Wegen Gazprom – Ukraine-Krise belastet auch den Sport

Wegen Gazprom – Ukraine-Krise belastet auch den Sport

23. Februar 2022 Aus Von ...Susanne Kimmpert
Stand: 23.02.2022 13:00 Uhr

Angesichts der Entwicklungen in der Ostukraine fordert die Politik auch im Profisport Sanktionen, die „Russland vor allem wehtun“. Die Clubs und Verbände tun sich jedoch aufgrund großer Sponsoren-Abhängigkeiten schwer.

So ist das Unternehmen Nord Stream, an dem der russische Konzern Gazprom mehrheitlich beteiligt ist, einer der Sponsoren beim Frauenvolleyball-Bundesligisten SSC Schwerin. „Wir sind sehr beunruhigt und beobachten die Situation genau, hoffen aber nach wir vor auf eine diplomatische Lösung“, sagte SSC-Manager Michael Evers NDR 1 Radio MV. Ein Ende des Sponsorings würde die ohnehin wegen Corona finanziell kritische Lage des Clubs nur verschärfen.

SSC will an Sponsor Nord Stream festhalten

„Wir sind bereits vor mehreren Jahren eine Partnerschaft mit Nord Stream eingegangen, damals noch mit Nord Stream 1“, erklärte Evers. Ein freiwilliger Rückzug, also ein einseitiges Aufkündigen des Sponsoren-Vertrages mit Nord Stream 2 komme aktuell nicht in Frage: „Wir haben einen gültigen Vertrag und bieten unseren Sponsoren durch die Spiele in der Bundesliga eine Gegenleistung an. Diesen Anteil werden wir bis auf weiteres erfüllen.“

Auch Schalke 04 will abwarten

Ähnlich abwartend verhält sich der von Gazprom gesponsorte Fußball-Zweitligist FC Schalke 04: Man verfolge die politische Lage in Osteuropa „mit großer Sorge“, teilte der Club mit, ließ aber offen, ob er Konsequenzen zieht: „Der FC Schalke 04 wird die weitere Entwicklung beobachten, bewerten und nachdrücklich zum Frieden appellieren – zum Schutz der von der Krise betroffenen Menschen“, hieß es lediglich.

Beim europäischen Fußball-Verband UEFA herrscht derselbe Status quo: Es gebe „derzeit keine Pläne, den Austragungsort zu ändern“, heißt es zu Forderungen – wie vom britischen Premier Boris Johnson und Mitgliedern des Europaparlaments in Straßburg – nach einer Verlegung des Champions-League-Finales (28. Mai) aus der russischen Millionenmetropole St. Petersburg. Die Situation werde genau beobachtet.

EM 2024 in Deutschland – mit Gazprom?

Die dringende Frage nach Sponsor Gazprom dürfte sich aber jetzt schon stellen. Das russische Energieunternehmen ist seit Jahren enger Partner des Kontinentalverbandes und auch bei Europameisterschaften prominent in den Stadien platziert. Dies könnte auch bei der nächsten EM im Sommer 2024 in Deutschland der Fall sein.

„Es ist eine sehr heikle Situation, die sich stündlich ändern kann und die wir natürlich alle im Blick haben“, sagte DFB-Interimspräsident Rainer Koch der ARD-Sportschau und betonte: „Aktuell geht es um die Sicherung des Weltfriedens und damit um weitaus Wichtigeres als Fußball. Etwaige Folgen für den Fußball wird die UEFA gegebenenfalls kommunizieren.“

EM 2024 in Deutschland – mit Gazprom als Sponsor?

Der russische Staatskonzern ist über Sponsoringverträge im europäischen Fußball allgegenwärtig. Mehr bei sportschau.de

Handball: CL-Spiele von Saporoschje verlegt

Die Europäische Handball-Föderation wird wegen der eskalierenden Situation in den kommenden vier Wochen keine internationalen Spiele in der Ukraine ausrichten. So soll Motor Saporoschje, in der Champions-League-Vorrundengruppe B direkter Konkurrent der SG Flensburg-Handewitt, seine beiden Heimspiele gegen Paris Saint-Germain (1. März) und den FC Barcelona (3. März) in neutraler Halle im slowakischen Presov spielen.

Volleyball-WM: Russland soll Austragungsort bleiben

Der Volleyball-Weltverband FIVB denkt aktuell nicht darüber nach, Russland die Männer-WM 2022 (26. August bis 11. September) zu entziehen. „Der FIVB ist der Meinung, dass Sport immer von Politik getrennt bleiben sollte, aber wir beobachten die Situation genau, um die Sicherheit und das Wohlergehen aller Teilnehmer an unseren Veranstaltungen zu gewährleisten, was unsere oberste Priorität ist“, teilte der Weltverband mit.