Novavax beantragt Zulassung – Corona-Gamechanger? So funktioniert der Impfstoff, der selbst Skeptiker überzeugt
17. November 2021Noch ist in der EU kein Totimpfstoff gegen das Coronavirus zugelassen. Das könnte sich allerdings bald ändern. Denn das US-Unternehmen Novavax beantragte jetzt die Marktzulassung bei der EMA-Behörde. FOCUS Online beantwortet die wichtigsten Fragen zum neuen Vakzin.
Der US-Pharmakonzern Novavax hat für seinen Corona-Impfstoff eine Marktzulassung in der Europäischen Union beantragt. Das teilte die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) am Mittwoch mit. Die Experten hätten bereits mit der Prüfung begonnen und würden voraussichtlich in „einigen Wochen“ eine Entscheidung bekanntgeben.
So funktioniert der Totimpfstoff
Bei dem Vakzin handelt es sich um einen sogenannten Totimpfstoff. Das bedeutet, er enthält mithilfe von physikalischen oder chemischen Prozessen abgetötete Bestandteile des Coronavirus. Indem diese inaktiviert wurden, können sie sich nicht mehr im Körper vermehren.
Sie werden vom Körper als fremd erkannt und regen somit das körpereigene Abwehrsystem zur Antikörperbildung an, ohne dass die jeweilige Krankheit ausbricht. Der Totimpfstoff löst also genauso wie die anderen, schon zugelassenen Impfstoffe eine Reaktion des Immunsystems aus. Die Folge: Antikörper entstehen.
Dieser Mechanismus wird seit Jahrzehnten etwa bei der Impfung gegen Hepatitis, Polio, Tetanus und auch der Grippe angewendet. Manche Impfskeptiker halten Totimpfstoffe deshalb für sicherer als die neuartigen Impfstoffe gegen Corona von Biontech/Pfizer und Moderna.
Totimpfstoff überzeugt selbst viele Impfskeptiker
Das zeigt auch eine Forsa-Umfrage von rund 3000 Ungeimpften aus dem Oktober, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vorliegt. Demnach würden sich zwar rund zwei Drittel der bisher nicht Geimpften „auf gar keinen Fall“ in den kommenden zwei Monaten gegen Corona impfen lassen – außer, es handele sich dabei um einen Totimpfstoff. Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) gab an, dass dessen Zulassung ihre Impfbereitschaft erhöhen würde.
Die These, dass die Totimpfstoffe sicherer sind als die Lebendimpfstoffe, die bereits jetzt gegen Corona verimpft werden, ist medizinisch allerdings nicht haltbar. Das erklärt Virologe Jonas Schmidt-Chanasit unlängst der „Bild“. „Es gibt zwar eine längere Erfahrung mit bestimmten Totimpfstoffen wie etwa gegen Hepatitis B, aber ein Vergleich ist schwer möglich. Jeder Impfstoff muss einzeln betrachtet und beurteilt werden.“
Ab wann der Impfstoff von Novavax, sofern er von der EU-Kommission zugelassen wird, hierzulande auch verimpft werden kann, ist im Moment noch unklar. Fest steht allerdings, dass Brüssel bereits Verträge mit dem US-Hersteller geschlossen hat, um Impfdosen zu bekommen.
Unternehmen reichte schon Zulassungsantrag bei WHO ein
Anfang November hatte Novavax bereits eine Notzulassung bei der Weltgesundheitsbehörde (WHO) eingereicht. Der Hersteller wolle sich weiterhin darauf konzentrieren, den Zugang und die gerechte Verteilung des Impfstoffs zu beschleunigen, „um bedürftige Menschen auf der ganzen Welt zu erreichen“, wie Firmenchef Stanley C. Erck erklärte. Niemand sei sicher, solange nicht alle sicher seien.