In Stettin kommen die ersten Ukraine-Flüchtlinge an
27. Februar 2022Wegen Russlands Angriff auf die Ukraine sind Zehntausende Menschen auf der Flucht. Am Sonntag sind erste Kriegsflüchtlinge mit dem Zug in Stettin eingetroffen.
Kurz nach neun Uhr am Vormittag erreichte der Zug die polnische Metropole wenige Kilometer östlich von Mecklenburg-Vorpommern. Der durchgehende Intercity war am Vorabend direkt an der ukrainischen Grenze abgefahren. An Bord waren etwa 40 Flüchtlinge aus der Ukraine, darunter Igor mit seiner Familie aus Winnyzja. Die 300.000- Einwohnerstadt liegt mitten in der Ukraine. Über Lwiw (Lemberg) bis an die Grenze war es schwer. Zehn Stunden habe er, so berichtet er in gebrochenem Englisch, mit seinen Töchtern, seiner Frau und seinen Schwestern an der ukrainisch-polnischen Grenze warten müssen. Von Winnyzja bis nach Stettin waren sie drei Tage unterwegs. Mit dem Bus, zu Fuß und mit dem Zug.
Langes Warten an der Grenze
Im Zug kam auch der 16-jährige Modan mit seiner Mutter aus Brody. Der Ort liegt etwa 100 Kilometer von Lwiw entfernt. Auch sie haben lange an der Grenze nach Polen warten müssen. Von seinem Vater hat er lange nichts gehört, der kämpfe gegen die Russen, berichtet Modan. Eine Stettiner Flüchtling-Organisation hatte direkt am Bahnsteig kleine Stände aufgebaut. Mit dabei auch der freiwillige Helfer Philipp: „Hier geben wir ihnen erstmal was zu essen – Früchte, Wasser, Tee und Brot. Wir helfen ihnen beim Registrieren und haben auch Fahrer, um sie zu transportieren.“ Die Helfer verteilen auch Flyer mit wichtigen Informationen der Stettiner Stadtverwaltung.
Zu Verwandten in Stettin
Philipp berichtet, dass die meisten Flüchtlinge erst einmal in Stettin bleiben und unterkommen wollen. „Sie haben Verwandte hier, sie haben Freunde hier. Die Wurzeln vieler Ukrainer hier in der Region sind schon vierzig oder fünfzig Jahre alt.“ Einige der Flüchtlinge benutzen Stettin nur als Transit-Station. Sie wollen weiter nach Deutschland oder nach Dänemark. Die Stettiner Flüchtlings-Organisation stellt sich unterdessen darauf ein, dass in den kommenden Tagen die Zahl der Flüchtling aus der Ukraine weiter steigen wird.