Immungedächtnis bleibt: Antikörper sind nicht alles: Gegen Omikron haben Geimpfte noch eine andere Waffe

Immungedächtnis bleibt: Antikörper sind nicht alles: Gegen Omikron haben Geimpfte noch eine andere Waffe

16. Dezember 2021 Aus Von mvp-web

Es wird nicht mehr lange dauern: Omikron ist dabei Delta zu verdrängen. Die neue Corona-Variante verbreitet sich schneller als ihre Vorgänger – auch, weil sie den Antikörpern des Immunsystems entwischen kann. Trotzdem können Geimpfte und Genesene Omikron bekämpfen.

Wie stark Omikron in Deutschland bereits verbreitet ist, ist unklar. Aktuell weisen die Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) noch unter 100 Fälle aus, die Datensammel-Seite GISAID gut 100 (Stand: 16.12.21). Allerdings analysiert die Bundesrepublik auch relativ wenig Coronavirus-Problem im Labor – verglichen mit anderen Ländern. Experten sprechen hier von Sequenzierung.

Wir haben also kein klares Bild der Omikron-Lage. Darauf weist etwa der Virologe Alexander Kekulé in seinem Podcast hin. Klar sei deswegen: Delta werde von Omikron „demnächst abgelöst“. Fraglich sei der konkrete Zeitpunkt. Die Variante gelte es „im Zaum zu halten“.

Geimpfte und Genesene haben einen Omikron-Schutz

Die Impfstoffe sind hierfür ein Werkzeug von vielen. Zwar wird es gerade ein wenig stumpf. Die aktuellen Vakzine schützen nicht mehr so wirksam vor der Ansteckung mit Omikron. Das zeichnet sich bereits in mehreren Labor-Untersuchungen ab.

Aber es gibt auch positive Zeichen. Denn ganz entscheidend ist, wie es um den Schutz vor schweren Verläufen und Tod steht. Da liefert Südafrika ganz aktuelle Zahlen, sogenannte Real-World-Daten. Geimpft wurden die Menschen dort vor allem mit Biontech und Johnson&Johnson. Der South African Medical Research Council (SAMRC) und der größte private Krankenversicherer Discovery analysierten Omikron-Verdachtsfälle. SAMRC-Präsidentin Glenda Gray sagte über Johnson&Johnson: „Die gute Nachricht ist, dass sich zeigt, dass das Vakzin wirksam schwere Erkrankung und Tod verhindert.“ Von Biontech gibt es ebenfalls Hinweise darauf, dass die Geimpften die Mutante nach wie vor austricksen können – denn der T-Zell-Antwort entkommt sie nicht. Im Gegensatz zu den Antikörpern.

Die gute Nachricht: Die zweite Säule der Immunantwort greift

Das menschliche Immunsystem bekommt durch die Impfung, oder auch die Infektion, verschiedene kleine Werkzeuge, um künftige Angriffe durch das Coronavirus abzuwehren. Dazu gehören beispielsweise Antikörper und T-Zellen. Christoph Neumann-Haefelin, Leiter der Arbeitsgruppe Translationale Virusimmunologie an am Universitätsklinikum Freiburg, erläuterte in einer Gesprächsrunde des Science Media Center: Vereinfacht gesagt, hätten wir zwei Säulen der Immunantwort. Der ersten, nämlich den Antikörpern, kann das Virus entwischen.

Die gute Nachricht ist: Die T-Zell-Antwort ist nicht wesentlich vermindert“, sagte Neumann-Haeflin. Denn die Mutationen seien nicht dort, wo T-Zellen angreifen. Sie bilden als Immungedächtnis die zweite Säule der Infektabwehr.

Der Experte für Virusimmunologie vergleicht den Impfschutz mit einer mittelalterlichen Stadt. Durch verschiedene Maßnahmen wird sie schwerer einzunehmen. Sprich, eine Booster-Impfung erhöhe in jedem Fall den Schutz. Jeder baue praktisch eine möglichst hohe Stadtmauer durch Boosterung. Gelangen doch einige Eindringlinge über die Stadtmauer, weil die Antikörper eben Omikron nicht so wirksam ausschalten, greifen immer noch die T-Zellen ein. Den Schutz vor schwerer Erkrankung schätzte Neumann-Haefelin daher immer noch als relativ gut ein – was zu den vorläufigen Daten aus Südafrika passt.

Denn das Immungedächtnis bleibt erhalten, auch wenn die Antikörper-Spiegel in den Monaten nach der Impfung wieder sinken.

Hierzu teilte der Infektiologe Amesh Adalja vom Johns Hopkins Center for Health Security kürzlich ein Bild, um zu verdeutlichen: Für die T-Zellen sehen die Sars-CoV-2-Varianten gleich aus.