Bundesregierung: Das sind die neuen und alten Dienstwagen der Minister
15. Februar 2022Die Ampelkoalition will alternative Antriebe fördern. Doch nicht alle Minister fahren spritsparend. Das hat auch Sicherheitsgründe. Eine Übersicht.
Ein Dienstwagen hat Symbolkraft. Mit dem Einzug von Olaf Scholz ins Kanzleramt gibt es eine neue Bundesregierung und mit ihr neue Dienstfahrzeuge. SPD, Grüne und FDP haben sich im Koalitionsvertrag vorgenommen, alternative Antriebe zu fördern. Die Dienstwagen der Minister reichen aber in dieser Legislaturperiode von Vollstromern über Plug-in-Hybride bis zu Verbrennern.
In der Vergangenheit sorgte der Fuhrpark deutscher Spitzenpolitiker oft für Kritik. So hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bereits 15-mal die Dienstwagen der Politiker mit „Grünen“, „Gelben“ und „Roten Karten“ bewertet. Die Ampelkoalition unter Olaf Scholz dürfte im kommenden Ranking besser abschneiden als die Große Koalition im Vorjahr.
Das liegt auch an den Grünen. Allerdings: Klima- und Wirtschaftsminister Robert Habeck greift auf ein gepanzertes Verbrennerfahrzeug zurück. Die Entscheidung liegt jedoch nicht allein in seiner Hand.
Das sind die Dienstwagen der Minister und Ministerinnen:
Klara Geywitz (SPD) – Bauen und Wohnen
Klara Geywitz leitet das neu geschaffene Ministerium. Während der neue Verantwortungsbereich bekannt ist, ist es das Dienstfahrzeug nicht. Für welches Modell sich die SPD-Politikerin entschieden hat, ist nicht bekannt. Derzeit nutzt sie den Fuhrpark des Bundestags.
Svenja Schulze (SPD) – Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Die ehemalige Umweltministerin hat das Ressort gewechselt. Ihren alten Dienstwagen fährt jetzt Familienministerin Anne Spiegel. Welchen Dienstwagen Svenja Schulze in ihrem neuen Amt nutzt, ist nicht bekannt. Vorgänger Dr. Gerd Müller fuhr den Plug-in-Hybrid Audi A8 L 60 TFSI e quattro. |
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Bettina Stark-Watzinger (FDP) – Bildung und Forschung Die FDP-Politikerin Bettina Stark-Watzinger will sich in ihrem Bereich für mehr Innovationen einsetzen. Derzeit fährt sie wohl den Plug-in-Hybrid Audi A8 L 60 TFSI e quattro ihrer Vorgängerin Anja Karliczek. |
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Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) – Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz Im Dezember hat die studierte Agrarwissenschaftlerin und ausgebildete Zootechnikerin das Umweltministerium übernommen. Mit der Übernahme bekam sie auch den Dienstwagen ihrer Vorgängerin Svenja Schulze, die in der letzten Legislaturperiode den einzigen vollelektrischen Wagen fuhr. Lemke ist auch in den kommenden Jahren im Mercedes-Benz EQC unterwegs. |
Wolfgang Schmidt (SPD) – Kanzleramt
Wolfgang Schmidt ist der engste Vertraute von Olaf Scholz. Welchen Wagen der Kanzleramtsminister in Zukunft fahren wird, ist noch unklar.
Volker Wissing (FDP) – Verkehr und Digitales
Kaum ein Fuhrpark eines Ministeriums hat eine größere Symbolkraft als die des Verkehrsministeriums. FDP-Verkehrsminister Volker Wissing hat sich in der Vergangenheit vor allem für alternative Antriebe wie Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe eingesetzt. In den letzten Wochen ruderte er etwas zurück, denn massentauglich sind diese Antriebe noch nicht. Wissing wird wohl auf einen batteriebetriebenen Dienstwagen ausweichen. Derzeit ist er in Gesprächen mit den drei führenden deutschen Autoherstellern.
Karl Lauterbach (SPD) – Gesundheit
Kein Minister in der Ampelkoalition polarisiert die Deutschen wohl so sehr wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Der Epidemiologe gilt als einer der profiliertesten Gesundheitspolitiker des Landes. Doch Lauterbachs Forderungen nach strengen Coronaregeln sorgten in der Vergangenheit auch für viele Diskussionen und gezielte Drohungen gegen den Leverkusener. Die Folge: Der Gesundheitspolitiker Lauterbach greift auf den Fuhrpark des BKA zurück, in dem sich besonders stark gesicherte Modelle wie der Mercedes-Benz S 600 Guard (V 222), der Audi A8 L W12 6.0 und der 7er BMW (G11/G12) befinden.
