Steigende Preise: Inflation verschärft Armutssituation

Steigende Preise: Inflation verschärft Armutssituation

9. Februar 2022 Aus Von mvp-web
Stand: 09.02.2022 14:33 Uhr

Ob an der Zapfsäule oder an der Supermarktkasse: Die Preise sind zuletzt in vielen Bereichen gestiegen. In Mecklenburg-Vorpommern lag die Inflationsrate im Januar bei 5,3 Prozent, im Dezember waren es sogar 5,7 Prozent. Die Folgen sind insbesondere für Empfänger niedrigerer Einkommen spürbar.

Inflation wirke sich immer zunächst auf die Konsumausgaben wie etwa Lebensmittel, Kleidung und Miete aus, sagte der Rostocker Sozialforscher André Knabe bei NDR MV Live. „Je höher der Anteil ist, den ich von meinem verfügbaren Einkommen im Monat für Konsum und laufende Kosten ausgeben muss, desto stärker bin ich von Inflation betroffen.“ Das bedeute, dass Haushalte mit geringeren Einkommen unmittelbar eine stärkere Wirkung von Inflation zu spüren bekommen, weil sie 80, 90 oder 100 Prozent ihres Einkommens ausgeben müssten, so Knabe. „Inflation wirkt sich ungleich je nach materieller Lage der Haushalte aus.“

Sozialforscher: Inflation „Verschärft Armutssituation“

Bei Empfängern niedrigerer Einkommen „verschärft es die Armutssituation unmittelbar.“ Mittel- bis langfristige Effekte gebe es aber auch bei Einkommensschichten, die darüber liegen. Diese könnten weniger sparen und hätten weniger Geld für Investitionen oder die Altersvorsorge zur Verfügung. Mecklenburg-Vorpommern liegt mit einer Armutsquote von rund 20 Prozent bundesweit auf den hinteren Rängen. Armutsgefahr drohe auch für Teile der Mittelschicht, so Knabe. Einmalige Zuschüsse seitens der Politik würden zwar unmittelbar helfen, aber flankierend müssten auch langfristig wirkende Maßnahmen eingeleitet werden, meint Knabe.

Hohe Preissprünge bei Energie

Forscher beobachten derzeit die höchsten Preissterigerungen seit 30 Jahren. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Amtes trieben zuletzt insbesondere die Preissprünge bei Energie und Kraftstoffen die Lebenshaltungskosten nach oben. So waren Diesel und Benzin 26,4 Prozent teurer als im Januar 2021. Zum Vormonat Dezember gingen die Spritpreise noch einmal um 3,8 Prozent nach oben. Strom war 21,1 Prozent teurer als vor Jahresfrist, wobei der Preissprung zum Jahreswechsel mit einem Anstieg von 20 Prozent besonders drastisch ausfiel. Auch für das Heizen mussten Verbraucher deutlich tiefer in die Tasche greifen: Die Preise für Heizöl stiegen innerhalb eines Jahres um 32,5 Prozent, für Fernwärme um 22,9 Prozent und für Gas um 8,2 Prozent.

Kartoffelpreise stark gestiegen

Die Mieten als wesentlicher Ausgabenfaktor lagen im Januar um 1,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Bei Nahrungsmitteln stiegen die Preise im Schnitt um 5,3 Prozent. Besonders hohe Steigerungen gab es im Jahresvergleich bei Butter (20,3 Prozent), Eiern (19 Prozent) und Kaffee (14,3 Prozent). Fleisch war 5,4 Prozent teurer als vor einem Jahr, Fisch hingegen nur um 1,1 Prozent. Die Preise für Obst legten um 3 Prozent zu. Gemüse war 6,1 Prozent teurer, wobei Kartoffeln mit einem Plus von 18 Prozent besonders kräftig zulegten.