Kultur und Gastronomie leiden unter 2G-Plus
30. November 2021Kultureinrichtungen und Gastronomen in Mecklenburg-Vorpommern leiden unter den geltenden 2G-Plus-Beschränkungen, die unter anderem in Museen, Theatern und Kinos den Zutritt nur Geimpften und Genesenen mit einem zusätzlichen Negativtest erlauben. Zahlreiche Häuser verzeichnen einen Besucherrückgang.
Das Mecklenburgische Staatstheater verbuchte seit Montag vergangener Woche rund 300 Kartenstornierungen, wie eine Sprecherin am Montag sagte. Bereits vor der Einführung der 2G-Plus-Regel sei der Vorverkauf für Vorstellungen in den kommenden Wochen zurückgegangen. Die Besucher zeigten sich aufgrund der steigenden Infektionszahlen offenbar zurückhaltend, Veranstaltungen zu besuchen. Viele seien auch unsicher, welche Tests sie für einen Theaterbesuch vornehmen lassen müssten oder wo dies möglich sei, berichtete die Sprecherin. Das Staatstheater plane deshalb, ein eigenes Testzentrum einzurichten.
Kinos beklagen fehlende Testinfrastruktur
Auch in den Kinos herrscht Krisenstimmung. Die Besucherzahlen seien massiv eingebrochen, „bis hin zu einstelligen Besucherzahlen am vergangenen Wochenende“, sagte der Geschäftsführer der Filmland MV GmbH, Volker Kufahl. Viele gewerbliche Kinos spielten nur noch tageweise. Die Testinfrastruktur fehle, dadurch könnten sich Leute nicht für 2G-Plus freitesten. Mitarbeiter Fabian Liebenow von der Filmland MV GmbH schrieb in einem Brief an die Kinomacher im Land, mit den 2G-Plus-Vorgaben, die seit vergangenem Donnerstag in Kraft sind, sei nicht wirtschaftlich zu arbeiten. Die Regeln kämen einem „Lockdown durch die Hintertür“ gleich.
Die ersten Kinos hätten bereits angekündigt, wieder zu schließen. Dabei sei zu beachten, dass bei einer freiwilligen Betriebsschließung möglicherweise der Anspruch auf Überbrückungshilfe und andere staatliche Hilfen entfalle. Auf den Dörfern gibt es kaum noch öffentliche Filmvorführungen. Nach Angaben des Landesverbandes Filmkommunikation, der Filme für derartige Aufführungen an Vereine und ähnliche Anbieter vermittelt, haben von 41 aktiven Spielstellen im Land bisher 32 wegen 2G-Plus storniert.
Erste Museen an der Mecklenburgischen Seenplatte stellen Regelbetrieb ein
Erste Museen schließen: Das Schliemann-Museum in Ankershagen und das 3 Königinnen Palais in Mirow (beides Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) stellen den Regelbetrieb an diesem Dienstag ein, wie die beiden Häuser mitteilten. „Diese Entscheidung wurde aufgrund des derzeit stark zunehmenden Infektionsgeschehens im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte getroffen“, hieß es. Lediglich angemeldete Gruppen ab zehn Personen könnten bei Einhaltung aller Hygienevorschriften noch kommen.
Gastronomen beklagen dramatische Lage
Auch die Gastronomie durchläuft nach Ansicht des Dehoga-Verbands derzeit eine dramatische Lage. Die Situation könne in zwei Teile gegliedert werden: In die Gaststätten, in deren näherer Umgebung eine funktionierende Testinfrastruktur vorhanden ist, sagte des Präsident des Dehoga MV, Lars Schwarz, am Dienstag. Diese hätten die Möglichkeit, sich bei großen Umsatzverlusten über Wasser zu halten.
Dehoga: 2G-Plus „wie ein Lockdown“
Auf der anderen Seite stehen die, deren potenziellen Gäste keine Chance haben, sich vor dem Besuch testen zu lassen. Dort sei die Gastronomie weitgehend verwaist. „Für uns wirkt die Einführung der 2G-Plus-Regelung ohne vorherigen Aufbau der Testinfrastruktur wie ein Lockdown.“ Viele Betriebe hätten deshalb bereits auf Abholung oder Lieferung umgestellt. Die Landesregierung habe bereits angekündigt, dass es eine Entschädigung in dem großen Umfang wie im vergangenen November nicht geben werde. Parallel gebe es die Möglichkeit, Kurzarbeitergeld zu beantragen. „Weitere Wirtschaftshilfen sind dringend nötig, sonst werden viele Betriebe diesen Winter nicht überleben“, betonte der Dehoga-Präsident.