jacqueline Bernhardt hat einen Sohn, ist evangelisch und lebt in Groß Laasch im Landkreis Ludwigslust-Parchim.
Stefanie Drese (SPD): Ministerin für Soziales und Gesundheit
Seit fünf Jahren ist Stefanie Drese Chefin des Sozialressorts der Landesregierung. Künftig ist sie auch für den Bereich Gesundheit zuständig, der beim Wirtschaftsministerium angesiedelt war. Die 44 Jahre alte SPD-Politikerin stammt aus Rostock, wo sie Rechtswissenschaften studierte. Nach ihrem Referendariat arbeitete sie von 2003 bis 2016 als Rechtsanwältin. 2011 zog sie erstmals in den Landtag ein und wurde stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Stefanie Drese lebt mit ihren beiden Kindern in der Nähe von Bad Doberan.
Der Volkswirt kam 2019 als Staatssekretär ins Schweriner Finanzministerium. Zwei Monate später ernannte ihn Ministerpräsidentin Manuela Schwesig zum Chef ihrer Staatskanzlei. Der 56 Jahre alte Volljurist stammt aus Baden-Württemberg und ist seit langem in der SPD-Bundespolitik aktiv. 2002 wurde er Mitarbeiter von Frank-Walter Steinmeier, dem damaligen Leiter des Bundeskanzleramts. Geue gilt als einer der Protagonisten der umstrittenen sozialpolitischen „Agenda 2010“ der SPD. Von 2011 bis 2012 war er Finanzstaats-Sekretär in Sachsen-Anhalt, bevor er den Wahlkampf für den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück leitete. Danach arbeitete er als Beamter im Bundesfinanzministerium.
Bettina Martin (SPD), Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europa-Angelegenheiten:
Die in West-Berlin aufgewachsene Bettina Martin gilt als enge Vertraute von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). Als Schwesig eine der stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden war, leitete Martin Schwesigs Büro. 2013 nahm Schwesig sie als führende Mitarbeiterin mit ins Bundesfamilienministerium. Als Schwesig 2017 Regierungschefin in Schwerin wurde, ernannte sie Martin erst zur Bevollmächtigten Mecklenburg-Vorpommerns beim Bund, dann zur Bildungsministerin. Den Posten muss sie nun Simone Oldenburg (Linke) überlassen. Martin hat unter anderem politische Wissenschaften und Volkswirtschaft studiert. Sie ist verheiratet und hat zwei Söhne.
Reinhard Meyer (SPD): Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr, Energie, Landesentwicklung, Infrastruktur, Tourismus:
Der Chef des neuen „Superministeriums“ hat seine politische Karriere 1991 in Mecklenburg-Vorpommern begonnen – als Referent der SPD-Landtagsfraktion. 1994 wurde er Büroleiter von Wirtschaftsminister Harald Ringstorff (SPD). Nach einigen Zwischenstationen ernannte ihn Ringstorff 2001 zum Wirtschafts-Staatssekretär, später zum Chef der Staatskanzlei. 2012 wechselte Meyer als Wirtschaftsminister nach Schleswig-Holstein. Nachdem die SPD dort abgewählt war, kam er 2018 nach Schwerin zurück, erst als Chef der Schweriner Staatskanzlei, seit 2019 als Finanzminister. Der 62 Jahre alte Meyer wurde in Bonn geboren und hat in Braunschweig, Hamburg und Speyer studiert.
Simone Oldenburg (Linke), Ministerin für Bildung und Kindertagesstätten:
Zehn Jahre lang hat Simone Oldenburg seit 2011 als Landtagsabgeordnete die Bildungspolitik der SPD/CDU-Koalitio+n attackiert. Nun darf sie als Bildungsministerin versuchen, es besser zu machen.
Christian Pegel (SPD), Minister für Inneres, Bau und Digitalisierung:
Pegel war seit 2014 als Minister für die Bereiche Energie, Infrastruktur und Digitalisierung zuständig. Das Ministerium wird aufgelöst. Als neuer Innenminister soll sich Pegel auch weiterhin um die Digitalisierung, aber auch um Baupolitik kümmern. Pegel kam als Student aus seiner Heimatstadt Hamburg 1995 an die Universität Greifswald, wo er Rechtswissenschaften studierte und sich politisch in den studentischen Gremien engagierte. Von 2005 bis 2012 arbeitete er als Rechtsanwalt in Greifswald, bevor ihn Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) zum Chef der Staatskanzlei ernannte. Seit 2015 ist der 47-Jährige stellvertretender SPD-Landesvorsitzender, seit 2016 ist er Mitglied des Landtags.