Anne Spiegel (Bündnis 90/Die Grünen) – Familie, Senioren, Frauen und Jugend Die Grünenpolitikerin Anne Spiegel leitete das Familienministerium bereits von 2016 bis 2021 in Rheinland-Pfalz. Spiegel ist eine von drei Politikerinnen, die auch in Zukunft batteriebetrieben fahren wird. Sie wird im BMW i4 unterwegs sein. Geliefert ist der Wagen bis jetzt aber noch nicht. |
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Cem Özdemir (Bündnis 90/ Die Grünen) – Ernährung und Landwirtschaft Landwirtschaftsminister Cem Özdemir sorgte für Aufsehen, als er zur Vereidigung im Schloss Bellevue mit dem E-Fahrrad vorfuhr. Im politischen Alltag kann der Grünenpolitiker jedoch nicht alle Strecken mit dem Rad zurücklegen. Für Termine außerhalb von Berlin-Mitte wird Özdemir deshalb auf einen Audi e-tron zurückgreifen. |
Christine Lambrecht (SPD) – Verteidigung Christine Lambrecht obliegt als Verteidigungsministerin eine der höchsten Sicherheitsstufen unter deutschen Amtsträgern. Über das Modell, das die Ministerin in dieser Legislaturperiode fahren wird, herrscht Stillschweigen. In der Großen Koalition unter Kanzlerin Angela Merkel waren zumindest die Staatssekretäre des Ministeriums für Verteidigung mit Dieselfahrzeugen wie dem Audi A8 50 TDI Quattro und dem BMW 730Ld xDrive unterwegs. |
Hubertus Heil (SPD) – Arbeit und Soziales Hubertus Heil ist der einzige Minister, der in seinem Amt geblieben ist. Bereits in der Großen Koalition war der SPD-Politiker Arbeitsminister. Das bedeutet auch, dass er seinem Dienstwagen treu bleibt. Er ist weiterhin im Audi A8 unterwegs. |
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Marco Buschmann (FDP) – Justiz
Der FDP-Politiker Marco Buschmann genießt in Fachkreisen und unter Kollegen hohes Ansehen. Der Jurist aus Gelsenkirchen ist der Architekt des FDP-Wahlerfolgs und seit 2013 engster Vertrauter von Parteichef und Finanzminister Christian Lindner. Ob Buschmann einen neuen Dienstwagen anschafft, ist nicht bekannt. Er könnte den Dienstwagen von Vorgängerin Christine Lambrecht übernehmen. Sie fuhr in der letzten Legislaturperiode als Justizministerin den Plug-in-Hybrid von Audi (A8 L 60 TFSI e quattro). |
Annalena Baerbock (Bündnis 90/ Die Grünen) – Auswärtiges Amt
Außenministerin Annalena Baerbock steigt auf einen Batterieantrieb um. Sie hat das Aushängeschild der deutschen Elektroautoindustrie bestellt – die Luxuslimousine Mercedes-Benz EQS. Nutzen darf sie den Wagen aber nur, wenn es die Sicherheitslage zulässt. Ansonsten muss die Grünenpolitikerin auf den Fuhrpark des BKA zurückgreifen.
Nancy Faeser (SPD) – Innen und Heimat
Die SPD-Landesvorsitzende in Hessen ist seit Dezember Innenministerin. In dieser Aufgabe ist sie in einem der 14 Sonderschutzfahrzeuge des BKA mit spezieller Panzerung unterwegs.
Christian Lindner (FDP) – Finanzen
FDP-Parteichef Christian Lindner führt in der Ampelkoalition das Finanzministerium. Als Finanzminister greift er auf ein Auto des Bundeskriminalamts zurück. Zu den Modellen gehören der Mercedes-Benz S 600 Guard(V 222), der Audi A8 L W12 6.0 und der 7er BMW (G11/G12). In welchem Wagen die Ministerinnen und Minister unterwegs sind, wird aus Sicherheitsgründen geheim gehalten.
Robert Habeck (Bündnis 90/ Die Grünen) – Wirtschaft und Klima
Seine Parteikollegen im Ministeramt sind allesamt auf einen batteriebetriebenen Dienstwagen umgestiegen. Klimaminister Habeck wird jedoch weiterhin auf einen Verbrenner zurückgreifen – müssen. Als Vizekanzler nutzt Habeck den Fuhrpark des Bundeskriminalamts (BKA), da er über eine höhere Sicherheitsstufe als andere Minister und Ministerinnen verfügt. Ein E-Auto, das die Voraussetzungen erfüllt, gibt es bisher nicht. Die Gründe der Hersteller sind einleuchtend: zu schwer, zu teuer, zu wenig Nachfrage.
Olaf Scholz (SPD) – Bundeskanzler
Der Dienstwagen des Bundeskanzlers wird auch in den kommenden vier Jahren ein Mercedes sein. Die S-Klasse S680 Guard ist 4,2 Tonnen schwer und kostet 544.000 Euro. Der Panzer auf vier Rädern ist explosionssicher und erfüllt laut Mercedes die höchste zivile Sicherheitsstufe. Außerdem verfügt der S680 Guard über eine Feuerlöschanlage, eine Frischluftzufuhr bei Gasangriffen sowie über Blitzleuchten, Sirenen und Funkgeräte. Das Mercedes-Modell mit Sechs-Liter-V12-Motor und 612 PS kann fast alles, außer Sprit sparen. Sein Verbrauch liegt bei fast 20 Liter pro 100 Kilometer.
Eine „Rote Karte“ der Deutschen Umwelthilfe im nächsten „Dienstwagen-Check“ müssen weder Scholz, Habeck und Lindner noch Faeser, Lauterbach oder Lambrecht befürchten. Ministerinnen und Minister, die aufgrund ihrer höheren Sicherheitsstufe ein Auto des BKA nutzen müssen, werden vom Ranking ausgenommen.