Moderna als Booster-Impfstoff – gut oder Spahns Resterampe?
21. November 2021Bitte verstärkt mit dem Corona-Impfstoff von Moderna boostern! Das ist der Plan von Gesundheitsminister Spahn, der die Biontech-Lieferungen an Hausärzte deckeln will. Das sorgt für Entrüstung.
Was für ein Wirrwarr! Die Corona-Infektionszahlen steigen rasant, neben Impfen ist Boostern das Gebot der Stunde. Und ausgerechnet jetzt will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Lieferungen mit dem Biontech-Impfstoff an die Hausärzte zeitweise begrenzen.
Für die Auffrischungsimpfungen solle bevorzugt der Impfstoff von Moderna eingesetzt werden, so der Plan von Spahn. Weil bei den auf Lager liegenden Moderna-Dosen das Verfallsdatum bald erreicht sei.
Kritik aus den Reihen von SPD und Grünen
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach reagiert mit Unverständnis. „Das können wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht leisten„, so Lauterbach im Deutschlandfunk mit Blick auf die steigenden Corona-Zahlen.
Auch der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen warnte vor einer Begrenzung bei den Biontech-Lieferungen. „Das sollten wir nicht tun! Wir brauchen alles andere als eine Handbremse beim Impfen„, twitterte er.
Viele hierzulande vertrauen dem Biontech-Impfstoff
Doch ungeachtet dessen stellen sich viele die Frage, warum noch so viele Moderna-Impfdosen auf Lager liegen. Ist Moderna etwa der neue Impfstoff zweiter Klasse? Lauterbach glaubt, dass viele Menschen in Deutschland dem Biontech-Impfstoff besonders vertrauen. Umso unverständlicher sei es, dass angesichts der aktuellen Lage Spahn die Biontech-Lieferungen an die Hausärzte deckeln wolle.
Ein Negativ-Image hatte vor einiger Zeit der Impfstoff von Astrazeneca – wegen Komplikationen mit besonders schweren Sinusvenen-Thrombosen. Inzwischen wird er nur noch an über 60-Jährige verimpft.
Moderna-Impfstoff gilt als sicher und wirksam
Das Bundesgesundheitsministerium beeilte sich am Samstag mitzuteilen, dass sowohl Biontech als auch Moderna „sicher, wirksam und gleich gut für Auffrischungsimpfungen geeignet“ seien. Ähnlich äußerte sich auch Grünen-Gesundheitspolitiker Dahmen via Twitter:
Das Problem ist jedoch: Der Moderna-Impfstoff darf nach der neuesten Stiko-Empfehlung bei bestimmten Personengruppen nicht eingesetzt werden. „Alle unter 30 Jahre – Kinder, Jugendliche und Erwachsene und zudem alle Schwangeren – müssen mit Biontech geimpft werden„, sagte Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen der dpa.
Gerät das Boostern ins Stocken?
Der Impfstoff von Moderna habe im Vergleich zu dem von Biontech ein etwas erhöhtes Risiko, dass es infolge der Impfung zu Herzmuskelentzündungen vor allem bei Jüngeren komme, sagte der Hannoveraner Immunologe Prof. Reinhold Förster der „Aktuellen Stunde“. Der Moderna-Impfstoff sei aber bestens geeignet für über 30-Jährige. Hier spreche nichts dagegen, den Impfstoff von Moderna fürs Boostern zu nehmen.
Kreuzimpfungen sind wirksam
Welche Kombination von Impfstoffen wirkt am besten? Eine Kreuzimpfung, findet SPD-Gesundheitspolitiker Lauterbach, der Epidemiologe ist. Das bedeutet: Moderna für Biontech-Geimpfte, Biontech für Moderna-Geimpfte und Moderna für Geimpfte mit Johnson & Johnson, twitterte Lauterbach vor einiger Zeit. Und welcher Booster bei Astrazeneca? Das sei nicht untersucht worden – aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit: Moderna
Auch der Krefelder Impfarzt Wilhelm Stutzinger nennt Kreuzimpfungen wirksam. „Wir wissen, dass der Moderna-Impfstoff, wenn wir ihn auf zweifach mit Biontech-Geimpfte geben, eine längere Immunantwort bewirkt„, sagte Stutzinger der „Aktuellen Stunde“. Menschen sollten also nicht irritiert sein, wenn die Booster-Impfung nach zweimal Biontech nun mit dem Moderna-Impfstoff erfolgt. Sondern sich freuen, dass es diese Möglichkeit gibt.