Epidemiologe gibt Lage-UpdateJeden Tag neue Corona-Rekorde: Bleibt die Todes-Kurve trotzdem weiter unten?
7. Februar 2022Während die Corona-Fallzahlen in Deutschland in die Höhe schießen, meldet das RKI von Woche zu Woche weniger Todesfälle. FOCUS Online erklärt, woran das liegt – und ob uns noch ein Anstieg bei den Todesfällen droht.
Die Infektionszahlen in Deutschland befinden sich auf einem neuen Rekordhoch. Tag für Tag meldet das RKI neue Höchstwerte – zuletzt 95.267 Neuinfektionen binnen 24 Stunden, die Inzidenz liegt bei 1426.
Ganz anders entwickeln sich die Todeszahlen: Nach dem jüngsten Peak Mitte Dezember sanken die Fälle in den vergangenen Wochen deutlich. So meldet das RKI für den Dezember 2021 9824 mit Covid Verstorbene, für den Januar 2022 lediglich 2256.
Wird die Zahl der Todesfälle nochmal steigen?
In anderen Ländern stiegen die Infektionszahlen durch die Omikron-Variante zuletzt ebenfalls wieder rapide an. In deutlich geringerem Maße galt das etwa in Dänemark und Südafrika auch für die Todeszahlen. Heißt das, dass auch wir uns noch auf einen Anstieg der Todesfälle gefasst machen müssen?
„Da die Verbreitung des Virus aktuell extrem schnell verläuft und derzeit so enorm viele Menschen eine Infektion durchmachen wie noch nie seit Beginn der Pandemie, sieht man weltweit leider auch die absoluten Zahlen an schweren Verläufen mit Todesfolge wieder steigen“, erklärt Epidemiologe Ralf Reintjes auf Nachfrage von FOCUS Online.
„Da wir derzeit auch wieder steigende Zahlen von Corona-assoziierten Todesfällen in Ländern wie Großbritannien, Südafrika, Israel und Dänemark sehen ist davon auszugehen, dass wir auch hier in Deutschland ähnliches erleben werden – zumal die Impfquote bei etwa 75 Prozent stagniert.“
Drei Gründe, warum die Todesfälle sinken
Doch woran liegt es, dass die Todesfälle sich gegenteilig zu den Infektionszahlen in den vergangenen Wochen entwickeln? Dafür gibt es drei mögliche Gründe.
1. Die Impfquote
In Deutschland sind bereits 61,8 Millionen Menschen gegen das Coronavirus geimpft. Das sind 74,3 Prozent der Gesamtbevölkerung. 44,9 Millionen Menschen, also 53,9 Prozent, haben zusätzlich eine Auffrischungsimpfung erhalten.
Zwar gilt die in Deutschland vorherrschende Omikron-Variante als deutlich infektiöser als die Vorgänger-Varianten und entkommt zumindest teilweise dem Immunschutz von Geimpften. Vor schweren Verläufen schützen die in Deutschland zugelassenen Vakzine, insbesondere nach der Auffrischungsimpfung, allerdings weiterhin. Damit lässt sich erklären, warum es in einer Bevölkerung mit fast drei Vierteln Geimpften zu weniger Todesfällen kommt als früher.
2. Die Eigenheiten der Omikron-Variante
Die Impfquote allein ist aber vermutlich nicht ausschlaggebend für die niedrigen Todeszahlen. Die Omikron-Variante selbst könnte eine weitere wichtige Rolle spielen. Denn sie gilt nicht nur als infektiöser, sondern auch als milder. Sie infiziert zwar schneller und dadurch mehr Menschen, diese erleiden in der Regel aber weniger schwere Verläufe. Es kommt also seltener zu Hospitalisierungen und Todesfällen als bei früheren Varianten.